Süddeutsche Zeitung

Fis-Präsident:"Nicht wörtlich gemeint" 

Fis-Präsident Gianfranco Kasper bestreitet im ARD-Interview seine Aussagen zum Klimawandel und zur Vergabe von Großereignissen.

In der Debatte um sein Interview mit umstrittenen Aussagen unterstellt der Präsident des Skiweltverbands Gian-Franco Kasper dem Züricher Tages-Anzeiger, seine Zitate falsch wiedergegeben zu haben. "Wir müssen schon den Tatsachen ins Auge schauen und wir müssen schauen, was ich wirklich gesagt habe - nicht, was nachher rausgekommen ist", sagte Kasper der ARD am Rande der alpinen Ski-WM in Are.

Kasper hatte im Zeitungs-Interview gesagt, aus dem geschäftlichen Blickwinkel heraus wolle er mit sportlichen Großereignissen wie Olympischen Spielen lieber in Diktaturen gehen und sich nicht mit Umweltschützern herumstreiten. Das habe er so "selbstverständlich nicht" gesagt, behauptete der 75 Jahre alte Schweizer nun. Zuvor hatte Kasper in einer Stellungnahme noch behauptet, seine Ausführungen seien "nicht wörtlich" gemeint gewesen.

Kasper beklagte in der ARD zudem die Feststellung, er leugne die Klimaerwärmung. "Das habe ich sowieso nicht gesagt. Ich glaube den Fakten, die uns einfach ganz klar zeigen, dass wir im Moment eine Erwärmung haben", sagte er. "Aber ich wehre mich dagegen vorauszusagen, das heißt, dass in zehn Jahren keinen Schnee mehr existiert. Das können wir nicht entscheiden, das ist Spekulation."

Der Tages-Anzeiger veröffentlichte als Reaktion auf Kaspers jüngste Aussagen einige Audio-Mitschnitte vom Interview mit dem Fis-Präsidenten. Dort ist unter anderem zu hören, wie die Journalisten sagen: "Man (das Internationale Olympische Komitee, Anm.) ist sehr gut im Ausblenden, im Verdrängen." Antwort Kasper: "Schauen Sie, das ist der Nachteil der Diktatur. Aber es ist schon schön, in Diktaturen solche Anlässe haben zu dürfen, das läuft einfach. Also ich persönlich, vom Geschäft her, würde sagen: Wir gehen nur noch in Diktaturen, anstatt mich herumzustreiten mit Umweltschützern und was auch immer."

Auch mit Blick auf den Klimawandel hielt die Zeitung an ihrer Darstellung des Interviews fest. Wörtlich sagte Kasper laut der Audio-Mitschnitte: "Vorläufig ist kein Beweis da (für die Klimaerwärmung, Anm.). Wir haben noch Schnee, und zum Teil sogar sehr viel." Gegenüber der ARD hatte Kasper auch gesagt, das Interview sei von ihm aus nicht autorisiert worden, "absolut nicht". Allerdings verlangt Kasper nur sehr selten, Zitate gegenzulesen, was er laut dem Tages-Anzeiger hat für das betroffene Interview nicht getan habe.

Kasper hatte in den vergangenen Tagen massive Kritik auf sich gezogen, auch von prominenten Skirennfahrern. "Ich denke, mit seiner Erfahrung hätte er so was nicht sagen sollen", sagte der Norweger Aksel Lund Svindal, der in Are in seinem letzten Rennen Silber in der Abfahrt gewann. Svindal fügte an: "Das ist ein Grund, warum so viele westliche Demokratien sagen: Genau deshalb wollen wir die Olympischen Spiele nicht mehr." Der Schweizer Daniel Yule, der in Are für einen Posten als Athletensprecher in der Fis kandidiert, wertete Kaspers Aussagen als "Beleg dafür, wie weit sich Herr Kasper von unserem Sport entfernt hat. Wenn er uns auch nur einmal pro Sommer beim Schnee-Training im Sommer besuchen würde, dann würde auch er erkennen, wie stark unsere Gletscher zurückgehen und wie stark die Zukunft des Skisports deshalb gefährdet ist."

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SZ vom 10.02.2019 / dpa/SZ
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