Flügelflitzer: Jürgen Klinsmann:Trainer, Vorstand, Lichtgestalt

Jürgen Klinsmann wird WM-Experte bei RTL, doch wie geht es danach weiter? Er schmiedet natürlich Pläne - und hat ein großes Ziel.

Johannes Aumüller und Jürgen Schmieder

Wenn ein Profifußballer Trainer wird, sieht sein Karriereweg meistens so aus: Er geht zu einem nicht ganz oben stehenden Klub oder in die Jugendmannschaft eines großen Klubs, von dort aus arbeitet er sich nach oben, bis er irgendwann - und auch nur vielleicht - den FC Bayern München oder die Nationalelf trainieren darf.

Flügelflitzer: Jürgen Klinsmann

Ein Vorbild für Klinsmann: Franz Beckenbauer.

(Foto: Foto: AFP)

Natürlich gibt es Ausnahmen. Lothar Matthäus etwa darf noch nicht mal die Jugendmannschaft eines großen Klubs trainieren - oder Jürgen Klinsmann, der arbeitete sich erst gar nicht nach oben, sondern begann ganz oben: als Trainer der Nationalelf und beim FC Bayern.

Wohin soll jemand, der diese beiden Tätigkeiten innehatte, noch wechseln? Klinsmann verkündete nun via Bild, er werde sich auf das Abenteuer Bundesliga nicht mehr einlassen. Stattdessen werde er bei der WM 2010 als Experte für den Fernsehsender RTL arbeiten. "Das ist die offensivste Viererkette, die ich mir vorstellen kann. Wir werden die Weltmeisterschaft mit sehr viel Dynamik und Spaß angehen. Und sicherlich werden wir auch den einen oder anderen Volltreffer landen", sagte Klinsmann.

Auf dem Flug nach Südafrika - Klinsmann möchte das Studio besichtigen, um Laufwege einzustudieren und das Licht ein klein wenig besser zu machen - ärgert sich der einstige National- und Bayern-Trainer zunächst, dass Urs Siegenthaler gerade die irische Nationalelf beobachtet und er keinen Gesprächspartner hat.

Deshalb fängt er an zu sinnieren, wie sein Leben nach der TV-Experten-Zeit so weitergehen könnte:

"Was für ein Abstieg! Erst Bundestrainer, dann Bayern-Trainer - und nun der Sidekick bei der WM. Und ich darf noch nicht einmal die Spiele der deutschen Elf beurteilen. Was soll nur aus mir werden? Mal überlegen, was andere TV-Experten so gemacht haben.

Klar, die Kloppo-Karriere - obwohl mir der Witz von damals immer noch weh tut. Der geht so: Ruft ein Bayern-Fan den anderen an: "Du wir haben einen neuen Trainer! J.K.!" Sagt der andere: "Toll, Jürgen Klopp! Phantastisch!" Sagt der erste: "Nee, Jürgen Klinsmann." Na gut, aber trotzdem: Trainer bei Dortmund? Nein, das habe ich gerade erst in der Bild ausgeschlossen.

Apropos Bild: Mein Freunde Effenberg und Matthäus sind doch Experten und nebenbei auch noch Bild-Kolumnisten. Früher mochte ich die Boulevard-Sachen zwar nicht, aber ich habe mich ja auch weiterentwickelt. Das würde mir schon gefallen - und natürlich würde ich dafür sorgen, dass dass Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge in diesen Zeitungen kaum mehr auftauchen. Ich hätte die Macht über die Medien.

Apropos Medienmacht: Ich könnte es natürlich so machen wie Günter Netzer, erst Fernsehexperte, dann Rechte-Inhaber der Bundesligaspiele. Dann würde ich freilich dafür sorgen, dass Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge während der Spiele nicht mehr im Fernsehen auftauchen.

Apropos Rummenigge: Der war doch auch Experte und wurde dann Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern. Würde mir gefallen. Im Prinzip muss man den ganzen Laden auseinandernehmen - und ich würde freilich dafür sorgen, dass Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge nicht mehr an der Säbener Straße auftauchen.

Apropos Säbener Straße: der Franz ist doch auch Fernsehexperte. Und was der noch so alles ist, würde mir auch gefallen. Bayern-Präsident, äh, Ehrenpräsident, Lichtgestalt, Kaiser. In diesen Positionen könnte ich alles machen - vor allem dafür sorgen, dass Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge überhaupt nicht mehr auftauchen."

Das Flugzeug landet, Klinsmann steigt aus. An der Gepäckausgabe warten Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge. Sie halten einen Arbeitsvertrag in der Hand - es sind nur die Worte Klinsmann und Greenkeeper zu erkennen.

Klinsmann sagt: "Aber erst nach der WM."

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