Flügelflitzer: So wird die Rückrunde:"Was erlaube Franck?"

Wie Ribéry kaum spielt und die Bayern doch zum Titel führt, Lehmann einem Spanier eine Locke abschneidet und Podolskis Sohn für Verwirrung sorgt. Die Rückrundenvorschau.

Th. Hummel, J. Aumüller und M. König

4 Bilder

lukas podolski louis podolski

Quelle: SZ

1 / 4

Für alle Greenkeeper und Stadion-Reinigungsgesellschaften unfasslich: Am Freitag beginnt die Rückrunde in der Fußball-Bundesliga. In Hannover blasen sie den Schnee mit mobilen Geräten aus dem Stadion, die Rasenheizungen werden angeworfen, Franck Ribéry überlegt, welche Farbe auf weißem Untergrund besondern leuchtet.

Nein, halt! Franck Ribéry ist ja wieder mal nicht dabei gegen Hoffenheim. Der Franzose fehlt wegen einer Zehenverletzung. Es ist ein betrüblicher Beginn dieser 47. Bundesliga-Rückrunde, so ohne Ribéry, dafür mit Schnee. Die Zukunft wird dafür umso erfreulicher: Ein Ausblick in eine turbulente zweite Saisonhälfte:

Januar Louis Podolski bringt weiterhin ganz Köln durcheinander. Nachdem sein Vater Anfang Januar beim Abflug ins Trainingslager keine Reisedokumente hatte (Zitat Podolski: "Der Pass nicht war im Portemonnaie, mein Sohn muss damit gespielt haben"), schnappt sich der Einjährige vor dem ersten Spiel gegen Dortmund die roten Schuhe von Vater Lukas. Als "Poldi" das im Stadion bemerkt, weigert er sich zu spielen: "Mit schwarzen Schuhen treffe ich nicht."

Felix Magath nominiert Joel Matip zum Kapitän. Grund: Beim Spiel gegen Nürnberg ist der 18-Jährige der Schalker Spieler mit den drittmeisten Bundesliga-Partien in der Startelf, nämlich sechs. Die Mannschaft gewinnt trotzdem souverän 2:0 durch Tore von Tore Reginiussen und Lubos Hanzel.

Ein Klatsch-Magazin macht Auflage mit einem Foto, das Mesut Özil zusammen mit Sarah Connor in einem Auto zeigt.

Nachdem die Hertha die ersten drei Rückrunden-Spiele verloren hat, sagt Trainer Friedhelm Funkel: "Das ist mein härtester Job."

Kurz vor dem dritten Spieltag wirbelt Franck Ribéry im Training um die Bayern-Pfeiler van Buyten, Demichelis und Badstuber herum, dass sich diese hinterher bei Ko-Trainer Gerland stützen müssen. Gegen Mainz spielt der Franzose trotzdem nicht, Kommentar van Gaal: "Wenn ein Spieler so lange gefehlt hat, kann er noch nicht hundertprozentig fit sein." Auch Robben kommt nach einer Muskelverletzung erst zur zweiten Halbzeit. Bayern gewinnt durch ein Tor von van Buyten 1:0.

Foto: dpa

friedhelm funkel

Quelle: SZ

2 / 4

Februar Zum Spiel Köln gegen Hamburg wundern sich die Zuschauer, dass der FC die erste Viertelstunde nur zu zehnt spielt. Es fehlt: Lukas Podolski. Später erklärt er seine Verspätung: "Meine Unterhose fehlte. Mein Sohn muss damit gespielt haben, denn sie war nicht in der Tasche."

Uli Hoeneß meldet sich vom Tegernsee, wo er seit Jahresbeginn die Enkel betreut, per Videoschaltung und verkündet dünnlippig: "Bei uns hat sich noch niemand gemeldet und wenn, dann können sie gleich ihren Tresor mitbringen. Ribéry bleibt in München." Van Gaal verzichtet für das Spiel in Wolfsburg auf den Franzosen: "Es fehlen ihm noch ein paar Prozent. Für 20 Minuten dürfte es reichen." Auch Robben kommt nach einer Knieblessur erst nach der Pause, Bayern gewinnt durch ein Elfmeter-Tor von Butt 1:0.

Vor dem Pokalspiel Osnabrück gegen Schalke schickt der DFB seinen Schiedsrichter-Berater Hellmut Krug in die Kabinen beider Mannschaften, um über einen Manipulationsverdacht zu berichten. Die Wettquoten in Asien zeigten ungewöhnliche Geldeingänge. Schalke gewinnt durch ein Eigentor eines Osnabrücker Spielers 1:0, danach meldet der DFB: "Es gab keine Auffälligkeiten in diesem Spiel, alles lief normal."

Nachdem die Hertha im siebten Rückrunden-Spiel den ersten Punkt geholt hat, sagt Trainer Friedhelm Funkel: "Das ist mein brutalster Job."

