Fifa:Lobbyarbeit fürs Comeback

Al-Sabah zieht es offenbar wieder zurück in die Fifa. Getreue des mächtigsten Sportführers Asiens werkeln an einer Allianz.

Von Thomas Kistner

Die Karawane des Weltfußballs zieht an den Persischen Golf; in Bahrain finden die Kongresse der Asien-Konföderation AFC und ab Mittwoch des Weltverbandes Fifa statt. Längst präsent ist dort der Mann der Stunde, diskret in einem Anwesen am Rande Manamas soll Ahmad al-Sabah aus Kuwait ehemalige Funktionärskollegen bearbeiten. Weil die jüngste US-Anklageschrift im Fifa-Korruptionsskandal ihn und zwei Mitarbeiter als Schmiergeldzahler beschreibt, lässt al-Sabah seine Fußballämter ruhen. Zugleich weist er die Vorwürfe strikt zurück - und behält all seine weiteren Sportfunktionen bei. Am Sonntag war Asiens Fußball noch unter sich und al-Sabahs diskrete Lobbyarbeit am Comeback das heiße Thema am Golf. Er rechne damit, dass die Affäre in einigen Monaten vom Tisch sei, hieß es. Und so planten die Getreuen des mächtigsten Sportführers Asiens schon einen Coup, um al-Sabah beim AFC-Kongress am Montag den Weg zurück zu eröffnen. Denn der Kongress soll die Delegierten erwählen, die Asien im Vorstand des Weltverbands vertreten, im Fifa-Rat. Nun drängen die Vereinigten Emirate darauf, diese Wahl per Abstimmung um einige Monate zu vertagen; zwei solcher Bittbriefe liegen der SZ vor. Al-Sabahs Fraktion soll schon ein Dutzend Länder überzeugt haben. Das bringt nun den AFC-Chef in Nöte, der zugleich Kongressgastgeber ist: Scheich Salman al-Khalifa. Der Funktionär aus Bahrain darf nicht zu eng mit dem beschädigten Kuwaiter kungeln, andererseits darf er nicht zu weit abrücken vom alten Verbündeten. Der hat ja weiter eine märchenhafte Machtfülle im Sport: Al-Sabah regiert das Olympic Council of Asia, das in Kuwait residiert; er ist Chef der begehrten Entwicklungshilfe im Internationalen Olympischen Komitee und Chef aller Olympiakomitees weltweit. Salman wiederum hat bisher erwogen, bei der nächsten Fifa-Wahl erneut gegen Amtsinhaber Gianni Infantino anzutreten. Aber das war vor der neuesten US-Anklage.

So blieb Salman am Sonntag strikt diplomatisch zur Frage der Vertagung der Delegiertenwahl. Sein AFC-Vorstand sagte Nein, ein Rückschlag für al-Sabah, doch dem bleibt Hoffnung: der AFC-Kongress am Montag. Wird dort anders entschieden, müsse die Wahl vertagt werden, ließ Salman Beobachtern zufolge verlauten.

Die Fifa treibt eigene Sorgen um. "Fifa-Gate" nimmt globale Dimension an; umso besser, dass sich gerade jetzt ein neuer Sponsor findet: Qatar Airways. Die Luftlinie hat lange gezögert, nun rückt sie eng heran. Zufall? Katars bisher größte Unterstützer im Fußball sind stark angeknockt: Salman bangt um seine Macht, al-Sabah ist raus. Und zur Vergabe der WM 2022 an Katar ermitteln diverse Strafbehörden.

Und die Fifa? Auch sie dürfte sich in Bahrain von alten Vorhaben verabschieden. Davon, das Salär des Fifa-Rats aufzustocken, und sogar davon, die Fifa-Chefethiker Hans-Joachim Eckert und Cornel Borbely abzusetzen. Auch DFB-Chef Reinhard Grindel gibt sich nun wieder kämpferisch, der FAS sagte er, er wolle für das Duo streiten: Es habe sich "um die Integrität der Fifa verdient gemacht". Gegenüber der SZ hatte er da am Freitag noch Bedingungen genannt: Er sei für den Verbleib, es müsse "aber sichergestellt" sein, dass ihre Bezahlung ethisch angemessen sei. So formiert sich alles neu. Grindel, der in Bahrain in den Fifa-Rat rückt, war letzte Woche noch bei einem Treffen mit Uefa-Vorstandskollege Witali Mutko in Moskau; Russlands Fußballboss ist kein Freund der Ethiker. Und Uefa-Präsident Aleksander Ceferin? Der war in Moskau nicht dabei. Aber Vorbehalte gegen die Ethiker hat er keine.

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