FC Nürnberg, Einzelkritik:Wie Heesters bei Tokio Hotel

Die Bundesliga darf sich freuen: auf eine Boy-Group, ein Phantom mit Geistesblitzen und einen Angreifer, der an Grafite erinnert. Die Nürnberger Aufstiegself in der Einzelkritik.

Johannes Aumüller, Nürnberg

1 / 12
(Foto: N/A)

Die Bundesliga darf sich freuen: auf eine Boy-Group in der Abwehr, ein Phantom mit Geistesblitzen und einen Angreifer, der an Grafite erinnert. Die Nürnberger Aufstiegself in der Einzelkritik. Von Johannes Aumüller, NürnbergRaphael Schäfer: Der Torwart hat es schon einmal geschafft, mit einem Vereinswechsel gleich zwei Vereine zu schwächen. Als er im Sommer 2007 vom 1. FC Nürnberg zum VfB Stuttgart ging, schadete er den Nürnbergern, weil die nach seinem Weggang Jaromir Blazek verpflichteten, der sich einige größere Böcke leistete - und er schadete den Stuttgartern, weil er dort nicht so ein sicherer Rückhalt war wie im Frankenland. Mittlerweile schadet er niemandem mehr. Er stärkt die Nürnberger Abwehr, was umso wichtiger ist, weil die Nürnberger Abwehr eine wahre Boy-Group ist und dringend einen souveränen Torhüter braucht. Gegen Cottbus unterstrich Schäfer das: In der Anfangsphase parierte er mehrere Chancen und machte so alle Cottbuser Hoffnungen zunichte.Foto: Getty

2 / 12
(Foto: N/A)

Dennis Diekmeier: Erst 19 Jahre alt ist Rechtsverteidiger Diekmeier (links im Bild) und somit der Jüngste der ohnehin jungen Nürnberger Abwehr-Boy-Group. Sein Aufstieg aus der Reserve zur Stammkraft kam so überraschend, dass er auf der offiziellen Nürnberger Inernetseite nicht einmal den obligatorischen Fragebogen ausgefüllt hat. Unter dem Punkt "Stärken" darf er dort einiges eintragen. Er hatte seine Seite bestens im Griff. Auf seine Leistung darf sich Trainer Oenning viel einbilden: Schließlich spielte er bis zum Winter noch bei Bremen II, erst unter Oenning verpflichtete ihn der Club.Foto: Reuters

3 / 12
(Foto: N/A)

Stefan Reinartz: Ist immerhin schon ein Jahr älter als sein Nebenmann Diekmeier, und hat so auf der offiziellen Nürnberger Internetseite immerhin schon mal den obligatorischen Fragebogen ausgefüllt. In der Rubrik "Ich träume einmal davon ..." ist dort zu lesen, dass er gerne einmal die Champions-League-Hymne auf dem Platz hören würde. Nun ja, wenn's nicht weniger ist. Gegen Cottbus konnte er schon mal einen Vorgeschmack gewinnen, denn die Simmung im Stadion war vor dem Anpfiff in etwa so, als habe Nürnberg nicht den Aufstieg, sondern den Champions-League-Titel vor Augen. Auch auf seine Leistung darf sich Trainer Oenning viel einbilden: Schließlich spielte er bis zum Winter noch bei Leverkusen II, erst unter Oenning verpflichtete ihn der Club.Foto: Getty

4 / 12
(Foto: N/A)

Javier Pinola: Der einfache argentinische Nationalspieler ist der einzige Abwehrspieler, den die Fußball-Fans noch aus der letzten Bundesliga-Zeit des 1. FC Nürnberg kennen. Damals freilich kickte Pinola, 26, noch auf der linken Außenbahn, mittlerweile ist er nach innen gerutscht. Ist zwar der erfahrenste Abwehrspieler, war gegen Cottbus aber auch der Abwehrspieler mit den meisten Fehlern. Setzte bei seinen Aussetzern immer sofort nach, weshalb er auch der Abwehrspieler mit den meisten ausgebügelten Fehlern war.Foto: Reuters

5 / 12
(Foto: N/A)

Pascal Bieler (links): Auf den 23-jährigen Bieler darf sich Oenning nicht ganz so viel einbilden, weil der schon beim Club war, als Oenning Trainer wurde. Doch in der Vor-Oenning-Zeit kickte Bieler nur für die Reserve-Mannschaft in der Regionalliga, erst unter Oenning stieg er in die erste Elf auf. Wenn er so spielt wie gegen Cottbus, dürfte er dort auch noch eine Weile bleiben. Hat den obligatorischen Fragebogen auch noch nicht ausgefüllt.Foto: ddp

6 / 12
(Foto: N/A)

Jaouhar Mnari: Angesichts der ganzen jungen Diekmeiers und Reinartz' in der Viererkette hinter ihm, muss sich der schon 33-jährige Tunesier Mnari in etwa so vorkommen wie Johannes Heesters als neuer Frontsänger von Tokio Hotel. Schon Hans Meyer, bis Frühjahr 2007 Trainer beim Club, mochte ihn, weil er so ruhig, zuverlässig und zielstrebig ein Spiel bestimmen kann; und der jetzige Nürnberger Coach Michael Oenning mag ihn auch, weil er so ruhig, zuverlässig und zielstrebig ein Spiel bestimmen kann.Foto: Getty

7 / 12
(Foto: N/A)

Daniel Gygax: Hat mit seiner Spielweise Hans Meyer einst gar nicht gefallen können, weil er damals noch nicht beim Club spielte, sondern beim FC Metz. Hätte Hans Meyer aber durchaus gefallen, wenn er früher zum Club gewechselt wäre. Taktisch diszipliniert, präzise Aktionen und mit einigen dynamischen Antritten nach vorne. Muss aber den Nachweis erbringen, ob er Hans Meyer nicht nur als Zweitliga-, sondern auch als Erstligaspieler erfreuen kann.Archivbild: AP

