Süddeutsche Zeitung

Fifa-Kandidatur von David Ginola:Ein Beau gegen Blatter

  • Nächster Gegner für Fifa-Chef Sepp Blatter: Ex-Profi David Ginola, einst von Fans verehrt wegen seiner Tore und Extravaganz, kündigt seine Kandidatur an.
  • Er braucht dazu fünf Nationalverbände, die ihn öffentlich unterstützen.
  • Die Frage lautet: Meint es der Franzose ernst?

Als Fußballer machte David Ginola oft eine gute Figur. Und weil er auch sonst als ein attraktiver Mann gilt, arbeitete er auch als Model und spielte in der Kriegskomödie "The Last Mission" mit. "Das Himmelfahrtskommando", lautet der Titel dieses Films in Deutschland, er könnte als Motto dienen für das Vorhaben, mit dem Ginola jetzt an die Öffentlichkeit getreten ist: Er will FIFA-Präsident Joseph S. Blatter ablösen.

Der bald 48-Jährige stellte am Freitag in London seine Kampagne vor. "Ich weiß, dass es nicht leicht für mich wird, gewählt zu werden, aber ich muss es versuchen", hatte er zuvor der Boulevardzeitung The Sun gesagt. Er tue dies, weil er glaube, etwas bewegen zu können, fügte er hinzu, "der Fußball und seine Anhänger" müssten wieder in den Mittelpunkt gerückt werden, die Leute sollten Vertrauen in die Entscheidungen der Verantwortlichen haben.

Ginola war früher unterwegs gewesen mit langer, blonder Mähne - ein Blickfang bei Paris Saint-Germain. Sein Mitspieler Valdo sagte damals: "Dieser Ginola ist viel besser als wir alle. Er verzaubert den Ball, verhext die Gegner und das alles in Bruchteilen von Sekunden." Später ging er nach England und wurde vor allem bei Newcastle United und Tottenham Hotspur von den Fans verehrt wegen seines Könnens. Aber auch wegen seiner Extravaganz. Jetzt sagte er: "Ich wurde immer gefragt, was man machen muss, um die FIFA zu ändern. Nun, jetzt werde ich was dafür tun." Die Frage ist allerdings: Kommt Ginola überhaupt so weit? Seine Kampagne wirft nach ihrer Bekanntgabe am Donnerstag Fragen auf.

Unterstützt von einem irischen Buchmacher

Ginolas Bewerbung wird unterstützt vom irischen Buchmacher "Paddy Power". Dieser ist bekannt für seine spektakulären PR-Maßnahmen. Paddy Power hat auch gleich die renommierte PR-Agentur MundC Saatchi engagiert, um Ginola und dessen Bewerbung ins rechte Licht zu rücken. Die erste Maßnahme: Ein Video auf der Internetseite teamginola.com, worin er um Spenden bittet. Bislang sind etwas mehr als 250 000 Pfund (etwa 325 000 Euro) zusammengekommen, das Ziel seien 2,3 Millionen Pfund (knapp drei Millionen Euro). Nun die Pressekonferenz in London.

Doch ob es der Franzose überhaupt bis zur Wahl schafft, ist unsicher. Bis zum 29. Januar muss Ginola nachweisen, dass er mindestens in zwei der vergangenen fünf Jahre eine "aktive Rolle" im administrativen Bereich des Fußballs gespielt hat. Die Regeln sehen außerdem vor, dass er für eine Kandidatur um die FIFA-Präsidentschaft die Unterstützung von mindestens fünf nationalen Verbänden benötigt.

Letzteres ist auch das Problem des früheren stellvertretenden FIFA-Generalsekretär Jérôme Champagne aus Frankreich. Der hatte als Erster angekündigt, am 29. Mai gegen Blatter anzutreten, doch nun fehlt ihm die Unterstützung der Verbände. "Es herrscht viel Angst, und es gibt manchmal auch Druck. Ich würde sagen, es ist einfacher, 50 Stimmen bei der Wahl zu bekommen als fünf Briefe, die Unterstützung bescheinigen. Ich spreche mit vielen Verbänden, um diese schriftliche Unterstützung für meine Kandidatur zu bekommen", sagte Champagne. Er geht gleichwohl gelassen in den Endspurt: "Wenn ich rechtzeitig fünf Verbände habe, trete ich an, wenn nicht, werde ich auch klar sagen, dass ich sie nicht habe."

"Es ist an der Zeit, dass der Fußball erneuert wird"

FIFA-Vizepräsident Ali Bin al-Hussein aus Jordanien gilt als Kandidat des europäischen Verbands Uefa. Allerdings haben zuletzt die Spitzen des asiatischen Fußballverbands AFC bei einem Kongress vor dem Asien-Cup klargemacht, dass sie weiterhin Blatter unterstützen werden.

Ginola hat bislang nur eine Botschaft: "Es ist an der Zeit, dass der Fußball erneuert wird." Über die "Sünden der Vergangenheit", versicherte er, gehe es ihm dabei nicht, aber der Fußball "gehört den Menschen, und sie haben es verdient, ein Mitspracherecht zu haben." Er wolle Transparenz schaffen, "damit jeder weiß, wohin jeder Penny geht." Ginola ergänzte, er setzte auf die "volle Unterstützung" der UEFA. Ob die allerdings kommt, ist mehr als ungewiss.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2307276
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SID/dpa/hum
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.