Will man zu Hause ein FC-Bayern-Spiel in der Champions League sehen, geht das nur noch, wenn man dafür zahlt, an den Pay-TV-Sender Sky und den Streamingdienst Dazn. Und das Freitagsspiel der Bundesliga läuft inzwischen kostenpflichtig bei Eurosport. Das sind nur die jüngsten Indizien, wie fest die Kommerzialisierung den Fußball im Griff hat: Ob Fernsehen, Internet oder Merchandising-Artikel, dem Fan geht es mehr denn je an den Geldbeutel.
Der Brasilianer Neymar wechselt für 222 Millionen Euro von Barcelona nach Paris. Summen, die heute bewegt werden, waren gestern noch unvorstellbar: Geldgeber aus der Golfregion machen es möglich. Soeben haben Medien wie der Spiegel in den "Football Leaks" nachgezeichnet, wie selbst die wenigen Branchenregeln gebogen werden, um die Reichen noch reicher zu machen.
Nun kommt diese Nachricht hinzu: Fifa-Präsident Gianni Infantino hat Pläne, das Kerngeschäft des Weltfußballverbandes an Investmentfirmen zu verscherbeln. Klingt zunächst nur wie der nächste unvermeidliche Schritt, um noch mehr Geld aus dem Fußball zu pressen.
Dass bei den Plänen nun ein Saudi im Boot ist, deutet auf politische Ziele hin
Nur: Warum dann dieses Täuschungsmanöver, das hartnäckige Versteckspiel vor allen anderen Funktionären? Weil der Deal, den der Fifa-Chef mit überwiegend arabischen und asiatischen Geschäftspartnern anstrebt, nicht in erster Linie mit Kommerzialisierung zu tun hat. Es geht auch um die Instrumentalisierung des weltgrößten Unterhaltungsinstruments, mit dem sich Politik rund um den Globus machen lässt. Man erinnere sich an Präsident Wladimir Putin und die Fußball-WM 2018 in Russland.
Dass bei den intensiv verfolgten Plänen nun die Saudis im Boot sind, deutet auf politische Ziele hin, für die Infantino sich einspannen lässt. Zuletzt war er Dauergast in Riad. Interessanterweise, ohne etwas Ernsthaftes gegen den dortigen Piratensender BeoutQ zu unternehmen, der die vom katarischen Sender BeIn teuer erworbenen Fußballübertragungen für Liga-, WM- und Länderspiele einfach raubkopiert und selbst ausstrahlt.
Fifa-Präsident:Infantino muss gehen
Die Intrige zum Ausverkauf der Fifa muss zum Ende der Präsidentschaft von Gianni Infantino führen. Nichts ist für den Fußball wichtiger.
Würden die Saudis nun zum großen Akteur im Fifa-Kosmos, könnten sie, gemeinsam mit den Arabischen Emiraten (VAE), die auch an den Konsortiumspartner Softbank angebunden sind, Druck auf ihren Feind am Golf ausüben: Katar, Ausrichter der WM 2022. Seit 2017 betreiben Riad und Abu Dhabi einen Boykott gegen Doha. Dass dies nicht nur auf den Vorwurf zielt, Katar unterstütze Terroristen, hat damals VAE-Geheimdienstchef Dhai Khalfan getwittert: "Wenn die WM Katar verlässt, wird auch die Krise vorbei sein (...), weil sie dafür geschaffen wurde."
Kaltblütige Egozentrik eines umstrittenen Spitzenfunktionärs
Und Infantino - ist der Mann nur zu naiv, um die Motivlage rund um so einen Deal zu erkennen? Dagegen spricht nicht nur die geheime Geschäftspolitik, die er betreibt - obwohl er gar kein operativer Präsident ist. Sondern auch sonst alles, was über den Fifa-Chef bekannt ist: Die kaltblütige Egozentrik, mit der er eigene Interessen im Amt durchficht, seine anstehende Wiederwahl 2019, die unsicher ist. Und nicht zuletzt die Rolle, die für ihn in dem geplanten Rechte-Imperium reserviert wurde. Die Frage drängt sich auf: Arbeitet da ein umstrittener Spitzenfunktionär an einer stillen Exit-Strategie?
Hier politische Interessen, dort persönliche: Beides weist auf eine neue Bedrohung für den Fußball hin. Jenseits der alten Geschäftsgier, immer noch mehr Dollar aus dem Spiel zu saugen.