Süddeutsche Zeitung

Felix Magath:Bald wieder im roten Pullover

Einst wollte ihn 1860-Investor Ismaik nicht, jetzt geht Magath zu den Würzburger Kickers: Der 66-Jährige wird künftig für die Sparte Fußball der Firma Flyeralarm arbeiten.

Von Jakob Schätzle und Philipp Schneider

Vor einigen Tagen erschien Felix Magath in Novo Sancti Petri, im Trainingslager des Fußball-Drittligisten Würzburger Kickers, als "persönlicher Gast des Kickers-Aufsichtsratsvorsitzenden Thorsten Fischer", wie der Klub in einer Pressemitteilung bekannt gab. Fischer, der mächtige Mann bei den Würzburgern, erklärte, es sei ja "für jeden ein Gewinn", mit Magath "über Fußball zu reden". Kein Wunder, schaffte Magath doch zwischen 2004 und 2007 mit dem FC Bayern München zwei Mal das Double aus Meisterschaft und Pokal, arbeitete er doch danach auch noch für den VfL Wolfsburg und den FC Schalke 04. Und über den FC Fulham und den chinesischen Erstligisten Shandong Luneng Taishan (2016 bis 2017) kann er auch noch prima erzählen.

Schnell kamen aber Gerüchte auf, dass Magath mitnichten zu einem Plauderstündchen nach Andalusien gereist war. Zumal Magath sagte, er sei da gewesen, "um sich zu informieren, wie das so zugeht" bei den Kickers. Und am Freitag kam dann auch schon die Einladung zu einer Pressekonferenz am Montag - "zur Vorstellung einer neuen Flyeralarm Unternehmenseinheit im Bereich Fußball in Verbindung mit Felix Magath".

Flyeralarm ist eine Online-Druckerei aus Würzburg, bei der Fischer Geschäftsführer ist. Jenseits des Kernaufgabenbereichs fühlt sich das Unternehmen vor allem im Sport wohl. Die Kickers-Heimspiele finden in der "Flyeralarm Arena" statt, die Firma ist nicht nur Sponsor, sondern auch Investor der Kickers: Die Flyeralarm Future Labs GmbH hält 49 Prozent der Anteile. Diese Firmentochter investiert in für den Konzern interessante Start-ups.

Flyeralarm tritt aber auch bei anderen Vereinen und Wettbewerben auf: So erwarb die Firma die Namensrechte an der Frauen-Bundesliga und ist Partner des Ski-alpin-Weltcups. Beim DFB ist die Druckerei Werbepartner der Frauen- und Männer-Nationalteams. Weitere Engagements laufen in der Basketballabteilung des FC Bayern München - und beim FC Flyeralarm Admira Wacker Mödling in Österreich, wo es das Unternehmen gar ins Wappen geschafft hat. Die Flyeralarm Future Labs GmbH hälft dort 20 Prozent der Anteile und ist damit stärkster Gesellschafter nach dem Stammverein.

Pressesprecher von Flyeralarm ist bereits seit März 2018 Rolf Dittrich - ein langjähriger Weggefährte Magaths, der unter ihm sowohl in Wolfsburg (2007 bis 2009) als auch auf Schalke (2009 bis 2011) die Medienarbeit verantwortete. Und Magath stammt aus Unterfranken, aus der Würzburger Nachbarstadt Aschaffenburg. Ganz überraschend kommt sein Engagement bei Flyeralarm also nicht.

Zumal Magath, mittlerweile 66 Jahre alt, offenkundig unbedingt noch einmal ins Fußballgeschäft eingreifen will - beim TSV 1860 München, damals noch Zweitligist, blieb ihm das 2015 verwehrt. Nach Gesprächen mit dem damaligen Präsidium um Gerhard Mayrhofer hatte Magath Interesse an einer Tätigkeit bei den Löwen, beim U23-Derby des TSV 1860 gegen den FC Bayern trug der einstige Bayern-Trainer gar einen blauen Pullover ("Blau ist einfach meine Lieblingsfarbe"). Aber Investor Hasan Ismaik lehnte ab. "Magath hat mir gesagt, er will zu Sechzig kommen, Trainer werden und zwei Millionen in den Klub investieren", plauderte Ismaik aus. Der Jordanier lehnte ein Engagement Magaths nach SZ-Informationen insgesamt sogar drei Mal ab: im September 2013, als Magath erstmals vorgeschlagen wurde, dann 2015, erst nach der Entlassung von Trainer Markus von Ahlen - und dann im Sommer, als in der Folge das Präsidium mit Gerhard Mayrhofer und Erik Altmann zurücktrat. Magath berichtete später: "Wir haben uns getroffen und ausgetauscht, aber weil das Verhältnis der Vereinsvertreter um Mayrhofer mit Ismaik gestört war, waren keine vernünftigen Vertragsgespräche möglich."

Nun also wieder ein roter Pullover, die Würzburger Kickers - oder besser gesagt Flyeralarm, denn Magath wird, so lässt es die Einladung zur Pressekonferenz vermuten, nicht nur für den deutschen Drittligisten zuständig sein, sondern für die gesamte "Einheit Fußball", also etwa auch für Mödling. So werden bereits Vergleiche zu Ralf Rangnick gezogen, der die Geschicke im Fußballbereich bei Red Bull leitet. Wie Magath und Fischer diesen Vergleich finden, wird man bei der Pressekonferenz am Montag erfahren.

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Quelle:
SZ vom 18.01.2020
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