Fifa:Festnahmen auf Ferienkreuzer, Ermittlungen in Europa

FBI agents remove boxes and other items from the offices of Imagina in Miami

Elf Terrabyte an Daten haben die Ermittler bislang gesammelt.

(Foto: REUTERS)
  • Die Fußball-Verbandspräsidenten aus Guatemala und Peru wurden festgenommen. Auch der peruanische Fußball Generalsekretär befindet sich nicht mehr in Freiheit
  • Zwölf Personen haben sich mitterlweile in der Fifa-Korruptionsaffäre für schuldig bekannt
  • Michael Platini will sich duch neues Dokument entlasten

Von Thomas Kistner

Man darf die Eskapaden um den Fußball-Weltverband Fifa auch mal loben: Filmreife haben sie längst erlangt. Das zupackende Serien-Format Morgengrauen im Baur au Lac, welches die rituelle Festnahme von hohen Funktionären im Züricher Edelhotel thematisiert, ergänzt nun ein unterhaltsamer Mix aus Traumschiff und Die Kanzlei: Nach den jüngsten Zugriffen am Zürichsee wurde am Samstag im schönen Florida Hector Trujillo vom FBI gefasst - auf einem Kreuzfahrtschiff.

Trujillo ist Generalsekretär des Fußballverbandes von Guatemala, und - Achtung! - dort auch Richter am Verfassungsgericht. Die US-Bundespolizei schlug drehbuchgemäß in der Morgendämmerung zu: Der Ferienkreuzer des Funktionärs hatte gerade an einem US-Badeort festgemacht.

Zwölf Personen haben sich bislang schuldig bekannt

Damit geht die Welle der Festnahmen weiter. Bereits am Freitagabend hatte es einen ehemaligen und einen amtierenden Spitzen-Funktionär erwischt: Manuel Burga, der einstige Präsident des peruanischen Fußball-Verbandes, wurde in seiner Heimat verhaftet. Burga, Mitglied des Fifa-Entwicklungskomitees, beteuerte seine Unschuld, als er von der Polizei abgeführt wurde. Auch Ecuadors Verbandschef Luis Chiriboga befindet sich nicht mehr in Freiheit. Das Mitglied des Exekutivkomitees der Confederación Sudamericana de Fútbol (Conmebol) stellte sich selbst den Behörden in Ecuador, die keine Staatsangehörige an andere Länder ausliefern.

"Keiner wird uns entkommen!" Unter dieses Motto hat Loretta Lynch das Fußball-Epos gestellt, für das sie als Programmchefin zeichnet. Am Donnerstag präsentierte die US-Justizministerin in Washington eine Anklageschrift, die seit der Erstveröffentlichung Ende Mai stark ausgeweitet wurde. Mittlerweile sind 41 Personen der Verwicklung in die Korruptionsaffären des Weltfußballs beschuldigt; hinzu kommen zwölf Personen, die sich schuldig bekannt haben und mit den Behörden kooperieren. Ein beeindruckendes Aufgebot, das gleichwohl jede Menge Luft nach oben hat, wie die US-Ermittler dartun. So sind etwa 24 als "Mitverschwörer" geführte Personen noch gar nicht namentlich benannt.

Ermittlungen werden auch auf Europa ausgeweitet

Sie geht erst los, die Ermittlungsreise rund um den Globus - auch diese Botschaft birgt die Anklage. Einige als "hohe Fifa-Offizielle" beschriebene Mitverschwörer sind anderen Hemisphären zugeordnet; Anknüpfungspunkte an andere Kontinente ergeben sich auch aus dem Dank des Justizministeriums an jene FBI-Abteilung, die für "Organisierte Kriminalität in Eurasien" zuständig ist. Dort nahm die Ermittlung nach SZ-Informationen ihren Anfang, in Asien und Europa soll sie am Ende wieder landen - wenn auch die Schweizer Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen vorangetrieben hat.

Die Behörde bestätigte unlängst der SZ, dass die elf Terabyte Datenmaterial, die sie bei der Fifa im Zuge zweier Durchsuchungen konfisziert hatten, nun "größtenteils" zugänglich seien. Auch die Causa "Sommermärchen", also dubiose Zahlungen rund um die WM 2006 in Deutschland, geht nach SZ-Informationen in die Untersuchungen ein, die in der Schweiz laufen, wo es Zugang zu den Konten zahlreicher Funktionäre gibt.

Platini will sich durch neues Dokument entlasten

Bewegung kam am Wochenende in eine der prominentesten Personalien des Skandals: Michel Platini, der suspendierte Präsident der europäischen Fußball-Union Uefa, präsentierte ein Papier, von dem er hofft, dass es ihn entlastet. Platini ist - genauso wie Fifa-Präsident Sepp Blatter - von der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes für 90 Tage gesperrt worden. Hintergrund ist eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, die Platini im Jahr 2011 von Blatter erhielt, bevor er die Uefa auf die Wiederwahl Blatters einschwor. Blatter und Platini hatten die Zahlung mit Beratertätigkeiten Platinis aus den Jahren 1998 bis 2002 erklärt.

Die französische Zeitung Journal du Dimanche veröffentlichte nun ein Dokument, das diese Version stützen soll: einen internen Report aus dem Exekutivkomitee der Uefa vom 12. November 1998. In diesem wird von Tätigkeiten Platinis bei der Fifa berichtet. Von einem Jahresgehalt von einer Million Schweizer Franken soll die Rede sein. Platinis Anwalt Thibaud d'Ales sieht darin entlastende Belege für seinen Klienten. "Dieses Dokument ist der schriftliche Beweis für einen mündlichen Vertrag", sagte der Jurist der Nachrichtenagentur AFP.

Michel Platini und Sepp Blatter sollen vom 16. bis 18. Dezember von der Rechtskammer der Fifa-Ethikkommission unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert angehört werden. Platini, der bereits den Internationalen Sportgerichtshof Cas angerufen hat, hofft auf einen Freispruch. Nur dann könnte er noch als Kandidat für die Nachfolge Blatters auf dem Fifa-Kongress am 26. Februar zugelassen werden.

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