Ferrari:Zukunft in rot

Formel 1: Großer Preis von Belgien

Vettel unter Freunden: Der Ferrari-Fahrer (Zweiter von links) besichtigt mit seinem Team am Donnerstag die Strecke in Spa-Francorchamps.

(Foto: dpa)

Sebastian Vettel bindet sich bis 2020 an Ferrari und schickt eine Liebeserklärung an den Rennstall in Maranello. Die Einigung kam offenbar schneller zustande, als alle glaubten.

Von Philipp Schneider, Spa-Francorchamps

Sollte es die Absicht von Ferrari gewesen sein, der Vertragsverlängerung mit Sebastian Vettel maximal wenig Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, so hätte man den Zeitpunkt der Bekanntgabe nicht besser wählen können. Ferrari und Vettel wählten ausgerechnet den 26. August 2017. Und damit jenen Tag, an dem Lewis Hamilton in seinem 200. Grand Prix wenig überraschend Michael Schumachers eigentlich für die Ewigkeit konzipierten Rekord von 68 Pole-Positions egalisierte. Allerdings gibt es keinerlei Belege dafür, dass die Scuderia in diesen Tagen vor dem Rennen in Spa außergewöhnlich planmäßig vorgegangen wäre. Und ein Motiv, die Geschichte der Vertragsverlängerung Vettels möglichst klein zu halten, dürfte sie natürlich auch nicht haben. Am Donnerstag noch hatte der viermalige Weltmeister gesagt, in den kommenden 14 Tagen sei mit "keinen News" zu dem Thema zu rechnen. Nur 48 Stunden später gab es dann aber doch News. Neuigkeiten, die im Detail überraschten: Vettel hatte sich drei weitere Jahre an den Rennstall aus Maranello gebunden - bis Ende 2020. Die Pressemeldung war außergewöhnlich dürr. Sie bestand nur aus fünf Zeilen und enthielt kein einziges Zitat.

Eine Unterhaltung mit Mercedes, mehr nicht

Er habe gedacht, es sei noch nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, sagte Vettel am Samstag in der Pressekonferenz nach dem Qualifying, in der die längste Zeit über Hamiltons Rekord und die große Karriere von Michael Schumacher geredet wurde, der vor 25 Jahren in Spa sein erstes Formel-1-Rennen gewonnen hatte. "Aber dann sind wir ziemlich schnell zusammengekommen." So schnell waren sie plötzlich zusammengekommen, dass offenbar niemand mehr das Rennen in Monza in der kommenden Woche abwarten wollte, das ja traditionell die perfekte Kulisse für Vertragsverlängerungen bei Ferrari bietet. Bis zuletzt hatte Vettel offensichtlich noch über Details verhandelt, vor allem über die konkreten Vereinbarungen zur Laufzeit wurde spekuliert. Vettels öffentliche Bitte um zeitlichen Aufschub der Unterschriftsleistung hatte dann vor allem in italienischen Medien für Irritationen gesorgt. Und plötzlich ging alles ganz schnell.

In der Theorie wäre 2019 ein optimales Jahr für Vettel gewesen, um wieder vertragsfrei zu sein, was für einen Einjahresvertrag gesprochen hätte. Weil dann auch die Anstellungsverhältnisse der Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo sowie das von Lewis Hamilton bei Mercedes auslaufen wird. Offenbar ist Vettels Vertrauen in Ferrari doch sehr groß. "Ich liebe das Team, ich liebe diese große Marke. Ferrari ist einzigartig. Ferrari hat etwas, das andere Teams nicht haben", sagte Vettel. Die Vertragsverlängerung sei eigentlich ein "no brainer" gewesen, ein Kinderspiel. Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda erzählte in Spa, dass Mercedes bis vor "einigen Monaten" mit Vettel über eine mögliche Anstellung geredet habe. "Das war nur eine Unterhaltung, keine Verhandlung", relativierte allerdings Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Familie Schumacher gratuliert Hamilton zum Rekord

Lewis Hamiltons Geschichte wurde von all dem mitnichten überstrahlt. Noch auf dem Asphalt der Zielgeraden gratulierte ihm Ross Brawn, der Grüße der Familie Schumacher überbrachte. "Ich habe eine besondere Nachricht von Corinna und der Schumacher-Familie. Michael hat immer gesagt, dass Rekorde dafür da sind, um gebrochen zu werden. Vielen Dank", sagte Brawn, der als Ingenieur an allen sieben WM-Titeln Schumachers beteiligt war und inzwischen Geschäftsführer beim neuen Formel-1-Inhaber Liberty Media ist. "Diese Zahl war einmal so weit weg", erwiderte Hamilton: "1996 habe ich Michael hier zum Sieg fahren sehen. Er ist eine solche Legende. Es ist unglaublich, diese Marke erreicht zu haben."

Etwas weniger unglaublich, dennoch beeindruckend, war die überlegene Weise, auf die Hamilton seine 68. Pole herausgefahren hatte. Am Ende lag Vettel über zwei Zehntelsekunden zurück, Dritter wurde Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas, Vierter Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari. Vettel hatte auch noch Glück. Er profitierte von einem Fehler von Räikkönen, der bis zum Ende des Qualifyings klar schneller gewesen war und Vettel im letzten Drittel von dessen schnellster Runde noch ein bisschen Windschatten gönnte. "Ich hatte heute einen Freund", sagte Vettel. "Kimi hat seine letzte Runde abgebrochen und mich im letzten Sektor gezogen. Das war im Kampf um Platz zwei wahrscheinlich entscheidend, weil es zwei Zehntel gebracht hat."

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