Flügelflitzer:Die Becali-Strategie

Lesezeit: 2 min

Der Präsident des rumänischen Rekordmeisters Steaua Bukarest stellt in seinem Verein schlechte Laune unter Strafe - ein Modell für den FC Bayern?

Lars Spannagel

Gigi Becali versteht etwas von Fußball. "Alle meine Spieler müssen glücklich sein", sagt der Präsident des Fußballvereins Steaua Bukarest. Recht hat er! Nur glückliche Spieler sind gute Spieler. Und damit niemand in seinem Verein auf die Idee kommt, unglücklich zu sein, stellt Becali dies ab sofort unter Strafe. Spieler, die nach einer Auswechslung wütend oder traurig gucken, müssen umgerechnet zwischen 5000 und 30.000 Euro bezahlen - ein Geniestreich.

Der neue Strafenkatalog beim FC Bayern. Schmollen: 50.000 Euro ... (Foto: Foto: AP)

Dazu passend gibt es Neuigkeiten vom FC Bayern. Karl-Heinz Rummenigge lässt die Welt wissen, er habe mit Bayern-Kapitän Oliver Kahn Tacheles geredet: "Ich habe Oliver gesagt, dass es auch nicht sein kann, dass er jeden Morgen mit schlechter Laune in die Kabine kommt und dementsprechend Stimmung verbreitet."

Ein Zufall? Der FC Bayern war bei aller Bodenständigkeit schon immer ein fortschrittliches Unternehmen, das neue Geschäftsfelder gedankenschnell für sich erschloss. Und Uli Hoeneß wäre nicht Uli Hoeneß, läge nicht ein Plan in seiner Schublade, der die ausgegebenen Transfer-Millionen flugs in die Kassen der Bayern zurückspült: die Becali-Strategie. In einer Mannschaft, in der alle Positionen doppelt besetzt sind, gibt es immer Spieler, die schmollen. Und wer schmollt, muss zahlen. Brillant!

All die Neuzugänge des FC Bayern, die temperamentvollen Südländer, die heißspornigen Jungspunde, sie werden blechen. Luca Toni wird fluchen und zetern, wenn ihn Ottmar Hitzfeld nach zwei blitzsauberen Toren und 100 Prozent gewonnenen Zweikämpfen zur Halbzeit in der Kabine lässt. Franck Ribery wird ausflippen, wenn er nach drei Spielen auf der Tribüne endlich wieder aufgestellt wird - als Innenverteidiger. Philipp Lahm schmort solange in der Regionalliga, bis ihm sein spitzbübisches Lächeln vergeht. Oliver Kahn bleibt gesetzt, er grinst sowieso nie. Zum Wohle des Vereins wird Hitzfeld unpopuläre Maßnahmen treffen. Fußballer sind Gefühlsmenschen, ihre Impulsivität wird sie ordentlich was kosten. Da die neue Bayern-Mannschaft ohnehin die Liga dominieren wird, kann - ja, muss! - der Verein so arbeiten.

Der "Finanzminister" des FCB, Karl Hopfner, denkt bereits in ganz anderen Dimensionen. Sein Traum: ein Ausraster wie der legendäre Tritt von Jürgen Klinsmann in die Werbetonne anno 1997. Die 25 Millionen für Franck Ribery wären wieder eingespielt. Wenn Steaua Bukarest für hängende Mundwinkel happige 30.000 Euro verlangt, kann der Deutsche Rekordmeister Summen veranschlagen, die um einiges stattlicher sind.

So gewitzt wie Becalis Vorstoß auch ist, die Bayern sollten nicht zu viele seiner Ideen übernehmen. Der rumänische Unternehmer und konservative Politiker verspricht gern einmal, für jede Runde, die Steaua im Europapokal übersteht, eine neue Kirche zu errichten. Er feuerte aus religiöser Überzeugung einen Angestellten, der sich seinen Penis hatte verlängern lassen. Und er beauftragte einen Maler, eine neue Version von Leonardo da Vincis "Letztem Abendmahl" anzufertigen - mit Präsident Becali selbst als Jesus und Steauas Spielern als Jüngern. Bei aller Liebe zu Franz Beckenbauer - das muss nun wirklich nicht sein.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: