Fifa:Platini verklagt Infantino

Fifa: Da waren sie noch enge Verbündete: Der damalige Uefa-Präsident Michel Platini (rechts) - und Gianni Infantino, damals Uefa-Generalsekretär und heute Fifa-Präsident.

Da waren sie noch enge Verbündete: Der damalige Uefa-Präsident Michel Platini (rechts) - und Gianni Infantino, damals Uefa-Generalsekretär und heute Fifa-Präsident.

(Foto: Newspix/Imago)

Neuer Ärger für Fifa-Präsident Gianni Infantino: Der frühere Uefa-Boss Michel Platini geht juristisch gegen ihn vor - weil er im Zuge des großen Skandals 2015 die Schweizer Strafermittler unbotmäßig beeinflusst habe.

Von Thomas Kistner, München

Der umstrittene Fifa-Präsident Gianni Infantino gerät weiter in Not. Wie sich nun herausstellt, hat sein früherer Vorgesetzter bei der Europa-Union Uefa, Michel Platini, im November 2021 eine Anzeige wegen der Beeinflussung der Schweizer Strafjustiz eingereicht. Dies teilte Platini der SZ am Dienstag mit.

Die Hintergründe reichen zurück ins Jahr 2015. Als damals die Fußballwelt explodierte und die US-Justiz mit Schweizer Bundesanwälten den Weltverband durchleuchtete, stand Platini als Nachfolger des langjährigen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter fest. Dann geschah Spektakuläres: Die Berner Bundesanwaltschaft (BA) eröffnete ein Verfahren gegen beide, wegen zwei Millionen Franken, die Blatters Fifa 2011 an Platini überwiesen hatte: angeblich als Nachzahlung für frühere Beraterdienste. Das Ethikkomitee sperrte die beiden, Infantino kam aus dem Nichts und eroberte den Fifa-Thron.

Seither gärt der Verdacht, dass die für ihre Trägheit und verschleppten Verfahren berüchtigte BA von interessierter Seite auf diese Zahlung angesetzt wurde, die Platini in den Abgrund und seinen Uefa-General an die Fifa-Spitze katapultierte. Diverse vertrauliche Treffen Infantinos mit BA-Chef Michael Lauber hatten dazu geführt, dass gegen beide Strafermittlungen eröffnet wurden; Lauber trat zurück. Seit Kurzem liegen stark kompromittierende Dokumente vor. Im Juli 2015, nach Blatters Rücktrittsankündigung, hatte ein Schuldfreund Infantinos, der Kantonsjurist Rinaldo Arnold, den Bundesanwalt Lauber aufgesucht.

Zum Inhalt des Treffens machten beide später widersprüchliche Angaben. Aber Schreiben des damaligen BA-Chefermittlers Oliver Thormann an eine Schweizer Großbank zeigen: Die BA war gleich nach dem Treffen bestens informiert. Zwecks "Beweismittelbeschlagnahme" sollte die Bank Informationen zu einem Konto Platinis herausrücken: Depotauszüge just für den Zeitraum 2011, in den die Transaktion der zwei Millionen fiel. Auch wurde der Bank verboten, den Kunden zu informieren (SZ vom 15.12.2021).

Durch die Zwei-Millionen-Affäre wurde der Weltfußball neu aufgestellt: Platini ging unter, Infantino stieg auf, Jugendfreund Arnold organisierte fortan Geheimtreffen mit Lauber. Zugleich wurde Arnold auf Fifa-Kosten vielfach beschenkt, sogar ein Job war vorgesehen. Erst ein Disziplinarverfahren beendete die Liaison. Nach Aktenlage könnte es nun eng für Infantino werden.

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