Felix Sturm verliert erneut:"Was soll ich sagen? Ich bin kein Punktrichter!"

Felix Sturm beim Training

Felix Sturm: zwei Niederlagen bei den letzten zwei Kämpfen.

(Foto: dpa)

Felix Sturm schlägt seinen Gegner Sam Soliman in der zweiten Runde nieder, gibt dann aber die Kontrolle über den Kampf ab und verliert am Ende knapp nach Punkten. Es ist die zweite Niederlage in Serie für Sturm, der nun im Urlaub seine Karriere überdenken wird.

Von Jürgen Schmieder

Vor der elften Runde sah Trainer Fritz Szdunek seinen Schützling an und präsentierte ihm eine recht unbequeme Wahrheit: "Nach Punkten sieht es beschissen aus", sagte er zu Felix Sturm und machte ihm damit klar, dass er diesen Kampf nur noch durch einen Niederschlag würde gewinnen können. Sturm blickte kurz überrascht, dann nickte er.

Sturm versuchte die Niederschlag in den letzten beiden Runden in diesem Kampf gegen Sam Soliman aus Australien, doch es reichte nicht: Auch wenn ihn Ringsprecher Michael Buffer zunächst irrtümlich als Sieger ausrief, verlor er dennoch einstimmig nach Punkten. Alle drei Punktrichter (116:111, 114:113 und 114:113) werteten den Kampf für Soliman.

"Was soll ich sagen? Ich bin kein Punktrichter", sagte Sturm danach - und beschwerte sich über die unsaubere Kampfgestaltung seines Gegners: "Ellenbogen, Kopfstöße. Wir haben den Ringrichter darauf hingewiesen." In der Halle leuchteten immer noch die Neon-Schriften: "Come back, Felix!" Das ist ihm nicht gelungen.

Ein Boxer ist ja niemals nur Sportler. Ein Boxer ist immer auch Geschäftsmann, selbst wenn er das Geschäftemachen den anderen überlässt. Ein Boxer darf nicht einfach nur gewinnen, wenn er Geld verdienen möchte - er muss die Massen begeistern, er muss dafür sorgen, dass die Menschen Tickets kaufen oder den Fernseher einschalten, wenn da ein Kampf stattfindet.

Felix Sturm ist ein Boxer, ein sehr guter sogar. Drei Mal war er bereits Weltmeister gewesen. Felix Sturm ist aber auch ein Promoter - und das beste Pferd in seinem Stall ist neben Susi Kentikian (die am Freitag gewann und nun auf eine erneute WM-Chance hoffen darf) nun mal der Boxer Felix Sturm. Das kann eine prima Konstellation sein, denn bei Erfolg verdient Sturm viel Geld, ohne es mit anderen teilen zu müssen. Nur: Wenn der Erfolg ausbleibt, dann wird es schwierig.

Der 34 Jahre alte Felix Sturm absolvierte an diesem Freitagabend einen Kampf, der durchaus das Adjektiv "richtungsweisend" verdiente. Seinen WM-Titel im Mittelgewicht hatte er überraschend und umstritten vor fünf Monaten gegen den Australier Daniel Gaele verloren, nun trat er in Düsseldorf gegen Sam Soliman aus Australien an.

Konditionsstarker Gegner

Es war kein hochklassiger, aber ein spannender und am Ende dramatischer Kampf. Sturm begann vorsichtig, er wollte den wild herumtänzelnden und noch wilder schwingenden Soliman erst einmal studieren. Er lockte den Australier nach vorne, setzte dann immer wieder klare Treffer. In der zweiten Runde dann schickte er seinen Gegner zum ersten Mal in den Ringstaub, nach einem schönen rechten Cross ging Soliman zu Boden.

Soliman stand einige Runden auf wackligen Beinen, Sturm blieb gelassen und ließ sich nicht zu überstürzten Aktionen hinreißen. Von der Ringmitte aus kontrollierte er den Kampf - und gab von der fünften Runde jedoch die Kontrolle ab. Soliman hatte sich erholt und präsentierte sich nun plötzlich variabel und aggressiv. In der achten Runde traf der Australier Sturm mit einem rechten Haken.

"Ich kann das direkt nach dem Kampf auch nicht erklären", sagte Sturm, "ich habe klare Treffer gelandet, hatte ihn am Boden - das sollte normalerweise reichen." Das stimmt, doch wäre es auch übertrieben, die Wertung der Punktrichter als Fehlurteil zu interpretieren. Soliman war der aktivere, der offensivere Boxer - Sturm dagegen gelangen die klareren Treffer. Es war deshalb ein unglückliches, aber doch akzeptables Urteil.

Comebacks sind ja schwer in Mode derzeit im deutschen Boxsport: Arthur Abraham kämpfte sich nach drei Niederlagen zurück und ist nach seinem Sieg gegen Robert Stieglitz wieder Weltmeister. Stieglitz hat den Verlust des Titels mittlerweile verarbeitet, am 23. März kommt es in Magdeburg zum Rückkampf im Supermittelgewicht. Und Jürgen Brähmer, der einst als Jahrhunderttalent gepriesen worden war und dann aber lieber außerhalb des Rings kämpfte, darf am Samstag gegen Eduard Gutknecht antreten - der Sieger dürfte eine WM-Chance im Halbschwergewicht bekommen.

Nun also Felix Sturm, der sich austrainiert präsentierte, Soliman wohl aber nach dem Niederschlag unterschätzte. Der Australier präsentierte sich als grobschlächtiger, technisch arg limitierter Prügler - allerdings als furchtloser Kämpfer, der zwölf Runden lang attackierte und dem auch ein Niederschlag nicht viel anhaben konnte.

Den wichtigen Kampf am Freitagabend hat Sturm also verloren. Er hat von 43 Kämpfen nun 37 gewonnen (drei Niederlagen, zwei Unentschieden). Wie es weitergeht, das konnte Sturm nicht sagen: "Jetzt erst einmal Urlaub machen und erholen." Es könnte durchaus sein, dass aus diesem Urlaub nur der Promoter Felix Sturm zurückkehrt.

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