Süddeutsche Zeitung

Fifa-Affäre:Schwere Pflichtverletzungen

Der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber tritt offiziell zurück. Wegen heimlicher Treffen mit dem Fifa-Präsidenten Gianni Infantino wird ihm eine Verletzung seiner Amtspflichten vorgeworfen.

Der wegen dubioser Ermittlungsmethoden im Fifa-Komplex umstrittene Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber hat für Ende Januar 2021 seinen Rücktritt eingereicht. Er werde seinen Posten wegen Urlaubsansprüchen aber bereits Ende August verlassen, teilte die Bundesanwaltschaft am Mittwoch mit. Die Aufsichtsbehörde der Bundesanwaltschaft hatte Lauber wegen heimlicher, undokumentierter Treffen mit dem Präsidenten des Fußball-Weltverbandes Fifa, Gianni Infantino, gerügt und ihm eine Verletzung seiner Amtspflichten sowie unwahre Aussagen vorgeworfen. Lauber wies das zurück. Er bot aber vorige Woche seinen Rücktritt an.

In einem in der Vorwoche veröffentlichten Urteil hatte das Schweizer Bundesverwaltungsgericht festgestellt, dass Lauber seine Amts- und Treuepflicht in mehreren Punkten "schwer verletzt" habe. Wie das Gericht urteilte, habe Lauber unter anderem "vorsätzlich die Unwahrheit" gesagt. Dabei ging es um eines der drei Geheimtreffen Laubers mit Infantino, das alle der mutmaßlich fünf Teilnehmer vergessen haben wollen. "Eine solche Erinnerungslücke bei mehreren Teilnehmern ist nach der allgemeinen Lebenserfahrung als abwegig anzusehen", befand das Gericht in der Vorwoche. Stattdessen habe Lauber das Treffen der Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft bewusst verschwiegen.

Die geheimen Treffen fanden 2016 und 2017 statt, während die Bundesanwaltschaft gegen die Fifa wegen Korruption ermittelte. Bei den Ermittlungen geht es unter anderem um die Vergaben der Fußball-WM 2018 an Russland und 2022 an Katar. Laubers Behörde hatte auch Ermittlungen im sogenannten Sommermärchenprozess gegen frühere deutsche Fußball-Funktionäre wegen dubioser Zahlungen im Zusammenhang mit der WM 2006 in Deutschland verschleppt. Der Prozess wurde durch die Corona-Krise unterbrochen und musste dann wegen Verjährung eingestellt werden. Inzwischen werden Lauber in der Schweiz auch dubiose Russland-Kontakte vorgeworfen.

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SZ vom 30.07.2020 / DPA, SID
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