Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Der wundervolle Nachmittag des Tom Starke

Von Maik Rosner

Mann des Tages war am Samstagnachmittag der Torhüter Tom Starke, doch für die launigen Elogen war beim FC Bayern natürlich Thomas Müller zuständig. "Wenn man so einen starken dritten Mann hat, kann man froh sein", sagte der Ersatzkapitän und erfreute sich kurz an seinem Wortspiel. Dann fügte er hinzu: "Man hat gesehen, dass der Tom, obwohl er nicht mehr der Jüngste ist, geschmeidig in die Ecken runterkommt. Mit der Pointe am Schluss ist es eine tolle Geschichte."

Die Pointe am Schluss. Das war Starkes parierter Elfmeter gegen Darmstadts Hamit Altintop in der 86. Minute gewesen. Damit hatte der 36-Jährige ganz wesentlichen Anteil am Bestand des etwas glücklichen 1:0 (1:0)-Sieges des FC Bayern durch das Tor von Juan Bernat aus der 18. Minute. Gegen den nun feststehenden Absteiger, der den Münchner Ersatztorwart auch schon vor dem Elfmeter zu Rettungsaktionen gezwungen hatte. "Ich habe mich für eine Ecke entschieden und Glück gehabt", sagte Starke zu seinem parierten Strafstoß. Womöglich werde er noch eine Saison im Profikader dranhängen, ergänzte er. Mindestens ebenso denkbar scheint für ihn aber eine Ausweitung seines Engagements in der Jugendabteilung. Dann in der neuen Nachwuchsakademie, die im August eröffnet werden soll.

Gespräche über seine künftige Rolle sollen in den kommenden Wochen geführt werden, kündigte Starke an und sagte: "Es ist noch alles offen." Erst einmal aber nahm er sich vor, am Abend mit der Familie zu grillen. Mit der Erinnerung an seinen nun achten Einsatz beim FC Bayern seit 2012. Letztmals hatte er am 29. März 2014 beim 3:3 gegen seinen ehemaligen Verein TSG Hoffenheim im Vertretungsdienst gestanden.

Diesmal hatte er am Vorabend davon erfahren, nachdem sich Sven Ulreich im Training eine Bänderverletzung im Ellenbogen zugezogen hatte und für den Rest der Saison ausfällt. Das gilt auch für Stammtorwart Manuel Neuer wegen seines Fußbruchs. Starke wird also auch in den verbleibenden beiden Ligaspielen in Leipzig und gegen Freiburg im Tor stehen. Und er hätte damit auch die beiden Finals der Champions League und im DFB-Pokal im Tor erlebt, sofern der FC Bayern diese erreicht hätte. "Ich hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt", sagte Starke. Zumal es diesmal über die gesamte Spieldauer Spaß gemacht habe. "Im Training sind nicht 75 000 Zuschauer da. Das ist schon was Besonderes", sagte er.

Starke hatte zuvor ein Spiel erlebt, das im Verdacht gestanden hatte, nur einen überschaubaren Spannungsbogen und Unterhaltungswert liefern zu können. Immerhin konnte man dem Spiel hinterher nicht vorhalten, es nicht wenigstens versucht zu haben, die niedrigen Erwartungen zu überbieten. Das lag nicht nur am FC Bayern, der mit gleich sechs Ergänzungsspielern aufgelaufen war, sondern auch an Darmstadt, das sich alle Mühe gab, die unheilvollen Ahnungen zu widerlegen. 0:18 müsse man gemessen am Marktwert eigentlich in München verlieren, hatte Präsident Rüdiger Fritsch befunden. Und auch Trainer Torsten Frings, in seiner Profizeit 2004/05 Doublegewinner in München, hatte gesagt, es könne übel ausgehen.

Hohe Fußballkunst von Ribéry und Bernat

Doch so schlimm wurde es nicht, weil die Münchner mit der halben Stammbesetzung und einem nicht voll ausgeprägten Arbeitseifer aufliefen. Das Tor des Tages kam allerdings als hohe Fußballkunst daher. Franck Ribéry hatte Bernat im Strafraum angespielt, der Spanier wedelte mit drei Ballkontakten wie Slalom-Skifahrer Felix Neureuther durch die Abwehr und schoss danach mit dem linken Außenspann bedacht ein. Sein zweites Saisontor, mit dem sich der Linksverteidiger ein bisschen in Erinnerung rief.

Bernat hatte zwar das Siegtor erzielt, verschuldete aber auch Darmstadts Elfmeter gegen Sven Schipplock, dem er ungeschickt in die Hacken gelaufen war. So war am Ende der einzige Ergänzungsspieler, der am Samstag durchweg überzeugte, der 36 Jahre alte Standby-Profi Starke. Und dass er Altintops Strafstoß parierte, hatte vielleicht auch mit seinem ausgeprägten Arbeitseifer zu tun. Starke sagte: "Der Foulelfmeter hätte mich geärgert. Ich wollte unbedingt zu Null spielen."

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SZ vom 07.05.2017/schma
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