Flügelflitzer: Das Bayern-Drama:"Mir doch wurscht"

Der Fall Beckenbauer: Wie der Vorstand des FC Bayern versucht, die Situation um Franck Ribéry wieder unter Kontrolle zu bringen. Ein Drama

Dominik Prantl

Morgens 8.30 Uhr an der Säbener Straße im Büro von Uli Hoeneß in einer nicht allzu fernen Zukunft. Der Manager des FC Bayern München läuft auf und ab, ohne zu ahnen, dass gleich alles noch viel schlimmer wird. Am Tisch sitzen der FCB-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, Trainer Louis van Gaal und Teammanager Christian Nerlinger. Auf dem Tisch liegen die Zeitungen vom 27. bis 31. Juli mit folgenden Schlagzeilen:

Flügelflitzer: Das Bayern-Drama: Der Fall Beckenbauer: Ein bayerisches Drama mit Manager Hoeneß (l.), dem Vorsitzenden Rummenigge (2.v.l.), dem "Kaiser" (3.v.l.) und Spieler Ribéry (r.).

Der Fall Beckenbauer: Ein bayerisches Drama mit Manager Hoeneß (l.), dem Vorsitzenden Rummenigge (2.v.l.), dem "Kaiser" (3.v.l.) und Spieler Ribéry (r.).

(Foto: Foto: AP, Getty)

27. Juli: Beckenbauer poltert gegen Ribéry: "Das ist ein Franzose, dem ist München wurscht" 28. Juli: Vorstand gegen Franz! 29. Juli: Beckenbauer schimpft: "Schaun mer mal" 30. Juli: Ribéry heimlich in Madrid 31. Juli: Beckenbauer: "Franzosen sind nun mal so!"

Hoeneß: Verdammt noch mal, wo bleibt der Franz! Nerlinger: Also, wenn ich ganz ehrlich bin, hatte er neulich doch gar nicht so unrecht. Der Ribéry ist doch echt nur bei uns, damit er groß rauskommt. Hoeneß: Natürlich hat er recht! Aber es geht hier nicht um den Fall Ribéry! Es geht ums Prinzip! Und um die ständigen Scherereien mit dem Franz! So einen saublöden Kommentar in der Öffentlichkeit zu sagen! van Gaal: Also, notfalls schmeiß ich den Franck einfach raus, wenn er nicht pariert! Ssst!

Van Gaal schneidet stakkatoartig mit der flachen Hand durch die Luft.

Rummenigge runzelt die Stirn, Nerlinger gibt van Gaal mit einem versteckten Wink zu verstehen, dass er jetzt besser gehen sollte. Hoeneß, dessen Gesichtsfarbe hocherregt rötlich schimmert, öffnet den Mund, doch in diesem Moment blickt seine Sekretärin Karin Potthoff zur Tür herein.

Potthoff: Uli, da ist ein Herr Christophe Braouet von der Deutsch-Französischen Gesellschaft dran. Er erzählte irgendwas über den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag und ... Hoeneß: Ich - ruf- zurück!

Potthoff und van Gaal ab. Hoeneß öffnet erneut den Mund, als es aus Nerlingers Jacket klingelt.

Nerlinger (nestelt hektisch sein neues iPhone hervor): Nerlinger, ... ah, servus ... ja, die sitzen gerade hier ... nein der Franz ist nicht da (Pause, Miene verfinstert sich) ... Waaas!!! ... Okay. Rummenigge: Wer war's? Nerlinger (bleich): Unser Mediendirektor Markus Hörwick. Rummenigge: Und? Nerlinger (sehr bleich): Die Online-Portale schreiben, dass sich der Franz als Fifa-Exekutivmitglied dafür einsetzen will, dass Franzosen nur noch in Frankreich spielen dürfen, weil ihnen der Rest der Welt doch eh wurscht ist. Außerdem sei der FC Bayern auch ohne Ribéry mit dem richtigen Trainer auf Jahre hinaus unschlagbar. Potthoff (schaut erneut kurz zur Tür herein): Der Herr Pérez von Real Madrid war gerade am Telefon. So ganz habe ich ihn nicht verstanden. Er erzählte was von Monopoly und dass die Schlossallee jetzt doch nicht mehr so teuer sein kann, weil Herr Beckenbauer drei Hotels abgerissen habe.

Hoeneß lässt sich mit ganz entsetzlich rotem Kopf in einen Sessel fallen, als sich ein drittes Mal die Tür öffnet und ein gleißender Lichtstrahl das düstere Zimmer erhellt. Aus dem Strahlenkranz tritt mit gutgebräuntem Gesicht Franz Beckenbauer hervor.

Beckenbauer (in bester Laune): Guten Morgen beinand. Rummenigge: He Franz, des kannst nicht machen. Wir rudern hier wie die Verrückten, damit der Franck bei uns bleibt und du beleidigst ganz Frankreich. Beckenbauer: Ja mei, Kalle. Jetzt spinnt's doch ned. Ihr wisst's doch ganz genau wie recht ich hab. Dem Ribberi, dem is München wurscht. Aber wenn euch was nicht passt, dann schmeißt's mich halt raus. Mir doch wurscht. Ich geh jetzt golfen.

Beckenbauer entschwindet, und es ward wieder düster.

Nerlinger: Und was jetzt?

Hoeneß wirkt wie versteinert, die Lippen aufeinander gepresst. Plötzlich packt er sein von Frau Potthoff kredenztes Croissant und steckt es mit einem Ruck in den Mund. Während er das französische Hörnchen mühsam zerkaut, scheint alle Kraft aus ihm zu entweichen, sein Körper erschlafft. Ruckartig rafft er sich auf, schaut aus dem Fenster und erblickt unten auf dem Rasen Franck Ribéry, der zwischen den schwitzenden Mitspielern die Blätter aus einem Gänseblümchen zupft und murmelt: "Je reste, je ne reste pas, je reste, je ne reste pas."

Dann greift Hoeneß zum Telefon und wählt die Nummer von Florentino Pérez.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: