Süddeutsche Zeitung

Fifa:USA-Turnier statt Klub-WM?

Im Machtkampf zwischen Fifa und Uefa um neue Fußballturniere ist die nächste Volte zu bestaunen: Es gibt nun auch Pläne für eine "Champions League on Tour", ein Turnier mit 16 europäischen Spitzenklubs, das in der Sommerpause in den USA stattfinden könnte. Andrea Agnelli, Präsident von Juventus Turin und Vorsitzender der Klubvereinigung ECA, hat eine entsprechende Idee Mitte Januar den Vertretern mehrerer Klubs präsentiert, gemeinsam mit dem US-Milliardär Stephen Ross. Das wurde der SZ bestätigt. Zuerst hatte die Bild am Sonntag berichtet.

Die "Champions League on Tour" könnte den von Ross organisierten "International Champions Cup" ersetzen, an dem in den letzten Jahren schon diverse Topklubs teilgenommen hatten, darunter Bayern und Dortmund. Der sportlich bedeutungslose Wettbewerb diente zur Saisonvorbereitung - und zur Imageverbesserung in Übersee. Gelänge es Ross, sein Privatturnier zum Uefa-Event aufzuwerten, bekämen alle Beteiligte deutlich höhere Erlöse. Darüber soll es nun Gespräche geben.

Die Pläne sind vor dem Hintergrund eines Machtkampfs zwischen Weltverbands-Präsident Gianni Infantino und Europas Fußball-Union Uefa zu sehen: Infantino will Europas Topklubs mit Milliardenversprechen in eine Fifa-Superleague locken, was die Champions League der Uefa zerstören würde (SZ vom 14.12.2019); Real Madrid und dessen Chef Florentino Perez hat Infantino auf seiner Seite. Die "Champions League on Tour" ist auch ein Konter: Sie stünde in Konkurrenz zu Infantinos Herzensprojekt, der neuen Klub-WM der Fifa, die 2021 in China erstmals mit 24 Teams stattfinden wird. Infantino hofft auf zwölf europäische Teilnehmer, Uefa-Chef Aleksander Ceferin will nur acht schicken.

Christian Seifert, der Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL), äußerte sich skeptisch zu den jüngsten Plänen. "Jede Liga und jeder Verband will sich weiterentwickeln. Das ist legitim, aber manche dieser Pläne laufen derzeit etwas aus dem Ruder. Die deutschen Spitzenklubs sind hier definitiv nicht die Treiber", sagte er der Bild am Sonntag.

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SZ vom 27.01.2020 / SZ, dpa
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