Süddeutsche Zeitung

Fifa:Platini klagt: "Wurde mit Blatter in einen Sack gesteckt"

  • Sepp Blatter und Michel Platini ziehen getrennt in die Berufungsverfahren. Ihre Hoffnungen, rehabilitiert zu werden, sind illusorisch.
  • Sie gehen dabei sogar ein Risiko ein.

Von Thomas Kistner

Sie beklagen nun die angebliche Ungerechtigkeit: Sepp Blatter, 79, und Michel Platini, 60, die das Fifa-Ethikkomitee für jeweils acht Jahre gesperrt hat, für alle Tätigkeiten im Fußball. Und der Schmerz ist so groß, dass das Zweckbündnis Blattini nun erneut auseinanderbricht. "Ich wurde mit Blatter in einen Sack gesteckt", beklagt der Franzose in der heimischen Presse. Das Duo wird den angekündigten Gang durch die Instanzen also wohl nicht gemeinsam bewältigen.

Dabei eint Blatter, den ehemaligen Fifa-Chef und Lehrmeister, und den früheren Uefa-Boss und Musterzögling Platini unter anderem ihr Optimismus auf dem Weg zum obersten Sportgerichtshof Cas. "Es ist noch lange nicht vorbei", sagt Blatter; und Platini verspricht: "Da beginnt das Spiel erst richtig." Beide behalten das gleiche Ziel vor Augen: den Fifa-Wahlkongress am 26. Februar. Blatter will dann präsidieren, Platini als Kandidat den Thron erobern.

Zu den Dingen, die dieses Ansinnen sehr ambitioniert erscheinen lassen, zählt der Faktor Zeit. Vor allem für Platini, dessen Nachmeldung als Fifa-Kandidat nur bis zum 26. Januar möglich ist. Dann wird die Traktandenliste für die Kongressteilnehmer geschlossen, Bewerber können nicht nachträglich aufgenommen werden.

Vor dem Gang zum Cas müssen die beiden erst einmal - binnen zehn Tagen - die Urteilsbegründung der Ethik-Spruchkammer anfordern. Drei Tage bleiben dann, um die Berufung anzuzeigen, und weitere sieben Tage, um sie schriftlich zu begründen. Während anzunehmen ist, dass Michel Platini alle Schritte bereits vorbereitet hat und zum frühesten Zeitpunkt einleiten wird, ist der Zeitdruck bei Sepp Blatter nicht ganz so groß - also bei dem Mann, mit dem sich Platini zu Unrecht "in einen Sack gesteckt" sieht.

Was hat die Fifa-Untersuchungskammer vor?

Und da ist noch ein weiterer Punkt: Was hat die Fifa-Untersuchungskammer vor? Auch sie kann in die Berufung gehen, ihr Antrag auf lebenslange Korruptionsverurteilungen für das Duo ist ja nicht erfüllt worden. "Wir werden die Urteilsbegründung in Ruhe studieren und dann entscheiden, ob wir in Berufung gehen", teilt der zuständige Sprecher mit.

Die Wahrscheinlichkeit für eine "Mitzieh-Berufung" der Ethikermittler ist groß, zumal nach Blatters und Platinis heftigen öffentlichen Attacken auf das Gremium. Was dazu führen würde, dass dann alle zeitlichen Fristen voll ausgeschöpft werden. Einen Cas-Entscheid bis zum 26. Januar würde das unwahrscheinlich machen.

Daneben gehen Blatter und Platini mit ihren Rekurs-Plänen auch ein anderes Risiko ein. Schon einmal, 2013, hat ein lange aus dem Verkehr gezogener Fifa-Vorstand, Manilal Fernando aus Sri Lanka, eine Achtjahressperre angefochten; auch damals zogen die Ermittler mit. Das Berufungsgericht weitete die Sperre auf lebenslang aus. Im März 2015 hat der Cas das Urteil dann bestätigt.

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Quelle:
SZ vom 23.12.2015
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