Süddeutsche Zeitung

Fifa:Blatter: So wird bei Auslosungen manipuliert

  • In einem Interview behauptet der Ex-Fifa-Präsident, bei Auslosungen werde manipuliert.
  • Durch unterschiedlich warme Kugeln wisse der Zieher, welches Team in welcher Kugel ist.
  • Zudem ist Blatter der Meinung, rein formaljursitisch noch Fifa-Präsident zu sein.

Ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter behauptet, bei Auslosungen zu Fußball-Wettbewerben werde manipuliert. Im Interview mit der argentinischen Tageszeitung La Nacion erklärte Blatter: "Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, wie geschummelt wurde. Es ging um einen europäischen Wettbewerb", sagte der Schweizer.

Blatter erklärt auch, wie die Manipulation seiner Meinung nach ablief: "Nur einer hat das gekonnt. Es war ein Italiener. Man kann die Kugeln, die gezogen werden, kennzeichnen. Oder man kann sie heiß machen, wenn sie vorher gekühlt wurden. Ich war selber Zeuge." Ein Italiener also - der Schweizer Gianni Infantino, der viele Los-Zeremonien durchführte, kann es also nicht gewesen sein.

Blatter selbst hat nach eigener Aussage keinen Fehler gemacht: "Ich habe nie Lose selber gezogen. Andere Präsidenten haben das gemacht. Sie haben die Kugeln selber aus den Topf genommen. Ich war sauber bis zum Letzten. Ich habe nie gegen das Strafgesetz verstoßen. Ich habe ein ruhiges Gewissen."

Der gesperrte frühere Fifa-Chef sieht sich vom juristischen Standpunkt aus auch noch als Präsident des Fußball-Weltverbandes. "Weil die Statuten sagen, dass man für die Wahl eines neuen Präsidenten dem bisherigen das Mandat entziehen muss", erklärte Blatter. Dies habe der Fifa-Kongress aber nicht getan, fügte er im gleichen Interview hinzu. "Das ist mehr als symbolisch", betonte Blatter, "ich habe das nur bisher nicht gesagt, weil ich kein großes Theater machen wollte."

Allerdings beabsichtige er deswegen keine juristischen Schritte. "Das ist nur meine kleine persönliche Kompensation." Zu seinem Nachfolger war Ende Februar Infantino gewählt worden. Blatter ist wegen Korruptionsvorwürfen von der Fifa-Ethikkommission für sechs Jahre für alle Aktivitäten im Fußball gesperrt. Eine interne Untersuchung der Fifa wirft ihm sowie Ex-Generalsekretär Jérôme Valcke und dem ehemaligen Finanzdirektor Markus Kattner vor, sich in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 79 Millionen Schweizer Franken bereichert zu haben.

"Blatter ist nicht korrupt", sagte der 80-Jährige in dem Interview über sich in der dritten Person. Er habe gegen kein einziges Schweizer Gesetz verstoßen. Allerdings ermittelt die Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue gegen ihn.

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Sz.de/dpa/schm/jbe
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