FCN verliert 0:1:Trotz und Probleme

1. FC Nürnberg - SC Freiburg

Nürnbergs Federico Palacios (li.) und Lukas Mühl nach dem Spiel.

(Foto: Timm Schamberger/dpa)

Wieder schafft es der 1. FC Nürnberg nicht, in einem starken Heimspiel erfolgreich zu sein. Um nicht abzusteigen, müssen die Nürnberger in der Winterpause zwei Unzulänglichkeiten abstellen, von denen Freiburg profitiert.

Von Christoph Ruf, Nürnberg

Still war es auf den Tribünen des Stadions, als der 1. FC Nürnberg seine erste Saisonhälfte in der Fußball-Bundesliga seit mehr als vier Jahren hinter sich gebracht hatte. Da, wo vor ein paar Monaten noch Aufbruchstimmung war, wo die Fans der festen Überzeugung waren, dass ihr Club "wieder da" ist, da schien es plötzlich so, als würde sich die Stimmung komplett drehen am Samstag um 17.20 Uhr.

Dann allerdings schlichen die Spieler nach dem 0:1 gegen den Abstiegskonkurrenten SC Freiburg gesenkten Hauptes zur Fankurve. Und dort wurde es richtig laut - kein Pfeifkonzert, keine Verwünschungen. Stattdessen hörten die Nürnberger Spieler aufmunternden Applaus und jede Menge Treueschwüre per Megafon. "Wir müssen den Ultras Respekt zollen", sagte unmittelbar darauf Verteidiger Robert Bauer. "Auf der Tribüne pfeifen manche schon, wenn du mal den Ball zurückspielst, und die peitschen uns nur nach vorne." Die Leute in der Kurve, die wüssten eben, "für welchen Verein wir spielen", schloss Bauer, der kritische Reporterfragen zur Erstligatauglichkeit mit einem bestechenden Gegenargument konterte: "Es sind noch 17 Spiele zu spielen, sollen wir die jetzt alle zur Abschiedstour erklären?"

Nach fünf Minuten in der Nähe der Fankurve war aus Resignation also wieder Trotz geworden. Immerhin das. Und doch wird dieser 1. FC Nürnberg wohl absteigen, wenn er nicht in der Vorbereitung auf die Rückrunde zwei Probleme abstellt, die auch am Samstag wieder dem Gegner die Punkte einbrachten. Zum einen fallen zu viele simple Gegentore. Zum anderen, und das ist das vielleicht noch größere Problem, schießt man einfach keine Tore. Nur 14 Mal trafen Nürnberger Spieler in 17 Partien - am Samstag reichten auch 13:3 Eckbälle und 15:7 Torschüsse nicht, um wenigstens ein einziges Mal jubeln zu können.

Club-Coach Köllner lobt sein Team überbordend

Diesmal war es ein Freistoß von Christian Günter, der noch einmal aufsprang, ehe er ins Tro ging - zuvor hatte ihn der Verteidiger Manuel Gulde "mit den Haarspitzen" berührt. "Den könnt ihr aber dem Günni geben", sagte Gulde, der auch anstandslos zugab, dass der SC die letzten drei Spiele mit einer äußerst dürftigen spielerischen Leistung bestritten hatte. Der Unterschied zum Club: Für vier Zähler hat es dabei dennoch gereicht. "In der Summe sind 21 Punkte wohl okay", fand SC-Trainer Christian Streich, der auf unglücklich verlorene Partien wie gegen Bremen und Hoffenheim hinwies, aber ebenfalls kein Problem damit hatte zuzugeben, dass "heute nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft gewonnen hat".

Meint man es gut mit den Freiburgern, kann man allerdings auch behaupten, dass das Team so spielte, wie man spielen muss, wenn man nach 19 Minuten in Führung geht. Defensiv, abwartend - und wohlwissend, dass Nürnberg wohl nur dann ein Tor schießt, wenn man selbst einen groben Fehler macht.

Streichs Kollege Michael Köllner, der definitiv ein Freund der Positivrhetorik ist, hatte den SC vor dem Spiel rhetorisch arg überhöht. Freiburg sei ein Team, das taktisch, individuell und von der individuellen Qualität her in anderen Dimensionen spiele als der Club. Das war fast so überraschend wie die Tatsache, dass er als Beleg dafür ausgerechnet das Freiburger 1:1 gegen Hannover 96 ausgewählt hatte - nach Freiburger Lesart eines der schwächsten Heimspiele der vergangenen Jahre. Am Samstag griff Köllner wieder tief in die Kiste mit den Superlativen, bedachte damit aber sein eigenes Team: "Wir waren klar Herr im Haus, haben druckvoll gespielt, waren sehr präsent laufstark und technisch stark." Nur das mit dem Toreschießen, das habe halt nicht so geklappt. Man darf davon ausgehen, dass Köllner intern ein paar Probleme mehr anspricht als nur die fehlende Effizienz. Ansonsten hätte der Club neben dem Tabellenstand ein weiteres Problem.

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