Fia gegen Teams:Schumacher für neue Formel 1

Der Streit um die Zukunft der Rennserie eskaliert, Fia-Boss Max Mosley beschimpft die abtrünnigen Teams. Diese feilen weiter an einer neuen Serie - und überzeugen selbst Ex-Weltmeister Michael Schumacher.

René Hofmann

Loony ist kein besonders freundliches Wort. Übersetzt heißt es "bekloppt", und so hat Max Mosley, der Präsident des Automobilweltverbandes Fia, die acht Teams bezeichnet, die im kommenden Jahr eine eigene Rennserie aufziehen wollen. Persönlich beleidigt fühlen dürfen sich nun Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, BMW-Chef Norbert Reithofer, Mercedes-Boss Dieter Zetsche, Renault-Anführer Carlos Ghosn, der gesamte Vorstand des Toyota-Konzerns, Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz sowie Ross Brawn, Besitzer und Chef des Teams Brawn GP. Allesamt Alphatiere, die Widerspruch nicht gewohnt sind. Schon gar nicht in so einer drastischen Form. Ihre Bereitschaft, einen Kompromiss und so eine Lösung im aktuellen Streit um die Zukunft der Formel1 zu finden, ist damit garantiert nicht gestiegen. Das Gezerre wird weitergehen. Wohl noch über Monate.

Fia gegen Teams: Umstrittener Präsident: Max Mosley, Chef des Automobil-Weltverbandes Fia, gerät im Streit um die Zukunft der Formel 1 immer mehr unter Druck.

Umstrittener Präsident: Max Mosley, Chef des Automobil-Weltverbandes Fia, gerät im Streit um die Zukunft der Formel 1 immer mehr unter Druck.

(Foto: Foto: Getty)

"Zwischen Anfang 2010 und dem ersten Rennen im März in Australien wird das aufhören", glaubt Mosley: "Alles wird sich beruhigen und jeder wird antreten." Und weiter: "In solchen Fällen gibt es am Ende immer einen Kompromiss, weil sie es sich nicht leisten können, nicht in der Formel 1 anzutreten und wir sie sehr ungern nicht dort hätten." Die Fia hat die Regelhoheit in der Formel 1. Die kommerziellen Rechte hat der Verband für einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren an Bernie Ecclestone abgetreten.

Bei dem aktuellen Streit geht es um das von Mosley für 2010 veröffentlichte Reglement. Es missfällt den acht in der Formula One Teams Association (Fota) organisierten Rennställen Ferrari, Toyota, McLaren-Mercedes, BMW, Renault, Red Bull, Toro Rosso und Brawn GP, weil dort unterschiedliche Möglichkeiten vorgesehen sind, Autos zu bauen. Wer eine Budget-Deckelung von gut 45 Millionen Euro akzeptiert, könnte beispielsweise einen Vierradantrieb einsetzen und einen flexiblen Heckflügel. Mosley hat eingestanden, dass das Reglement Schlupflöcher aufweist und versprochen, diese zu schließen. "Aber wir haben dafür keine Garantien. Deshalb konnten wir uns nicht bedingungslos für die WM 2010 einschreiben", sagt Ross Brawn, der als Privatier in einer ungewöhnlichen Allianz mit den großen Konzernteams steht.

Das Vertrauen in Mosley ist erschüttert. "Bei ihm gehört die Lüge zum Handwerkszeug", heißt es in der Fota. Deshalb soll der 69-Jährige gestürzt werden. Die erste Gelegenheit dazu bietet sich an diesem Mittwoch. Dann trifft sich der Fia-Weltrat. Die Fota hat dort keinen direkten Einfluss, aber Mosley spürt offenbar, dass sich der Wind gegen ihn drehen könnte. Seine Amtszeit endet im Oktober. "Aber man kann eine Organisation in der Krise nicht alleine lassen", sagt er: "Mein Rücktritt wäre viel wahrscheinlicher, wenn Frieden herrschen würde." Seine Argumentation: Die Teams würden nach seiner Macht greifen wollen - und nach dem Geschäft von Bernie Ecclestone. "Ich glaube, Flavio Briatore sieht sich selbst als neuer Bernie", behauptet der Fia-Präsident über den Renault-Teamchef: "Aber wenn er das Geschäft haben will, sollte er es kaufen."

Ironischerweise sind Ecclestone und Mosley mit ähnlichen Mitteln an das Geschäft gekommen, wie sie die Fota nun einsetzt. 1981 schmiedeten die beiden Briten die damals in der Formel 1 vertretenen Teams zusammen, drohten mit einer Konkurrenz-Serie und trotzten dem Automobilweltverband weitgehende Zugeständnisse ab. Wie der Konflikt dieses Mal ausgeht, ist schwer abzusehen. Um eine eigene Serie zu starten, müsste die Fota zunächst ein Reglement verabschieden und dann innerhalb von zehn Monaten Rennstrecken und TV-Partner finden. Die meisten Sponsoren-Verträge müssten neu verhandelt werden. Michael Schumacher hält das für möglich. "Für mich ist das inzwischen eine echte Alternative", schreibt er auf seiner Homepage. Die Meinung in der Presse war ähnlich, von Italien ("Eine neue Formel 1 entsteht"/Gazzetta dello Sport) bis Spanien ("Mosley ist nicht mehr tragbar"/Marca). Selbst in Großbritannien hat Mosley den Rückhalt verloren. "Er muss weg", fordert die Times.

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