Fifa-Schwarzmarkt-Skandal:Polizei lässt Ray Whelan wieder frei

World Cup 2014 - BRAZILIAN POLICE ARRESTS CHIEF EXECUTIVE OF WORL

Ray Whelan bei seiner vorläufigen Verhaftung - die Suche nach "Mister X" geht damit weiter.

(Foto: Ramires Ferreira/dpa)

Die Festnahme eines Verdächtigen im Fall der illegal verkauften WM-Tickets dauert nur kurz an. Die Polizei lässt den vermeintlichen "Mister X" gehen - und setzt ihre Suche nach den verantwortlichen Betrügern fort. Die Ermittlungen könnten bis tief in die Fifa reichen.

Die Nacht wurde lang auf dem 18. Polizeirevier an der Praça da Bandeira unweit des Maracanã-Stadions. Nicht in Handschellen, aber mit der Aura eines kriminellen Übeltäters musste sich Ray Whelan, der angebliche "Mister X", quälend langsam seinen Weg durch Mikrofone und Kameras bahnen. Auf den Hauptverdächtigen im Skandal um illegal verkaufter WM-Tickets warteten stundenlange Verhöre.

Am Dienstagmorgen wurde der leitende Angestellte der Match Services AG, in Sachen WM-Kartenverkauf alleiniger Dienstleister des Fußball-Weltverbandes Fifa, wieder auf freien Fuß gesetzt. In einer Presseerklärung beteuerte Match, dass Whelan unschuldig sei. Man sei der Überzeugung, dass die weiteren Untersuchungen zur Entlastung des Exekutiv-Direktors führen würden, teilte Match mit. Bis dahin werden Whelan und sein Mitarbeiterstab die Arbeit bei der WM wieder aufnehmen. Natürlich werde Match die Polizei-Ermittlungen vollumfänglich unterstützen und das in ihrer Macht stehende tun, um für eine Aufklärung der Affäre zu sorgen.

Für Kommisar Fabio Barucke, der die "Operation Jules Rimet" gegen die Ticketmafia längst zu seinem Kind gemacht hat, ist Whelan indes ein "Facilitador". Also einer, der für die am 1. Juni hochgenommene Bande Zugang und Verkauf der Karten aus speziellen Kontingenten "erleichterte".

"Ray ist nicht der Chef", stellte der Polizeibeamte aber auch klar und versprach: "Wir setzen die Suche nach anderen am Betrugs-Coup Beteiligten fort." Sieben weitere Verdächtige stünden noch auf der Liste. "Die Fifa wird die laufenden Ermittlungen in vollem Umfang weiter unterstützen", ließ der Weltverband in einer Erklärung dazu wissen.

Whelan, dem auf der Polizeistation gleich zwei Anwälte zu Hilfe eilten, wird der Verstoß gegen Artikel 41-G des "Estatuto do Torcedor", des Verbraucherschutzgesetzes für Fußballfans, vorgeworfen: Verteilung von Eintrittskarten, die zu einem höheren als dem aufgedruckten Preis verkauft werden. Eine Haftstrafe von zwei bis vier Jahren droht. Und noch mehr, falls ein Richter die Bildung einer kriminellen Vereinigung sieht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: