SZ-Glosse "Katarstimmung":Die Flasche bleibt draußen!

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Glasklares Bekenntnis zum Markenbewusstsein - oder eben ohne Etikett: Anders kommt man als Wasserflasche nicht in ein WM-Stadion. (Foto: Imago)

Konsequenter Quellenschutz in Katar: Beim Wasser versteht die Fifa echt keinen Spaß.

Glosse von Martin Schneider

Und nun zum wahren Feind der Fifa: Wasserflaschen. Wasserflaschen sind eine unterschätzte Gefahr für den Weltfußball, Gianni Infantino würde sich niemals wie eine Wasserflasche fühlen. Während Wasserflaschen in anderen Sportarten geachtet sind und bei der Tour de France zum Beispiel wertvolle Erfrischungsdienste leisten und sogar dem Berufsstand des Wasserträgers seine Daseinsberechtigung verschaffen, stehen sie bei der Fifa auf der Liste der verbotenen Dinge. Zumindest solche Wasserflaschen, die nicht den offiziellen Fifa-Richtlinien entsprechen. Ja, es gibt Fifa-Wasserflaschen-Richtlinien.

Ein Beispiel: Wenn man am Münchner Flughafen vor der Abreise eine Erfrischung der Adelholzener Alpenquellen GmbH ersteht - der Firmenname sei ausnahmsweise genannt, denn er wird noch wichtig werden -, dann ist das erst mal kein Problem. Boarding: kein Problem. Einreise nach Katar: Kein Problem, ist ja Wasser, kein Alkohol. Zum Problem wird es erst, wenn man das offizielle Fifa-Medienzentrum betreten will.

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Bei dieser WM nutzen Schiedsrichter die Möglichkeit der Nachspielzeit so umfassend wie noch nie zuvor. Das hat zwei zu befürwortende Gründe - und einen hübschen Nebeneffekt für die Fifa.

Kommentar von Martin Schneider

An der Sicherheitskontrolle werfen die uniformierten, aber keineswegs uninformierten Mitarbeiter einen kritischen Blick auf Laptop, Kabel, Smartphones ... doch halt, was ist das da an der Rucksackseite? Eine Wasserflasche? Das geht nicht. Nicht etwa, weil es wie am Flughafen eine Flüssigkeitsgrenze gäbe, nein: Die Wasserflasche trägt die falsche Marke! Im offiziellen Fifa-Medienzentrum darf nur aus offiziellen Fifa-Wasserflaschen getrunken werden.

Der Deckel muss runter - wegen möglicher Wurfattacken von der Pressetribüne

Der Sicherheitsmitarbeiter versucht sich noch an einer pragmatischen Lösung und möchte das Etikett entfernen - doch die Adelholzener Alpenquellen GmbH verwendet Fifa-sicheren Kleber. Der Mitarbeiter lässt Gnade vor Recht ergehen, man darf die Flasche behalten. Glück gehabt. Aber was im Medienzentrum noch geduldet wird, geht in einem offiziellen Fifa-WM-Stadion natürlich noch lange nicht. Die Flasche bleibt draußen! Keine Diskussion.

Im Stadion kann man dann natürlich Wasserflaschen des Fifa-Sponsors käuflich erwerben. Allerdings schraubt der Verkäufer dann den Plastikdeckel ab. Warum? Eine geschlossene Wasserflasche wäre ein mögliches Wurfobjekt, und Attacken von der Pressetribüne möchte man durch das Entfernen des Verschlusses vorbeugen. Wie gesagt: Wasserflaschen sind eine unterschätzte Gefahr für den Fußball. Gut, dass es die Fifa gibt. Der kann man in diesen Sachen nicht das Wasser reichen.

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