Fiktive Saisonplanung des FC Bayern:Sekretärin in der Abwehr, Bürostuhl im Tor

Fiktive Saisonplanung des FC Bayern: Saisonplanung des FC Bayern mal anders: Jupp Heynckes, Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer (von links).

Saisonplanung des FC Bayern mal anders: Jupp Heynckes, Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer (von links).

(Foto: imago sportfotodienst)

Wie kriegen wir die entschiedene Bundesligarunde rum? Und wie feiern wir nicht? Matthias Sammer, Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß, Jupp Heynckes und Philipp Lahm besprechen die kommenden Wochen beim FC Bayern.

Ein Geheimprotokoll von Thomas Hahn

Sitzung beim FC Bayern. Thema: Wie kriegen wir die entschiedene Bundesligarunde rum? Wie feiern wir nicht? Wie halten wir die Mannschaft frisch für den eigentlichen Bringer Champions League? Anwesend bei der Sitzung: Sportvorstand Matthias Sammer, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß, Trainer Jupp Heynckes, Kapitän Philipp Lahm.

Rummenigge: Meine Herren, die Lage ist ernst. Wir haben noch fünf Spieltage an der Backe und diesen Dings, äh, DFB-Pokal. Wir müssen irgendwas machen, sonst feiern wir uns noch kaputt und versemmeln die Champions League. Matthias, du hast ein paar Ideen ausgearbeitet?

Sammer: Absolut. Ihr habt die Unterlagen vorliegen und hoffentlich schon durchgearbeitet. Übrigens habe ich mir erlaubt, nochmal eine kleine, etwas detailliertere Wärmebildkamera-Analyse der Gegentore beim 9:2 gegen den HSV und beim 6:1 gegen Wolfsburg anfertigen zu lassen. Und ich hoffe sehr, Herr Lahm, Herr Heynckes, dass diese Analyse Sie und den Rest der Mannschaft zum Nachdenken anregt, denn so geht es ja wirklich nicht.

Heynckes: Das entscheide immer noch ich, welche Wärmebildkamera wohin schaut.

Sammer: Ach, und noch eine schlechte Nachricht, Herr Lahm: Ihrem Gesuch auf Mannschaftsessen nach der Partie in Hannover am Samstag kann auf gar keinen Fall stattgegeben werden. Bloß weil wir schon Meister sind, können wir uns nicht aufführen, als wären wir schon Meister.

Lahm: Wir dachten nur an eine kleine Zusammenkunft in freundlichem Ambiente.

Rummenigge: Es gibt kein Essen, basta.

Hoeneß: Na ja, was essen sollten sie vielleicht schon.

Sammer: Aber es muss ja nicht beim Edel-Italiener sein mit Nachtisch und Alko-Pops, ich kenn doch meine Pappenheimer. Da mach ich mir halt mal eine Ofenkartoffel oder schmier mir ein Brot und trink ein schönes Mineralwasser dazu. Ich muss aus sowas doch nicht immer gleich ein Teamfest machen. Demut, Leute, Demut. Ist ja nicht so, dass wir keine Ziele mehr haben. Wenn ich allein an diesen Dings-Pokal denke in diesem Finale gegen diesen anderen Ex-Klub von mir, wie hieß der noch . . .

Rummenigge: Bravo.

Hoeneß: Also, ich habe deine Vorschläge durchgesehen, Matthias, und ich find's grundsätzlich richtig, dass wir alles versuchen, um die Mannschaft an den letzten Bundesliga-Spieltagen zu schonen. Sehr gut ist zum Beispiel die Idee, bei der Bundesliga zu beantragen, die Meisterschale durch einen Pappteller zu ersetzen, damit die Spieler bei der Übergabe nicht zu schwer heben müssen. Die Mannschaft auf Kloster Banz zu kasernieren und dort nach dem Training in sterile Watte zu packen, ist okay. Ich bin nur nicht sicher, ob du mit deinen Rotations-Ideen nicht übertreibst.

Heynckes: Einen Bürostuhl gegen den FC Augsburg ins Tor zu stellen! So eine Schnapsidee!

Sammer: Auch Manuel Neuer und seine Ersatzleute brauchen mal Pause.

Hoeneß: Kuno kann ich jedenfalls für das Spiel gegen Freiburg nicht zur Verfügung stellen.

Heynckes: Den Hund vom Uli spielen zu lassen - wer kommt denn auf so was?

Sammer: Ich halt. Ist doch modern.

Hoeneß: Ein Fußballspiel ist nichts für einen Labrador.

Lahm: Außerdem würden wir auch ganz gerne spielen.

Rummenigge: Das verstehen Sie nicht, Herr Lahm.

"Ja, gutt-äh. So ein Schmarrn"

(Ehrenpräsident Franz Beckenbauer spitzt zur Tür herein)

Beckenbauer: Servus miteinand'. Was macht's denn?

Rummenigge: Wir planen was. Machst mit?

Beckenbauer: Sicherlich nicht.

Sammer: Franz, ich wollte dich sowieso fragen: Hast du am 27. April Zeit?

Heynckes:Ich weigere mich, gegen Hannover die komplette Mittelfeldreihe mit der Familie Beckenbauer zu besetzen.

Rummenigge: Warum eigentlich? Das ist doch eine tolle Geschichte, wenn verschiedene Beckenbauer-Söhne und -Enkel sozusagen mit ihrem Schöpfer Doppelpass spielen.

Lahm: Darf ich auch was sagen?

Sammer: Nein.

Beckenbauer: Ja, gutt-äh. So ein Schmarrn. Ich bin dabei.

(Beckenbauer verschwindet wieder)

Heynckes: Wir können gerne darüber diskutieren, Mario Gomez eine Stammplatzgarantie für die letzten Bundesligaspiele zu geben, Herr Sammer. Auch wenn ich ihn dann schon ganz gerne im Sturm bringen würde und nicht als hängenden Vorstopper neben Katsche Schwarzenbeck, wie Sie das avisiert haben. Aber ich weigere mich einfach, in den nächsten Wochen jeden aus der Geschäftsstelle, der nicht bei drei auf dem Bürotisch ist, mindestens einmal ins Team rotieren zu lassen.

Sammer: Sie haben keine Phantasie.

Heynckes: Man kann doch von der Frau Potthoff aus dem Präsidenten-Sekretariat nicht verlangen, gegen Freiburg rechter Verteidiger zu spielen.

Sammer: Sie haben wohl was gegen Frauen.

Lahm: Darf ich auch was sagen?

Sammer: Wir müssen einfach alle Ressourcen nutzen. Wir sind ein FC Bayern, wir sind ein Verein, ein Team, und wir sollten die Chance nutzen, ein paar Talente Bundesliga-Luft schnuppern zu lassen.

Heynckes: Aber doch nicht aus der G-Jugend!

Sammer: Sie haben wohl was gegen Kinder.

Lahm: Ich will jetzt auch mal was sagen.

Als Weihnachtsmänner ins P1

Sammer: Was machen Sie denn noch hier? Es ist fast acht. Da gehört ein anständiger Fußballprofi längst ins Bett. Und eines sage ich Ihnen: Wenn es noch mal vorkommt, dass unser Sonder-Wachdienst die komplette Mannschaft mit Weihnachtsmann-Bärten am Eingang zum P1 aufgreift, dann können Sie nach dem Dings-Pokal-Sieg Mineralwasser verspritzen. Aber ohne Sprudel! Ist das klar?!

Hoeneß: Ein bisschen besser hättet ihr euch schon verkleiden können.

Lahm: Es gab ja nichts in diesem Kloster.

Heynckes: Ist mir alles egal. Frauen, Kinder, Hunde, Bürostühle und Großväter spielen bei mir keine Minute.

Rummenigge:Aber der Pep sagt auch . . .

Heynckes(jetzt sehr wütend): Ach ja? Der Pep sagt auch? Was sagt er denn auch, der Pep? Der liebe gute Super-Pep!

Hoeneß: Jupp, bitte . . .

Heynckes: Nein, nein, das möchte ich jetzt schon wissen, was er sagt, der Herr Professor Pep aus Barcelona, der Doktor Doktor Guardiola, der ja sooo ein toller Champions-League-Gewinner ist und der ja soooo modern Fußball spielen kann. Hat er gesagt, wir sollen gegen Freiburg Flachpass spielen? Ja? Dann machen wir das natürlich. Klar. Denn ich hab' ja auch bloß mal die Champions League mit Real Madrid gewonnen und bin Meister geworden und Pokalsieger.

Hoeneß: Ja, Jupp, ich weiß doch.

Heynckes: Wenn der Hörr Guardiola in seiner unerreichbaren Weisheit piep macht, mache ich selbstverständlich auch piep. Und wenn der Hörr Guardiola sagt, ich soll in Mönchengladbach die komplette Basketball-Abteilung spielen lassen, dann mach' ich das natürlich.

Sammer: Keine schlechte Idee eigentlich.

Rummenigge: Hatten wir nicht auch mal eine sehr begabte Schach-Abteilung?

Hoeneß: Schluss jetzt. Ich find's ja okay, dass wir ab und zu jemanden ins Tor stellen, der Elfmeter mit dem Kopf hält, oder auch mal einen 17-jährigen Dänen ranlassen. Das ist lustig. Aber sich die Seelöwen-Parade vom Tierpark Hellabrunn auszuleihen, um gegen Augsburg die Abwehr zu schonen, das geht einfach nicht, Matthias, sieh das bitte ein. Überhaupt ist mir das alles zu blöd. Wenn wir es nicht hinkriegen, vorzeitig Meister zu sein, müssen wir es halt sein lassen. Ich war immer dagegen, die Bundesliga schon Anfang April zu entscheiden. Nächstes Jahr wird die Meisterschaft wieder knapper gewonnen. Basta.

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