Flügelflitzer:Polster für den Po

Die Österreicher fürchten, ihr Auftritt bei der Fußball-EM im eigenen Land könne in die Hose gehen. Eine Supermarktkette hält mit einem lustigen Hygieneartikel dagegen.

Michael König

Es ist ein Kreuz mit der Europameisterschaft. Das Gastgeberland Österreich hat seit 2007 insgesamt 14 Testspiele absolviert, von denen nur zwei mit einem Sieg endeten. Es hagelte Enttäuschungen gegen so ruhmreiche Nationen wie Chile (0:2), Malta (1:1) oder Schottland (0:1). Daraufhin gründete sich eine Initiative, die den freiwilligen EM-Verzicht ihres Landes forderte. Schließlich heißt es in der Nationalhymne "Volk begnadet für das Schöne", und davon könne bei den Fußballern ja keine Rede sein.

Flügelflitzer: Angestrengter Blick: Toni Polster wirbt in Österreich für Toilettenpapier.

Angestrengter Blick: Toni Polster wirbt in Österreich für Toilettenpapier.

(Foto: Foto: imago)

Rund sechs Wochen vor Turnierbeginn hält sich die Vorfreude in Grenzen, der Druck ist groß. Zu allem Überfluss fuhr Mit-Gastgeberland Schweiz in der Testphase recht passable Ergebnisse ein - darunter ein 3:1 gegen Österreich. Und ausgerechnet die ungeliebten Piefkes haben die Chance, den EM-Titel zu gewinnen.

Eine Supermarktkette will die Verkrampfung lösen - mit einem speziellen Klopapier, das ab Anfang Mai in den Regalen liegt und zum Lachen anregen soll. Auf dem dreilagigen Zellstoff sind die besten Sprüche des 95-fachen österreichischen Nationalspielers Toni Polster aufgedruckt. "Ich habe es mir sehr genau überlegt und dann spontan zugesagt", soll er gesagt haben. Oder auch: "Man hetzt die Leute mit Tatsachen auf, die nicht der Wahrheit entsprechen."

Bodenständiges Werbe-Zugpferd

Die Idee zum Polster-Toilettenpapier ist auf dem Mist der Wiener Agentur "Alphaaffairs" gewachsen, die den Fußballer, der in seiner aktiven Zeit nie an einer EM teilgenommen hat, engagierte. "Viele Fußballer haben Stuss geredet, aber bei Toni Polster war es origineller Stuss", sagt PR-Beraterin Gabriela Walsch. Zudem sei Polster trotz großer Karriere "immer am Boden geblieben", was ihn offenbar als Klopapier-Werbezugpferd prädestiniert.

Der Stürmer ahnte offenbar früh, was ihn nach seinem Karriereende erwarten würde. Am Höhepunkt seines fußballerischen Schaffens beim 1. FC Köln sagte er: "Ein Denkmal will ich nicht sein, darauf scheißen ja nur die Tauben." Auch dieses Zitat ist auf den Klopapierrollen verewigt.

Walsch beteuert, es habe nie zur Debatte gestanden, einen deutschen Spieler auszuwählen. Dabei wäre es ihren Landsleuten womöglich nicht unrecht gewesen, sich beispielsweise mit einem Zitat von Paul Breitner den Po abzuwischen: "Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir lief's ganz flüssig", soll der einst über ein Elfmeterschießen gesagt haben.

Als potentielle Kunden hat Walsch die Sportredaktionen der Alpenrepublik ausgeguckt. Ein bisschen Spaß könne den Kollegen nicht schaden: "Beim Gedanken an die EM dreht sich so manchem der Magen um." Auch in diesem Fall dürfte das Euro-Klopapier gute Dienste leisten.

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