Fifa-Kandidat Al-Hussein:Der einsame Blatter-Gegner

Fifa-Kandidat Al-Hussein: Prinz Ali bin Al-Hussein hat beim Kongress des asiatischen Verbands einen schweren Stand.

Prinz Ali bin Al-Hussein hat beim Kongress des asiatischen Verbands einen schweren Stand.

(Foto: AFP)
  • Fußballverbände aus Asien stellen sich deutlich gegen den Blatter-Herausforderer Ali bin Al-Hussein.
  • Der berüchtigte Stippenzieher Scheich Al-Sabah empfiehlt ihm gar den Rückzug.
  • Auch der ozeanische Fußballverband spricht sich für den bald 79-jährigen Amtsinhaber Blatter aus.

Fifa-Chef Joseph Blatter war gar nicht da - und doch Gesprächsthema Nummer eins. Nach dem außerordentlichen Kongress des asiatischen Verbandes AFC darf sich der bald 79 Jahre alte Präsident des Fußball-Weltverbandes seiner Wiederwahl im kommenden Mai immer sicherer sein. Denn trotz eines Kandidaten aus den eigenen Reihen wollen selbst die meisten asiatischen Länder den umstrittenen Schweizer in seinem Streben nach einer fünften Amtszeit unterstützen.

"Unser Kongress hat sich damals für Herrn Blatter ausgesprochen, wir haben uns darauf festgelegt und werden unsere Meinung niemals ändern", sagte AFC-Boss Scheich Salman bin Ibrahim Al-Khalifa am Freitag in Melbourne in einer Pressekonferenz und verweigerte dem jordanischen Verbandschef Prinz Ali bin Al-Hussein die Gefolgschaft.

Al-Hussein am Rand

Keine halbe Stunde hatte zuvor der außerordentliche Kongress der AFC gedauert. In einem Luxushotel am Rande der Innenstadt wurden die Statuten modifiziert, freundliche Grußworte gesprochen und reichlich Vorfreude auf das Eröffnungsspiel des Asien-Cups zwischen Gastgeber Australien und Kuwait geschürt. Die Kandidatur Al-Husseins wurde nicht erwähnt, eine Debatte oder Diskussionsbeiträge gab es nicht.

Al-Hussein saß in seiner Funktion als Mitglied des AFC-Exekutivkomitees ganz am äußeren Rand des Podiums - und sagte kein Wort. "Nicht hier, nicht heute", ließ sich der 39-Jährige lediglich beim Verlassen des Konferenzraumes entlocken.

Der Mann, der bei der Präsidentschaftswahl des Weltverbandes Fifa am 29. Mai in Zürich Amtsinhaber Blatter stürzen will, wirkte inmitten der insgesamt 45 anwesenden Delegierten der asiatischen Mitgliedsländer fast ein wenig isoliert. Und wenn man den Äußerungen der hochrangigen AFC-Funktionäre Glauben schenken darf, kann er bei seinen sportpolitischen Ambitionen auch nicht auf den Rückhalt seiner eigenen Konföderation hoffen. Auch Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah aus Kuwait wiederholte seine Wahl-Zusage an Blatter.

"Er sollte die Sache noch einmal überdenken"

"Das muss Prinz Ali jetzt in seinen Überlegungen berücksichtigen, und er sollte die Sache noch einmal überdenken", sagte Al-Sabah. Der hat bei der Wahl zwar keine Stimme, doch er ist unter anderem Vorsitzender der Vereinigung aller nationalen olympischen Komitees und spielte nicht zuletzt bei der Kür von Thomas Bach zum Chef des Internationalen Olympischen Komitees eine zentrale Rolle als Königsmacher.

Am Dienstag hatte Al-Hussein angekündigt, als Herausforderer Blatters anzutreten. "Die Botschaft, die ich immer wieder hörte, war: Es ist Zeit für einen Wandel", teilte der Präsident des jordanischen Verbandes via Twitter mit. Al-Hussein, der zugleich Vize bei der Fifa und der AFC ist, gilt als Außenseiter, aber als einer, der den Schweizer durchaus ärgern kann. Immerhin geht seine Kandidatur auf eine enge Kooperation mit Michel Platini zurück, dem Chef der Europäischen Fußball-Union (Uefa).

Doch während auch der Deutsche Fußball-Bund mit Wohlwollen reagierte, weiß der gewiefte Strippenzieher Blatter einen Großteil der 209 stimmberechtigten Verbände, insbesondere aus Afrika, hinter sich.

Blatters Bonbon für Ozeanien

Auch der ozeanische Verband (OFC) sprach sich bereits pro Blatter aus. Bei ihrer Tagung in Wellington votierten die elf Mitglieder des OFC einstimmig für den jetzigen Präsidenten. Das war aber keine Überraschung. Schon als Blatter während der Fußball-WM eine Bewerbung für eine fünfte Amtszeit an der Fifa-Spitze ankündigte, hatte der OFC solch einen Beschluss gefällt. Neben einer avisierten Bonus-Zahlung von 300 000 Dollar für jeden Verband gibt es für die Vertreter der kleinen ozeanischen Föderationen von Fidschi bis Tahiti noch ein weiteres Bonbon: Sie hoffen auf einen garantierten Startplatz für ihre Konföderation bei Weltmeisterschaften, und Blatter habe zugesagt, dafür zu kämpfen, sagte OFC-Präsident David Chung kürzlich in einem Interview.

"Wir sollten realistisch sein und keine falschen Hoffnungen hegen", sagte AFC-Chef Al-Khalifa auf die Frage, ob der asiatische Verband nicht einen asiatischen Kandidaten unterstützen müsse. Blatter ("Dies ist eine Demokratie, und dies kann nur von Vorteil für die Debatte sein") wird es freudig und gelassen zur Kenntnis genommen haben.

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