Folgen des Falls Lance Armstrong:Rabobank steigt aus dem Radsport aus

Die Dopingenthüllungen rund um den früheren Tour-Sieger Lance Armstrong bringen den gesamten Radsport in Bedrängnis. Jetzt steigt die niederländische Rabobank nach 17 Jahren als Geldgeber aus. Grund: der fehlende Glaube, dass sich in diesem Sport was zum Besseren ändert.

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Aus für ein renommiertes Team: Rabobank verlässt den Radsport.

(Foto: AFP)

Wegen der Dopingenthüllungen der vergangenen Tage zieht sich Rabobank zum Jahresende aus dem Radsport zurück. Wie das Team am Freitag auf seiner Homepage mitteilte, wird das Engagement der niederländischen Bank als Hauptsponsor zum 31. Dezember enden. Die Entscheidung betrifft sowohl das WorldTour-Männerteam mit dem deutschen Profi Paul Martens als auch den Rennstall der Frauen.

Rabobank ist seit 17 Jahren im Eliteradsport aktiv und damit einer der ältesten Sponsoren. Zu den Fahrern zählten unter anderem der dreifache Weltmeister Oscar Freire sowie Bergspezialist Michael Rasmussen.

"Uns tut das Herz weh, aber für die Bank war das eine unvermeidliche Entscheidung", sagte Bert Bruggink von der Rabobank. Man sei nicht mehr davon überzeugt, dass der Profiradsport in absehbarer Zeit zu einem sauberen und fairen Sport werden könne. Die Bank will sich allerdings weiterhin als Sponsor im Amateur- und Jugendbereich des Radsports engagieren.

Die US-amerikanische Anti-Doping-Agentur Usada hatte vergangene Woche das ausgeklügelte Doping-System der Ära Armstrong umfangreich dokumentiert und den Bericht dem Radsport-Weltverband UCI vorgelegt.

"Gut gemacht Radsport!", twitterte Rabobank-Fahrer Mark Renshaw ironisch. Die Mitglieder des Teams zeigten Verständnis. "Das Team bedauert die Entscheidung von Rabobank, sein Sponsoring zu beenden. Wir wurden über die Gründe, die zum Rückzug führten, unterrichtet und können diese auch verstehen", teilten die Fahrer in einem Statement mit.

Nach den Enthüllungen um Lance Armstrongs offenkundig jahrelangen Dopingbetrug war erst am Donnerstag ein Rabobank-Fahrer ins Visier der Dopingjäger geraten. Gegen den Spanier Carlos Barredo wurde ein Verfahren wegen Unregelmäßigkeit in seinem Blutpass eröffnet. Der UCI teilte am Freitagmittag mit, dass er die Entscheidung von Rabobank im "Lichte der aktuell schwierigen Phase mit den Dopingfällen aus der Vergangenheit sowie dem jüngsten Vorgehen des Verbandes gegen einen Fahrer des Teams verstehen" könne.

Mit dem Entschluss der Niederländer kommt der Radsport weiter erheblich unter Druck. In den vergangenen Tagen hatten sich bereits die Geldgeber von Lance Armstrong zurückgezogen, vor allem der Sportartikelhersteller Nike. Nun drohen dem Sport und den Fahrern das Geld abhanden zu kommen.

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