Sportpolitik:Fifa und Uefa suspendieren Russland

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Fifa und Uefa haben Russland bisher noch nicht ausgeschlossen. (Foto: Jakub Porzycki/Imago)

Damit wird das Land nicht an der Fußballweltmeisterschaft in Katar teilnehmen. Und Bundesligist RB Leipzig steht kampflos im Viertelfinale der Europa League.

Der Fußball-Weltverband Fifa und die Europäische Fußball-Union Uefa haben am Montag Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine von allen Wettbewerben, also auch der Weltmeisterschaft in Katar, suspendiert. Damit steht Bundesligist RB Leipzig kampflos im Viertelfinale der Europa League, die für den März angesetzten Achtelfinalspiele zwischen Leipzig und Spartak Moskau finden nicht statt. Die Uefa beendet zudem die Zusammenarbeit dem mit Sponsor Gazprom.

IOC empfiehlt Ausschluss russischer Athleten

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat sich unter steigendem Druck zu einer harten Haltung gegen Russland durchgerungen und empfiehlt seinen Mitgliedsverbänden den Ausschluss russischer Sportlerinnen und Sportler bei internationalen Veranstaltungen. Dies gilt auch mit Blick auf Athletinnen und Athleten aus Belarus, das teilte das IOC am Montag mit. Fast zeitgleich schloss sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den weltweiten Forderungen nach ebendiesen Maßnahmen an.

Mit Blick "auf den extrem schweren Verstoß gegen den Olympischen Frieden und andere Verstöße gegen die Olympische Charta durch Russlands Regierung in der Vergangenheit" entzog das IOC zudem zahlreichen Regierungsmitgliedern den Olympischen Orden - darunter auch Staatspräsident Wladimir Putin. Zudem richtete das IOC einen Solidaritäts-Fond für die "olympische Gemeinschaft" der Ukraine ein. "Um die Integrität weltweiter Sportveranstaltungen zu schützen empfiehlt die IOC-Exekutive, dass internationale Sportverbände und Veranstalter die Teilnahme russischer und belarussischer Athleten und Offizieller an internationalen Wettbewerben nicht erlauben", hieß es in der Mitteilung. Dies sei das Ergebnis weiterer Diskussionen vom Montag.

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Die olympische Bewegung befinde sich in einem "Dilemma", hieß es weiter: Es gelte grundsätzlich "im Sinne der Fairness, Athleten nicht für Entscheidungen ihrer Regierung zu bestrafen." Während nun aber Sportler aus Russland und Belarus weiterhin an Wettbewerbern teilnehmen könnten, "werden Athleten aus der Ukraine daran gehindert, weil ihr Land angegriffen wird". Das IOC habe sich daher "schweren Herzens" für seine Empfehlung entschieden. "In diesem Zusammenhang" habe das IOC "insbesondere die Paralympischen Spiele betrachtet", die am kommenden Freitag in Peking beginnen. Sollte in einigen Fällen die Umsetzung kurzfristig oder aus rechtlichen Gründen nicht möglich sein, solle sichergestellt werden, dass die Sportler als "neutrale Athleten" antreten. Dies hatte das IOC zuvor bereits gefordert.

Der DOSB schloss sich indes den Ausschluss-Forderungen an. "Weltweite Sanktionen auf allen gesellschaftlichen Feldern sind umso wirksamer, je mehr gesellschaftliche Akteure sich daran beteiligen", teilte der Dachverband mit: "Auch der Sport muss seiner Verantwortung nachkommen und entsprechende Einschränkungen in Kauf nehmen."

Schalke 04 trennt sich von Sponsor Gazprom

Fußball-Zweitligist Schalke 04 beendet seine Partnerschaft mit seinem umstrittenen russischen Hauptsponsor Gazprom. Die gemeinsame Entscheidung des Vorstands und des Aufsichtsrats verkündete der Klub am Montag. Weitere Informationen werde der Verein "zu gegebener Zeit bekannt geben".

Der Vertrag der finanziell klammen Knappen mit Gazprom lief noch bis 2025. In der zweiten Liga sollten vom russischen Gaslieferanten neun Millionen jährlich fließen, bei einem Aufstieg wäre die Summe wohl auf 15 Millionen Euro pro Saison angestiegen. "Die vollständige finanzielle Handlungsfähigkeit des Vereins bleibt von dieser Entscheidung unberührt. Die Vereinsführung ist zuversichtlich, zeitnah einen neuen Partner präsentieren zu können", teilten die Schalker mit.

Schalke trennt sich vom umstrittenen russischen Gaslieferanten als Großsponsor. (Foto: Caroline Seidel-Dißmann/dpa)

Nach Russlands Angriff auf die Ukraine hatten die Königsblauen schon beim Gastspiel in Karlsruhe am Samstag (1:1) auf den Schriftzug Gazprom auf ihren Trikots verzichtet. Gazprom-Vertreter Matthias Warnig hatte zudem sein Mandat im Aufsichtsrat bereits am Donnerstag mit sofortiger Wirkung niedergelegt.

DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke hatte Schalke für den Fall einer Trennung vom Hauptsponsor finanzielle Hilfen in Aussicht gestellt. "Und wenn es dazu dann auch der Solidarität der anderen Klubs in Deutschland bedarf, um sie aus dieser Situation einigermaßen gut herauszuführen, dann müssen wir darüber diskutieren, wie wir das hinkriegen können", hatte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund im ZDF-"Sportstudio" erklärt.

Polen, Schweden und Tschechien üben Kritik

Polens Verbandspräsident Cezary Kulesza bezeichnete die Sanktionen durch die Fifa als "inakzeptabel". Der Funktionär führte bei Twitter aus: "Wir sind nicht an einem Spiel des Scheins interessiert. Unser Standpunkt bleibt unverändert: Die polnische Nationalmannschaft wird KEIN Spiel gegen Russland bestreiten. Ganz egal wie die russische Mannschaft heißt."

Das Play-off-Spiel in der Qualifikation zur WM in Katar zwischen Polen und der Elf aus Russland ist für den 24. März angesetzt. Der Sieger des Duells soll anschließend auf den Gewinner des Spiels Tschechien gegen Schweden treffen. Auch Tschechiens Verband FAČR lehnt ein Aufeinandertreffen mit Russland weiterhin ab. "Am Standpunkt der tschechischen Nationalmannschaft wird sich nichts ändern", teilte die FAČR am späten Sonntagabend mit.

Der schwedische Verband SvFF rückt ebenfalls nicht von seiner Haltung ab. Präsident Karl-Erik Nilsson zeigte sich in einer Mitteilung "verärgert" über die Entscheidung der Fifa: "Wir haben bereits früher mitgeteilt, dass wir unter diesen Umständen nicht antreten wollen - und das bleibt bis auf Weiteres so."

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