Süddeutsche Zeitung

Fußball:Fifa reformiert Klub-WM und bringt Erweiterung für WM 2022 auf den Weg

Fifa-Präsident Gianni Infantino setzt seine Pläne gegen den Widerstand aus Europa durch - die Aufstockung der Weltmeisterschaft in Katar wird immer wahrscheinlicher.

Gegen den Widerstand aus Europa hat der Fußball-Weltverband Fifa die Klub-WM reformiert. Das neue Turnier mit 24 statt sieben Mannschaften wird im Sommer 2021 zunächst als "Pilotprojekt" ausgetragen. Der Confed Cup wird dafür gestrichen. Die Europäische Fußball-Union (Uefa), die sich vehement gewehrt hatte, wird acht Spitzenklubs entsenden. Aus Deutschland dürfte Bayern München die besten Chancen auf eine Einladung haben.

"Das ist ein Meilenstein in der Geschichte des Fußballs und der Fifa", sagte Fifa-Präsident Gianni Infantino: "Ich bin sehr glücklich, dass das Council diese Entscheidung gefällt hat. Es ist unsere Aufgabe und Pflicht, den Klubfußball weltweit zu stärken. Wir wollen einen interessanten und prestigeträchtigen Wettbewerb sehen." Die sieben Uefa-Delegierten waren bei der Entscheidung während der Sitzung in Miami im 31-köpfigen Fifa-Council zahlenmäßig deutlich unterlegen. Auch die scharfe Kritik der in Europa einflussreichen Klub-Vereinigung ECA, die mit dem Boykott der europäischen Spitzenklubs droht, hatte letztendlich keine Auswirkungen. "Wir haben mit allen gesprochen. Mit den Ligen, Klubs, Spielern und Verbänden. Es gibt verschiedene Meinungen und Positionen. Ich werde das nicht anheizen", sagte Infantino.

Das Turnier soll vom 17. Juni bis zum 4. Juli 2021 gespielt und alle vier Jahre ausgetragen werden. Der Ausrichter muss noch bestimmt werden. Wie bei dem ersetzten Confed-Cup auf den WM-Ausrichter ein Jahr später zu bauen, ist so gut wie unmöglich. Die Endrunde 2022 in Katar wurde extra in den Winter verlegt, weil in den Sommermonaten am Persischen Golf extreme Hitze herrscht.

Laut den Council-Dokumenten werden neben den acht Europäern jeweils drei Vereine aus Asien, Afrika sowie der Region Nord- und Mittelamerika/Karibik teilnehmen. Südamerika bekommt sechs Startplätze, die ozeanische Konförderation einen. Außer der Uefa hatten sich alle Kontinentalverbände im Vorfeld für die Reform ausgesprochen.

Zudem rückt die Aufstockung der WM 2022 in Katar auf 48 Mannschaften immer näher. Das Fifa-Council um DFB-Präsident Reinhard Grindel fällte am Freitag in Miami eine Grundsatzentscheidung für die aufgeblähte Endrunde in dreieinhalb Jahren. Wird ein passender Co-Gastgeber in der momentan allerdings krisengeschüttelten Region gefunden, soll der Fifa-Kongress im Juni die Aufstockung absegnen.

Das Council erkannte im US-Bundesstaat Florida zum einen die von der Fifa in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie an. Die Experten waren zu dem Schluss gekommen, dass das 48er-Turnier möglich ist, wenn einige der dann 80 Spiele "ausgelagert" werden. Weiterhin beschloss das von Fifa-Präsident Infantino angeführte Gremium, dass die Fifa-Administration zusammen mit dem katarischen WM-Organisationskomitee bis Juni eine Beschlussvorlage erstellen soll.

Grindel: Viele Verbände in der Fifa wollen das 48er-Format

Als Co-Gastgeber kommen geographisch vor allem die Nachbarn (Bahrain, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate) infrage. Mit diesen Ländern befindet sich Katar seit 2017 aber in einer Art kaltem Krieg. Die drei Länder halten eine wirtschaftliche und politische Blockade gegen das Emirat aufrecht. Neutrale Partner in der Region wären aktuell Kuwait und Oman.

Die WM 2022 wird vom 21. November bis zum 18. Dezember 2022 gespielt, laut der Machbarkeitsstudie müsste sich daran auch nichts ändern. Ursprünglich sollte erst die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko mit 48 statt 32Mannschaften ausgerichtet werden. Infantino hatte in den vergangenen Monaten aber massiv für die frühere Aufstockung geworben, die zuletzt auch kaum mehr Gegner hatte.

"Eine WM-Teilnahme ist der Traum vieler Länder auf der Welt und ein großer Schub für den Fußball dort. Deshalb kann ich schon nachvollziehen, dass viele Verbände in der Fifa das 48er-Format wollen", hatte Grindel dem sid im Vorfeld der Council-Sitzung gesagt: "Das dürfen wir nicht nur durch die deutsche Brille sehen."

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