Süddeutsche Zeitung

Football:Kampf um die Galaxy

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So wie es einmal war: Ein Unternehmer will mit Namen und Logo einer bekannten Marke an die große Zeit des Footballs in Frankfurt anknüpfen - dafür legt er sich nun sogar mit der amerikanischen NFL an.

Von Christoph Leischwitz, München

Matthias Mämpel hatte mit Kritikern gerechnet, das muss man verkraften, wenn man einen Traum verwirklichen will. Wenn es um Sport geht, ist der Unternehmer Mämpel Idealist. "Es geht um American Football, den man voranbringen muss", sagt der 29-Jährige.

Als Jugendlicher stand er oft im Stadion und schaute der Mannschaft Frankfurt Galaxy zu, die erst in der World League und später in der NFL Europe spielte. Letztere war von der amerikanischen Profiliga NFL von 1998 bis 2007 als eine Art Nachwuchsliga unterhalten worden. Es waren große Zeiten für Football in Frankfurt, oft kamen mehr als 30 000 Zuschauer, das Team gewann drei Mal die Meisterschaft, die sogenannte World Bowl. Um seinem Traum von einem neuen, großen Football-Team am Main zu verwirklichen, gründete Mämpel im vorigen Jahr die "Frankfurter Football Betriebs GmbH" (FFB), die nun für die Männer-Teams des Vereins Frankfurt Universe zuständig ist - und diese prompt in "Galaxy" umbenannte. Dafür, dass das Team nur in der zweithöchsten deutschen Liga spielt, war das Medienecho immens.

Doch die Umbenennung rief Skeptiker auf den Plan, aus verschiedenen Lagern. "Einige sagen, das habe mit der alten Galaxy doch gar nichts zu tun", erzählt Mämpel; er weiß, dass viele dieser Nostalgiker einst zum Kader der Galaxy gehörten - sie fühlen sich offenbar in ihrer Ehre verletzt. Hinzu kommt, dass Mämpel keiner von ihnen ist, er hat selbst nie gespielt.

Schlimmer aber ist, dass Mämpel von Beginn an Probleme mit den Namensrechten hatte; das räumt die FFB selbst ein: "Tatsächlich kamen der Galaxy einige Produkte eines europäischen Konsumherstellers namens Galaxi in die Quere", heißt es auf der Homepage. Der Eintrag der Namensrechte sei entsprechend geändert worden. Man dürfe nun, unter anderem, keine "Galaxy"-Servietten mehr verkaufen. Ansonsten, versicherte Mämpel, gebe es kein Problem mit dem Namen und dem von früher bekannten Logo. "Der Name hat Strahlkraft", sagt Mämpel, er sei ein "wichtiger Baustein" in den Planungen des Klubs. Auf Nachfrage bezüglich der Namens- und Markenrechte versicherte er, es gebe "mit nahezu absoluter Sicherheit keine Verbindung in die USA".

Dabei muss man im Zentrum des Football-Universums nur einmal nachfragen, und man bekommt ein klares Statement, das erkennen lässt: Die NFL ist sauer auf die Frankfurter. NFL-Sprecher Brian McCarthy teilte der SZ mit: Die Nutzung des Namens Galaxy "ist ein durchschaubarer Versuch, geistige Eigentumsrechte, die bei der NFL liegen, zu verletzen und auszunutzen". Was die NFL davon halte, habe sie der FFB schon im Herbst mitgeteilt: Diese habe sich "widerrechtlich und unverhohlen Bilder und Logos der Frankfurt Galaxy angeeignet", um ihr Team mit Blick auf potenzielle Geldgeber und Merchandising voran zu bringen. "Diese Gesellschaft erweckt den Eindruck, eine Verbindung zur NFL zu haben, wo keine existiert", sagt McCarthy.

FFB-Geschäftsführer Mämpel gibt sich davon überrascht. Man habe die Sache von einer Anwaltskanzlei prüfen lassen. Die NFL habe die Marke "Frankfurt Galaxy" beim Marken- und Patentamt Anfang 2012 löschen lassen, erst zwei Jahre später habe die FFB die Marke neu angemeldet. "Während der Widerspruchsfrist gab es keinen Einspruch von Seiten der NFL", teilt Mämpel mit. Auch liege ihm oder seinen Anwälten keine Unterlassungsverfügung vor.

Kann sein, dass die NFL es bei ihrer Aussage belässt, die wie eine Drohung wirkt - immerhin ist sie noch nicht juristisch gegen die Frankfurter vorgegangen. Doch in der Geschäftsstelle in New York hält man sich diese Option offen. Es gibt Urheber- und Markenrechtsexperten, die der NFL bei Schadenersatzforderungen Aussicht auf Erfolg einräumen. Auffällig ist zudem, dass der deutsche Football-Verband auf seinen Seiten konsequent das Wort "Galaxy" vermeidet und die Mannschaft nach wie vor "Frankfurt Universe" nennt.

Mämpel hat mittlerweile viel Geld und Zeit in seinen Traum gesteckt. Zunächst holte er in Markus Grahn einen der angesehensten deutschen Trainer, dann ließ er Spieler einkaufen - und wie! Der Kader mit etlichen europäischen Auswahlspielern könnte ohne Probleme in der ersten Liga bestehen, wo der Klub ja auch hin soll. Viele Zugänge erfahren einen für diesen Randsport ungewöhnlichen Luxus, sie bekommen Wohnung und Auto gestellt, auch Aufwandsentschädigungen sollen fließen.

Mämpel hofft natürlich auf einen Rückfluss für seine Anschubhilfe: Die Mannschaft zieht von Rüsselsheim zurück nach Frankfurt, davon erwartet sich die GmbH einen größeren Zulauf. Der Zuschauerschnitt im Stadion am Bornheimer Hang, in dem auch der Fußball-Zweitligist FSV Frankfurt zu Hause ist, wird "ambitioniert" (Mämpel) mit 5000 veranschlagt. Für das Frankfurter Team beginnt die Saison am 12. April mit einem Auswärtsspiel in Nürnberg. Stand jetzt, sagt Mämpel, spielt es auf jeden Fall unter dem aktuellen Namen.

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Quelle:
SZ vom 25.03.2015
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