1. FC Nürnberg:Bloß keine Krise

18 03 2018 Fussball Saison 2017 2018 2 Fussball Bundesliga 27 Spieltag 1 FC Nürnberg N

Luftkampf im Schneegestöber: Darmstadts Torschütze Terrence Boyd (links) gegen Patrick Erras.

(Foto: imago/Zink)

Der Club muss sich mit einem 1:1 gegen defensive Darmstädter begnügen - aber er bleibt auf einem Aufstiegsplatz und lobt demonstrativ seine Leistung.

Von Christoph Ruf

Natürlich fiel irgendwann das K-Wort. Und Enrico Valentini machte nicht den Eindruck, als hätte er mit etwas anderem gerechnet "Nein, wir haben keine Krise, und die lasse ich mir auch nicht einreden", sagte der Nürnberger Verteidiger nach dem 1:1 gegen Darmstadt 98. Trotz der Bilanz von zuletzt zwei Niederlagen und dem Remis gegen einen Abstiegskandidaten sei man "auf einem guten Weg". Denn zum einen habe die Konkurrenz im Aufstiegsrennen auch schon Wellentäler durchschritten. Und zum anderen habe schlicht und einfach die Leistung gestimmt: "Eine Mannschaft, die tot ist, hätte nicht solch einen Auftritt hingelegt."

Das untermauerte die Statistik. 69 Prozent Ballbesitz hatten die Clubberer am Ende, 16 Ecken hatten erzwungen, 25:6 Torschüsse. Doch entweder warf sich ein Darmstädter in die Schussbahn oder die Bälle gingen neben oder übers Tor. Nur einmal konnten die Franken den Gästetorwart Daniel Heuer-Fernandes überwinden, beim 1:1 Ausgleich durch den Kopfball von Georg Margreitter (79.). Dass die anderen 15 Ecken verpufften, lag für Valentini auch am matschigen Untergrund. Der habe es "schwer gemacht", an der Eckfahne Druck und Präzision in die Bälle zu legen.

Dafür, dass am Ende des Weges zum Tor ein Jubel steht, könnte schon bald wieder Ishak sorgen

Von Samstag auf Sonntag waren 20 Zentimeter Neuschnee auf Mittelfranken heruntergekommen. In den Zeiten des letzten Nürnberger Heimsiegs gegen die Lilien hätte das eine sichere Absage der Partie bedeutet. Doch 40 Jahre nach dem 3:2 aus dem Jahre 1978 sorgten viele freiwillige Helfer, vor allem aber die Rasenheizung, für halbwegs reguläre Bedingungen. Dass Darmstadt, das sich eigentlich erst nach dem 1:1 mal etwas energischer über die Mittellinie traute, in Führung ging, war dabei aus Nürnberger Sicht ein wenig grotesk. Nach einer Flanke von Yannick Stark gewann zuerst Terrence Boyd, dann der frühere Nürnberger Wilson Kamavuaka und dann wieder Boyd ihre Kopfballduelle und es stand 1:0 für eine Mannschaft, die exakt den Fußball spielte, den man von ihr erwartet hatte (18.). Aus einer massiven Deckung heraus beschränkte sie sich weitgehend auf das Verhindern gegnerischer Tore, um hin und wieder, vor allem mit langen Bällen, das Nürnberger Mittelfeld zu überbrücken.

Dieser Taktik kam die frühe Führung natürlich entgegen, zumal der Club ja zuletzt, nach den Niederlagen gegen Fürth und Bielefeld, ein wenig ins Gerede gekommen war. Gar nicht mal so sehr wegen der Ergebnisse. Vielmehr ist das eingetreten, was viele befürchtet hatten, als sich Mikael Ishak so schwer verletzt hatte und der Blick auf eine Ersatzbank fiel, auf der Cedric Teuchert fehlte. Denn der war im Winter verkauft worden. Beide zusammen hatten in der Hinrunde 18 Treffer erzielt. Die übrig gebliebenen Offensiven, Adam Zrelak, Tobias Werner, Edgar Salli und Federico Palacios, die auch am Sonntag ihre Einsatzzeiten bekamen, bringen es bislang hingegen zusammen gerechnet auf nur drei Treffer.

Dabei hatte Zrelak seine Chancen (6., 28.). Doch gefährlicher wurde es im zweiten Durchgang, als Kevin Möhwald (71.) den Pfosten traf und mit einem 18-Meter-Schuss nur knapp das Tor verfehlte (81.). "Wir müssen uns nur einen Vorwurf gefallen lassen", fand Valentini: "Dass wir im ersten Durchgang nicht so viel Druck gemacht haben wie im zweiten." Noch positiver hatte die Partie Coach Michael Köllner gesehen: "Wir haben über 90 Minuten eine richtig gute Leistung gezeigt und den Gegner vor viele Fragezeichen gestellt."

Zwischen den Zeilen konnte man dabei durchaus herauslesen, dass Köllner mit der Art und Weise, wie Darmstadt die gemeinsame Sportart interpretiert, nicht warm wird. "Der Gegner hat ja eigentlich nur verteidigt", sagte er. Und lobte noch mal ausdrücklich, dass sein eigenes Team "den Weg zum gegnerischen Tor über Fußballspielen gesucht hat". Dafür, dass am Ende des Wegs zum Tor auch mal wieder öfter ein Torjubel steht, könnte schon bald wieder Ishak sorgen. "Er ist schon wieder fleißig am Laufen", berichtete Köllner.

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