Die magische Glatze Christian Gross' verzaubert den VfB Stuttgart weiter. Nach sechs Bundesliga-Siegen hintereinander gewinnen die Schwaben auch in der Champions League gegen den FC Barcelona durch drei Tore in den ersten acht Minuten. Torwart Jens Lehmann holt bei einem Eckball eine kleine Schere aus dem Stutzen und schneidet Carles Puyol eine Locke ab.

Foto: ddp

louis van gaal

Quelle: SZ

3 / 4

April Uli Hoeneß gibt ein Interview an Bord eines Ausflugsbootes der Bayerischen Seenschifffahrt auf dem Tegernsee: "Real Madrid hat sich nicht gemeldet und wenn, dann können sie gleich eine Bank mitbringen. Ribéry bleibt in München." Der Franzose hat derweil seine Fingerverletzung auskuriert und beschwert sich in einer Münchner Zeitung, dass er zu wenig spielt. Van Gaal ist in Rage: "Was erlaube Ribéry? Ist immer verletzt. Ein Trainer ist nicht ein Idiot! Ein Trainer sehen was passieren in Platz. In letzte Spiel Ribéry war schwach wie eine Flasche leer!" Robben kommt nach einer Fersenverletzung erst nach der Pause, Bayern gewinnt in Leverkusen durch ein Freistoß-Tor von Badstuber 1:0.

Eine zweite Glatzenmagie erregt die Liga: Kevin Kuranyi ist kahlgeschoren, auch der Bart ist weg, allein unter der Unterlippe sprießen noch ein paar Härchen. In der Torschützenliste liegt er hinter Kießling mit 28 Toren auf Platz zwei. Bundestrainer Löw sagt: "Ich rechne für die WM mit Klose und Podolski."

Der Kölner verpasst das Spiel gegen Bochum, weil er zu spät ins Stadion kommt. "Meine Schlüssel fehlten. Mein Sohn muss damit gespielt haben, denn sie hingen nicht an ihrem Haken."

Nach dem 0:3 am 31. Spieltag in Frankfurt wird Hertha-Trainer Friedhelm Funkel entlassen. Er sagt: "Das war der härteste aller harten Jobs." Sein Nachfolger wird Jörg Berger.

Der FC Schalke spielt gegen Mönchengladbach mit der jüngsten Mannschaft aller Zeiten: 19,1 Jahre Durchschnittsalter. Joel Matip ist inzwischen im Mannschaftsrat und sagt: "Die Jungs kriegen das gut hin." Schalke kann immer noch Meister werden.

Foto: Getty

franck ribery

Quelle: SZ

4 / 4

Mai Leverkusen, Schalke und Bayern gehen punktgleich in den letzten Spieltag, allerdings haben die Münchner ein sehr schlechtes Torverhältnis. Nach diversen Verletzungen stehen Ribéry und Robben erstmals in der Rückrunde in der Startelf und dribbeln und sprinten und sausen durch das Berliner Olympiastadion, dass Hertha-Trainer Jörg Berger schon nach fünf Minuten das Unternehmen "Einstellen des Tasmania-Minus-Rekord" aufgibt. Bayern gewinnt 15:0 und feiert mit einem Tor Vorsprung die 22. Deutsche Meisterschaft vor Schalke. Leverkusen wird Dritter und freut sich, nicht Zweiter zu sein.

Der 1. FC Nürnberg entlässt nach einem 1:4 im ersten Abstiegs-Relegationsspiel gegen Bielefeld Trainer Hecking und holt Friedhelm Funkel. Kommentar Funkel: "Das ist mein härtester Job." Das Rückspiel verliert Nürnberg 0:4.

Vor dem Champions-League-Finale in Madrid kündigt van Gaal an: "Die fast unmenschlichen Anstrengungen am letzten Spieltag und die Feiern haben Franck Ribéry derart viel Kraft gekostet, dass ihm ein paar Prozent fehlen. Vielleicht reicht es für 20 Minuten." Finalgegner Stuttgart erzielt in den ersten vier Minuten drei Tore, Torwart Jens Lehmann steigt bei einem Eckball dem eingewechselten Robben auf den Zeh, der daraufhin ausgewechselt werden muss. Das Spiel endet 3:2 für Stuttgart.

Das Magazin Bunte zeigt das Bild eines jungen Mannes mit orangefarbenen Schuhen, der seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hat und titelt: "Özil und die Bayern - Geheimtreffen in einem Flughafenhotel". Özil sagt: "Das ist alles Quatsch." Uli Hoeneß erwidert leicht grinsend vom Tegernsee: "Mal abwarten, was alles passiert."

Zur Abreise des DFB ins WM-Trainingslager nach Südtirol fehlt Lukas Podolski. Von einer Autobahnraststätte nahe der niederländischen Grenzen ruft er Bundestrainer Joachim Löw an: "Mein Navi fehlt. Mein Sohn muss damit gespielt haben, denn es hing nicht im Auto."

Foto: ddp

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: