Fifa:Infantino plant den Umsturz

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Was hat er vor? Fifa-Chef Gianni Infantino. (Foto: imago images/ZUMA Press)

Der Fußball-Weltverband schreibt offenbar heimlich die Rechte für die Klub-WM aus - das sorgt für viel Aufregung. Hat der Fifa-Chef im Hintergrund schon Käufer gefunden?

Von Thomas Kistner, München

Ein Jahr ist es her, dass Gianni Infantino mit einem stillen, an den Gremien vorbei lancierten Versuch, fast alle Rechte des Weltfußballs an ein anonymes Investoren-Gremium zu verhökern, gescheitert ist und viel Branchenkritik auf sich zog. Offenbar sind die damaligen Interessenten um die japanische Softbank und deren Golf-Anleger ausgestiegen. Aber andere Finanzmakler wittern nun dicke Geschäfte mit dem Boss des Fußball-Weltverbands; zumal dieser weiterhin sportpolitische Alleingänge pflegt.

Das zeigt die jüngste Entwicklung: Nach SZ-Information soll die Fifa nun die TV- und Sponsorrechte für die Klub-WM 2021 ausgeschrieben haben. Dass sie dies offiziell nicht vermeldet und den Interessenten eine nur zweiwöchige Meldefrist gesetzt haben soll, schuf am Freitag Aufregung hinter den Fußballkulissen. Auf wiederholte SZ-Anfrage dazu äußerte sich die Fifa am Freitag nicht. Die Geheimniskrämerei bleibt.

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Träfe die kurze Bedenkzeit für ein Bieterverfahren in solcher Dimension zu, könnte das heißen, dass der Fifa-Boss schon Investoren hat - und eine Ausschreibung nur pro forma führt, um nicht erneut wegen intransparenter Geschäftspraktiken attackiert zu werden. In dieses Szenario passt eine Meldung der Financial Times vom Freitag: Der 82 Milliarden Dollar schwere Privatfonds CVC diskutiere mit der Fifa über neue globale Fußballturniere und fordere die nationalen Ligen heraus.

Was immer deutlicher wird: Infantino bastelt, auch mit Hilfe des Patriarchen von Real Madrid, Florentino Perez, an Wettbewerbsformaten, um vor allem der europäischen Fußball-Union Uefa die Geschäfts- und Machtbasis zu entreißen. Im November traf sich das Duo diskret mit weiteren Klubvertretern in der Züricher Fifa-Zentrale und hob ein bizarres Konstrukt aus der Taufe: die Welt-Klubvereinigung (WFCA), der neben Real bisher aber nur der AC Mailand, Argentiniens Topklubs Boca Juniors and River Plate sowie Vereine aus Mexiko, China, Neuseeland und Kongo beitraten. Geplant sei nichts weniger als der Umsturz, sagt ein hoher, eng mit den Vorgängen vertrauter Insider der SZ: Superligen der Topklubs in jedem Kontinent, die aus der Zuständigkeit der jeweiligen Erdteil- und Nationalverbände sowie ihrer heimischen Ligen gelöst werden. Europas Klubvereinigung ECA hatte daraufhin Real Madrids Vertreter scharf in den Senkel gestellt. Bisher trat auch kein deutscher Klub der WFCA bei. Scheitert also, wie so oft, auch dieser Plan Infantinos? Jedenfalls sucht er weiter Geldgeber für neue Turnierformate unter Fifa-Regie. Die Gefahr: Für Investoren könnte der Anreiz, Zugriff auf Kernbestandteile des Kickergewerbes zu erlangen, stark sein, wenn Infantino mitspielt. Und dieser, das verriet der gescheiterte Softbank-Coup, säße ja durchaus gern mit im Boot.

Uefa-Chef Aleksander Ceferin bietet Infantino seit langem die Stirn, er findet dessen stille Rochaden "selbstsüchtig, sie schaden dem Fußball enorm". Nervös werden aber auch bislang enge Vertraute Infantinos. Alejandro Dominguez, Boss des Südamerika-Verbands Conmebol, erfuhr erst nachträglich von der diskreten WFCA-Gründung in Zürich und dass argentinische Klubs dabei seien. Die neue Verstimmung, so heißt es, soll dazu geführt haben, dass Infantino im November nicht zum Finale der Südamerika-Champions gereist ist.

© SZ vom 07.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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