Fehlstart von Bayer Leverkusen:Fabian Giefers fataler Faux-pas

Beim verdienten 0:2 in Mainz hinterlässt die jugendliche Defensive von Bayer Leverkusen einen schlechten Eindruck. Für den Mitfavoriten ist es die bereits zweite Pflichtspiel-Niederlage der Saison - die Michael Ballack von der Bank aus erlebt.

Philipp Selldorf, Mainz

Zur Halbzeit war der Torwart das große Gesprächsthema. Einen so hanebüchenen Torwartfehler hat die Welt ja selten gesehen wie den von Fabian Giefer vor dem 1:0 für Mainz 05 in der 32. Minute.

FSV Mainz 05 v Bayer 04 Leverkusen - Bundesliga

Enttäuschung bei den alten Kollegen: André Schürrle.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kein Gegenspieler hat den Leverkusener Torwart bedroht, als er den Rückpass von Stefan Reinartz erhielt, die Kugel kam in leichter Fahrt über den vorbildlich geschorenen, brandneuen Rasen, aber dann hat Giefer das Zuspiel in einer fatalen Anwandlung von Eile nach links leiten wollen, sein Bein war langsamer als sein Gedanke, und der Ball sprang herrenlos seines Weges.

So kam der unbeteiligt herumstehende Mainzer Sami Allagui unverhofft zu einer Chance und einem Torerfolg - wenngleich Rudi Völler ihm den Treffer später wieder aberkannte, indem er ihn als "Eigentor" klassifizierte. Der Leverkusener Sportchef war auch nicht der Meinung, dass man Giefer, 21, unter Jugendschutz nehmen müsste: "Es würde ihm jetzt nicht mehr helfen, wenn wir sagen würden, das war nicht sein Fehler."

Zu allem Übel prallte der junge Mann kurz vor Schluss noch mit dem eingewechselten Mainzer Eric-Maxim Choupo-Moting zusammen. Mit Verdacht auf eine schwere Gehirnerschütterung wurde der Torwart vorsichtshalber ins Krankenhaus eingeliefert.

Dennoch war Fabian Giefer (siehe auch Seite 29) nicht mehr das große Thema, als das Spiel beendet war und Mainz den Favoriten Leverkusen 2:0 besiegt hatte. Es ging nicht mehr um einzelne Spieler auf Seiten der Verlierer, auch nicht um Ömer Toprak, der die Niederlage mit einem diesmal einwandfreien Eigentor besiegelte (87.).

Es ging darum, dass die komplette Mannschaft mit ihrem Auftritt schlechte Botschaften ausgesendet hatte. Und wenn es auch gute Gründe gab, den Mainzern für ihren Einsatz, ihren Kampfgeist und ihr systematisches, hingebungsvolles Pressing "allergrößten Respekt" zu zollen, wie es Bayer-Trainer Robin Dutt getan hat, so gab es auch gute Gründe, einigermaßen schockiert zu sein über die Summe an Mängeln im Leverkusener Spiel.

Allem voran die Abwehr: Die jugendliche Formation mit Schwaab, Reinartz, Toprak und Kadlec mag viel Zukunft in sich tragen, aber die Bilder der Gegenwart sind nicht verheißungsvoll.

Grobe Fahrlässigkeit

Mit dieser Viererkette in die Champions League zu gehen, grenzt - dem Eindruck aus Mainz nach zu urteilen - an grobe Fahrlässigkeit. Ein anderer kritischer Punkt berührte die Vorgeschichte dieser Partie. Rudi Völler erinnerte daran: "Ich habe gedacht, dass die Mainzer nach den 120 Minuten vom Donnerstag die müde Mannschaft sind - und nicht wir."

Die Leverkusener wirkten nicht physisch müde, das meinte Völler nicht. Aber sie waren nicht schneller und nicht wacher als der Gegner, der am Freitag kurz vor der Dämmerung den Europacuptrip aus Rumänien abgeschlossen hatte. "Wir waren alle sehr, sehr enttäuscht und hatten keine Regeneration vor diesem Spiel", erzählte Andreas Ivanschitz, "so ein Spiel kriegst du dann nur hin, wenn du ein super Publikum hast und klar bist in der Birne."

Beide Voraussetzungen wurden erfüllt. Das Publikum ging laut und lebhaft mit während des vor allem in der zweiten Halbzeit schnellen und hektischen Spiels. Leverkusen rannte dem Rückstand hinterher, fand aber nicht zu seiner gewohnt niveauvollen Ensembleleistung.

Ein verkanteter Schuss von André Schürrle und ein kläglich verpatztes Solo von Eren Derdiyok ergaben die wenigen Momente, in denen die Hausherren Angst um den Sieg haben mussten.

Die Mainzer spielten energischer, geradliniger und waren weit gefährlicher. Robin Dutt, der Leverkusener Trainer, hatte keine Hemmungen, diesen Eindruck zu bestätigen. "Spätestens nach dem 0:1 hatte Mainz den Sieg hoch verdient", gab er zu.

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