Fifa-Skandal:Blatter, Platini und die ominösen zwei Millionen Franken

Fifa-Skandal: Sepp Blatter vor dem Gerichtsgebäude in Bellinzona.

Sepp Blatter vor dem Gerichtsgebäude in Bellinzona.

(Foto: Arnd Wiegmann/Reuters)

Den früheren Verbandschefs wurde eine Überweisung zum Verhängnis. Betrug oder Beraterhonorar? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum anstehenden Fußballprozess.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Am 17. Januar 2011 stellte Michel Platini, einst einer der besten Fußballer der Welt und damals Chef von Europas Fußball-Union Uefa, eine Rechnung an den Weltverband Fifa. Der Betreff: Gehälter für die Jahre 1998 bis 2002. Die Summe: zwei Millionen Franken. Wenige Tage später überwies die damals von Sepp Blatter regierte Fifa den Betrag. Im Herbst 2015 flog diese Zahlung auf, die schweizerische Bundesanwaltschaft (BA) startete ihre Ermittlungen. Fast sieben Jahre später beginnt an diesem Mittwoch vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona der Prozess gegen Blatter und Platini. Die wichtigsten Fragen und Antworten

Was wirft die BA dem Duo vor?

Betrug zu Lasten der Fifa. Platini sei unrechtmäßig bereichert worden, indem der Weltverband die zwei Millionen Franken an den Franzosen überwies und zudem 229 126 Franken an Sozialabgaben gezahlt habe. Platini habe darauf keinen Anspruch gehabt. Blatter und Platini hätten mit wahrheitswidrigen Angaben und einer fiktiven Rechnung die zuständigen Fifa-Mitarbeiter getäuscht, um Platini dieses Geld zukommen zu lassen.

Wie erklären Blatter und Platini diese Zahlung?

Als verspätet überwiesenes Beraterhonorar. Platini war nach Blatters Wahl zum Fifa-Präsidenten im Sommer 1998 bis ins Jahr 2002 als dessen Berater tätig. Dafür erhielt er damals 300 000 Schweizer Franken pro Jahr. Nach der Darstellung von Blatter, 86, und Platini, 66, habe es einen "mündlichen Vertrag" gegeben, dass dem Franzosen in Wahrheit noch mehr zustünde - und er dies nur deswegen nicht gleich bekomme, weil die Fifa 2002 in finanziellen Schwierigkeiten war. Die ausstehende Summe sei dann erst im Februar 2011 beglichen worden.

Was sind die Probleme in diesem Vortrag?

Der lange Zeitraum zwischen der angeblichen mündlichen Absprache und der tatsächlichen Überweisung erstaunt. Zwar war die Fifa Anfang 2002 tatsächlich in existenzieller Not, doch die war schon später im selben Jahr, jedenfalls aber deutlich früher als im Februar 2011 vorbei. Auch wurden keine Rücklagen gebildet. Platini erhielt die ersten 300 000 Franken als Selbständiger, während er nun auch Sozialversicherungsbeiträge einforderte. Außerdem steht der Verdacht im Raum, dass um die konkrete Summe der nachträglichen Honorierung gefeilscht worden war. Platini selbst trug mal vor, dass er gemäß der mündlichen Absprache insgesamt eine Million jährlich bekommen sollte. Dann hätte der Nachschlag aber sogar 2,8 Millionen Franken betragen müssen. Der frühere Fifa-General Jérôme Valcke wiederum soll ausgesagt haben, dass Platini ursprünglich sogar vier Millionen Franken verlangt habe.

Wenn es kein Beraterhonorar war - was war es dann?

Die nur 17-seitige Anklageschrift sagt dazu nichts. Als vor fast sieben Jahren aufflog, dass die Überweisung im Februar 2011 stattfand, wurde die Transaktion allgemein mit dem damaligen Wahlkampf an der Fifa-Spitze in Verbindung gebracht. Sepp Blatter kandidierte für eine vierte Amtszeit. Die Zahlung, so ein Verdacht, könne eine Art Prämie dafür gewesen sein, nicht gegen ihn anzutreten. Jedoch zeigen die Ermittlungsergebnisse, dass sich Platini bereits spätestens im Februar 2010 an die Fifa wandte, um das Geld einzufordern. Ein Zusammenhang mit der Wahl des Fifa-Präsidenten (im Mai 2011) ist daher unwahrscheinlich, ebenso mit der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 nach Russland und Katar (Dezember 2010).

Wie läuft der Prozess?

Geplant sind elf Verhandlungstage. Bereits in den ersten Tagen sollen die beiden Beschuldigten Blatter (Mittwoch) und Platini (Donnerstag) vernommen werden. Die Fifa nimmt als sogenannte Privatklägerin an dem Prozess teil; sie hofft auf eine Rückzahlung des Geldes. Nach den finalen Vorträgen der Parteien soll die Hauptverhandlung am 23. Juni enden. Ein Urteil ist für den 8. Juli geplant.

Was droht Blatter und Platini?

Auf Betrug stehen fünf Jahre Haft oder Geldstrafe. Es ist allerdings auch möglich, in Revision zu gehen.

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