8 / 12
(Foto: N/A)

Peer Kluge: Hat mit seiner Spielweise ebenfalls schon Hans Meyer gefallen. Ist zwischen den eher stillen Routiniers Mnari und Marek Mintal auf dem Weg zum laustarken Führungsspieler. Würde deshalb nicht nur Hans Meyer, sondern auch Bayern-Kapitän Mark van Bommel gefallen. Dirigierte viel und kritisierte in der Mitte der ersten Hälfte lauthals Mitspieler Boakye, weil der einen anderen Laufweg wählte, als Kluge erwartete - obwohl die Nürnberger da schon 1:0 führten und den 3:0-Sieg aus dem Hinspiel im Rücken hatte und es eigentlich keiner lauthalsen Bemerkungen bedurft hätte. Und kämpfte sogar noch fünf Minuten vor dem Abpfiff verbissen um den Ball, obwohl da nun wirklich alles klar war. Kleiner Unterschied zu van Bommel: Lief in diesem einen Spiel etwa so viel wie van Bommel in drei bis vier.Foto: ddp

9 / 12
(Foto: N/A)

Marek Mintal: Hat wohl manchmal den alten Bundesliga-Geist gespürt, weil er die Mitspieler so steil schickte, als wären die so schnell wie es Bundesligaspieler vermeintlich sind; musste aber bei manchen feststellen, dass es leider doch keine Bundesliga-, sondern eben nur Zweitligaspieler sind - was für die Club-Verantwortlichen und ihre Personalplanungen vielleicht ein Fingerzeig ist. Das "Phantom" hatte einen Geistesblitz, als er vor dem 1:0 einen schnell ausgeführten Einwurf zum völlig freistehenden Eigler abtropfen ließ, und hatte einen weiteren Geistesblitz, als er eine abgelenkte Boakye-Vorarbeit zum 2:0 vollendete. Diese und weitere Geistesblitze wird Nürnberg im nächsten Jahr bitter benötigenFoto: Reuters

10 / 12
(Foto: N/A)

Isaac Boakye: Erinnerte einmal an Wolfsburgs Grafite, als er sich im Dribbling gegen gleich fünf Spieler durchsetzte. Es waren zwar nicht die Bayern, sondern die Cottbuser, es war auch nicht auf dem geraden Weg zum gegnerischen Gehäuse, sondern irgendwo im Mittelfeld, und es war auch nicht von einem Torerfolg gekrönt - aber schön war es trotzdem. Fiel ansonsten nicht großartig auf, was aber auch verzeihlich war, weil er sein Relegationsrundentoresoll ja schon mit zwei Treffern im Hinspiel erfüllt hatte.Foto: Reuters

11 / 12
(Foto: N/A)

Christian Eigler: Läuft und läuft und läuft so viel, dass Nürnberg fast schon Angst haben, dass der VW Wolfsburg diesen Christian Eigler verpflichten will. Trifft und trifft und trifft aber keineswegs so viel, dass Nürnberg Angst haben muss, dass der VW Wolfsurg diesen Christian Eigler verpflichten will. In fünf Jahren zweiter und zwei Jahren erster Liga schaffte er nur einmal eine zweistellige Trefferzahl, in dieser Saison waren es acht Tore in 32 Spielen. Das reicht für Bundesliga-Maßstäbe eigentlich nicht. Aber: Sein Schlenzer zum 1:0 gegen Cottbus war so schön, dass er sich in der Statistik wahrscheinlich gleich drei Tore auf einmal gutschreiben darf.Foto: Reuters

12 / 12
(Foto: N/A)

Mike Frantz: Kam in der 63. Minute für Gygax. Ein Spieler, mit dem die Nürnberger einen wahnsinnig wichtigen Beitrag zu einer erfüllten Bundesliga-Saison 2009/10 leisten. Denn der Original-Mike-Frantz, der sich nicht Mike Frantz, sondern Maik Franz schreibt und gerade mit dem Karlsruher SC abgestiegen ist, hat sich noch nicht entschieden, ob er weiter in der Liga bleibt (im Gespräch ist ein Wechsel nach Frankfurt) - und eine Bundesliga-Spielzeit ohne Fran(t)z ist genau so unvorstellbar wie eine Bundesliga-Spielzeit ohne, sagen wir, Ribéry.Marcel Risse: Kam in der 74. Minute für das Phantom Mintal. Ist der Beweis dafür, dass der Club im Jahr 2009 nicht nur in der Abwehr auf junge Spieler setzt, sondern auch in der Offensive. Erst 19 Jahre alt, kam im Winter mit Reinartz aus Leverkusen.Daniel Klewer: Kam in der 87. Minute für Schäfer. Der Torhüter kennt das Gefühl, kurz vor dem Abpfiff eingewechselt zu worden. In einem Pokalspiel hatte Meyer ihn schon einmal gebracht, um im Elfmeterschießen den Sieg zu retten - mit Erfolg.Michael Oenning (im Bild): Auch Trainer Michael Oenning leistet einen musikalischen Beitrag zur Nürnberger Aufstiegsmannschaft. Und das nicht nur, weil er eine gut zusammenpassende Mannschaft komponiert hat. Ausgebildeter Klavierspieler ist der Trainer der Clubberer, weshalb der DFB nun überlegen muss, ob Schiedsrichter Herbert Fandel im nächsten Jahr Spiele des FCN leiten darf; schließlich ist der Eifeler hauptberuflich Pianist.Foto: dpa

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: