Fifa:Zeitstrafen und Shoot-outs

Der Fußball-Weltverband denkt über mehrere revolutionäre Regel-Änderungen nach: Sogar eine Aufhebung der Abseitsregel steht zur Disposition. "Man muss in den nächsten Jahren ausprobieren", sagt der Technische Direktor der Fifa.

Nach der Grundsatzentscheidung für die Mega-WM mit 48 Mannschaften (ab 2026) beschäftigt sich der Fußball-Weltverband mit noch umfassenderen Reformen: "Wir müssen den Fußball beobachten und prüfen, ob und wie wir ihn verbessern können, um das Spiel ehrlicher, dynamischer, interessanter zu machen", sagte Marco van Basten, der ehemalige niederländische Weltklassestürmer und jetzige Technische Direktor der Fifa (Sport Bild). Im Gespräch seien konkret Ideen wie "Shoot-outs" statt des Elfmeterschießens und Zeitstrafen statt gelber Karten. Sogar eine Aufhebung der Abseitsregel sei zumindest ein interessanter Gedanke.

"Es sind verschiedene Überlegungen und Varianten im Raum", sagte van Basten, "man muss in den nächsten Jahren ausprobieren und testen." Die beispielsweise aus dem Hockey bekannten Shoot-outs seien "spektakulär für die Zuschauer und interessant für den Spieler". Dabei habe "jede Mannschaft fünf Versuche: Der Schiedsrichter pfeift, dann läuft der Spieler aus 25 Metern auf den Torwart zu. Innerhalb von acht Sekunden muss die Aktion abgeschlossen sein. Der Torwart darf den Strafraum nicht verlassen, wenn er pariert, ist es vorbei", erklärte van Basten. Der angreifende Spieler habe im Vergleich zum Elfmeterschießen mehr Zeit und Möglichkeiten: "Er kann dribbeln, schießen, abwarten, wie der Torwart reagiert - das ähnelt mehr einer typischen Spielsituation."

Da im künftigen WM-Format zunächst in 16 Dreiergruppen gespielt wird, ist es wahrscheinlich, dass die Fifa in den Gruppenspielen das Unentschieden abschafft, um Taktierereien zu verhindern: "Spielt eine Mannschaft 0:0 gegen den einen Gegner und 1:0 gegen den anderen, ist das Risiko groß, dass am Ende alle drei punktgleich sind und das gleiche Torverhältnis haben" sagte van Basten: "Kommen aber Shoot-outs nach 90 Minuten dazu, und eine Mannschaft trifft fünfmal, eine viermal, die dritte nur zweimal, dann ist es viel einfacher zu ermitteln, wer Erster, Zweiter und Dritter ist", sagte van Basten.

Eine weitere Option sei es, für bestimmte Vergehen die gelbe Karte durch fünf- oder zehnminütige Zeitstrafen zu ersetzen ("Das schreckt ab"). Auf der Agenda stehen laut van Basten zudem Ideen zur Verhinderung der Rudelbildung, für eine maximale Anzahl an Fouls - und sogar zur Abschaffung des Abseits: "Aber ich fürchte, viele Leute werden dagegen sein."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: