Neureuther holt den elften Weltcup-Sieg
Als Felix Neureuther wieder den Durchblick hatte, war er nicht mehr zu bremsen. Trotz erheblicher Probleme mit seinem linken Auge im ersten Lauf gewann der 30-Jährige den Slalom in Wengen in der Schweiz und holte sich den elften Weltcup-Sieg seiner Karriere. "Ich bin extrem happy", sagte Neureuther.
Dabei hatte ihm ein eingeklemmter Nerv zunächst einige "Schwierigkeiten" beschert. "Ich habe auf dem linken Auge nur die Hälfte gesehen. Mein Sichtfeld war eingeschränkt. Dadurch konnte ich nicht so Gas geben", sagte Neureuther nach dem ersten Lauf. Doch in der Pause leisteten die Physiotherapeuten ganze Arbeit. Neureuther erwischte anschließend einen "perfekten Lauf" und fuhr noch von Rang fünf an die Spitze. "Der ist mir optimal aufgegangen. Da war ich wieder der Alte", sagte er nach seinem zweiten Saisonsieg mit einem breiten Grinsen.
"Das war einfach eine Meisterleistung", sagte Wolfgang Maier der dpa. Der Alpindirektor des Deutschen Skiverbands betonte: "Er hat kein Glück gehabt, sondern hat das zu jeder Zeit souverän nach unten gebracht."
Fritz Dopfer wird Fünfter
In 1:46,93 Minuten siegte Neureuther vor Stefano Gross (Italien/0,20 Sekunden zurück), zuletzt Sieger in Adelboden, und Henrik Kristoffersen (Norwegen/0,44). Fritz Dopfer (Garmisch), noch Vierter nach dem ersten Lauf, fiel mit 1,04 Sekunden Rückstand noch auf den siebten Rang zurück.
Der Jubel ist groß: Neureuther hat zwei Zehntel Vorsprung.
(Foto: dpa)Er habe den Ski "nicht so gut gehen lassen". Dennoch sei er "etwas überrascht vom Zeitrückstand", sagte der 27-Jährige geknickt, "aber der zweite Lauf von Felix war auch erste Sahne".
Im Slalom-Weltcup an Hirscher vorbei
Slalom-Vizeweltmeister Neureuther, zuletzt in Adelboden nach zuvor neun Podiumplatzierungen im Slalom erstmals wieder ausgeschieden, baute damit seine Position als bester deutscher Weltcup-Athlet vor Markus Wasmeier (neun Siege) aus. Im Slalom-Weltcup übernahm Neureuther mit 420 Punkten auch wieder die Führung vor seinem österreichischen Rivalen Marcel Hirscher (376), der im ersten Lauf ausgefallen war.
Abgerechnet werde erst am Schluss, "das interessiert mich im Moment noch wenig", meinte Neureuther dazu. Auch Hirscher nahm seinen Ausfall, den ersten in den technischen Disziplinen seit 18. März 2012 in Schladming, einigermaßen gelassen: "Abhaken und weiterschauen."
Wie die anderen Deutschen abschnitten
Der Münchner Linus Strasser sammelte in Wengen weiteres Selbstvertrauen. Der 22-Jährige durfte sich zum dritten Mal in Serie im Slalom trotz eines schweren Fehlers im ersten Lauf über Weltcup-Punkte freuen. Mit 3,06 Sekunden Rückstand belegte Strasser Rang 21.
Philipp Schmid (Oberstaufen) konnte sich als 37. nicht für den zweiten Durchgang qualifizieren. Für Dominik Stehle (Obermaiselstein) war auch nach dem ersten Lauf Schluss.
Wie es im Weltcup weitergeht
Der Slalom in Wengen war wegen der starken Schneefälle von Sonntag auf Samstag vorverlegt worden. Die legendäre Abfahrt am Lauberhorn in Wengen findet deshalb nun am Sonntag (13.00 Uhr) statt.
Am kommenden Wochenende geht es für Neureuther und die anderen Slalomfahrer geht es beim Klassiker in Kitzbühel weiter. In gut zwei Wochen beginnt dann die Ski-WM in Vail und Beaver Creek. Fest steht: Neureuther ist einer der großen Favoriten. Auch wenn wieder ein Nerv klemmen sollte.