FC Liverpool:Koeman zetert gegen Klopp

Liverpool manager Juergen Klopp and Everton manager Ronald Koeman clash as fourth official Martin Atkinson looks on

Ronald Koeman (links) und Jürgen Klopp (rechts).

(Foto: REUTERS)
  • Der FC Liverpool gewinnt in England 3:1 gegen Everton, doch nach dem Spiel übernehmen die Trainer die Hauptrolle.
  • Evertons-Trainer Koeman zetert gegen Liverpool-Coach Klopp: "Ich mag keine Trainer, die die ganze Zeit auf Schiedsrichter einschreien."
  • Hier geht es zur englischen Tabelle.

Von Johannes Kirchmeier

Am Ende bleibt auch an diesem Samstagnachmittag wieder das Bild von Jürgen Klopp haften, das schon ein Evergreen ist: das des enthusiastischen, hüpfenden und schreienden Irrwischs an der Seitenlinie. Nach etwa einer Stunde Spielzeit im 228. Merseyside-Derby seines FC Liverpool gegen den FC Everton drehte sich Klopp am Samstagnachmittag um: Die Jacke offen, schrie er in Richtung der Liverpooler Anhänger, warf die rechte Faust durch die Luft und klopfte sich dann heftig auf die Brust.

Klopps Team in den roten Leibchen hatte gerade das 3:1 gegen den blau gekleideten Stadtrivalen geschossen. Der Treffer des eingewechselten Belgiers Divock Origi bedeutete die Entscheidung im Derby der beiden Klubs, deren Stadien nur durch den Liverpooler Stanley Park getrennt sind.

"Wir machen keine Show an der Seitenlinie wie Liverpool."

Deren Trainer sich jedoch deutlich unterscheiden, denn anders als Klopp gilt Ronald Koeman als ruhigerer Zeitgenosse. Nach dem Spiel übte er bei Sky Sports Kritik an Klopp und dessen Co-Trainern: "Es geht um Fußball. Aber wir machen keine Show an der Seitenlinie wie Liverpool." Anschließend ging Koeman Klopp persönlich an: "Ich mag keine Trainer, die die ganze Zeit auf Schiedsrichter und Linienrichter einschreien und bei jedem Tackling eine große Show machen. Sie sind verrückt", sagte er. "Sie brauchen den Physiotherapeut nicht auf dem Feld. Es ist ein Männersport."

Keine Frage, nicht nur nach den Worten von Gegenüber Koeman, Jürgen Klopp hat schon leichtere Monate als Trainer erlebt als die vergangenen in Liverpool. Ins Jahr 2017 startete seine Mannschaft schwach, erst am 12. Februar gelang der erste Ligasieg dieses Jahres. Ihr großes Ziel, den Meistertitel, konnten die Liverpooler danach vergessen. Klopp geriet in die Kritik, Gary Lineker sagte etwa der Sport Bild: "Liverpool spielt nicht konstant genug und hat vor allem in der Defensive einschließlich Torhüter nicht genügend Qualität. Ich glaube, Jürgen Klopp hat nicht die Spieler, um ganz oben anzugreifen." Die schwache Serie blieb an ihm kleben, obwohl er mit seinem Team in den vergangenen Wochen wieder wichtige Siege erwirtschafte, etwa das 3:1 gegen Konkurrent Arsenal.

Liverpool ist cleverer als Everton

Einer der Gegner um die Plätze, die für den Europacup berechtigen, ist der Lokalrivale Everton. Von Schicksalsspielen redet man im Fußball leicht und die vom Fußball euphorisierten Briten noch etwas leichter als andere. Dieses Merseyside-Derby, für das "die Stadt 90 Minuten still" (Klopp) stehe, hatte die Bezeichnung jedoch gerade ob der vergangenen Monate verdient. Denn nicht weniger als die Champions League erwarten sie in diesem Jahr von Klopp. "Das Spiel ist sehr wichtig für beide Teams, nicht nur, weil es ein Derby ist", sagte er vor dem Spiel. Danach, nach dem 3:1, belegt sein Team nun wieder Rang drei, der zur Champions-League-Teilnahme berechtigt, Klopp dürfte wieder ruhigere Tage vor sich haben.

Doch lange war das nicht klar: Es entwickelte sich bei strahlendem Sonnenschein ein Spiel an der Anfield Road, das all die Hochs und Tiefs der vergangenen Wochen wie die Sonnenstrahlen unter einem Brennglas bündelte. Früh fiel die Liverpooler Führung durch Sadio Mané, Klopp jubelte natürlich in gewohnter Manier (8. Minute). Bald darauf stand es jedoch 1:1. Nach einem Eckball, den Liverpool nicht zu klären vermochte, schoss Matthew Pennington (28.) ein, drei Minuten darauf traf dann Liverpools Coutinho zur erneuten Führung der Gastgeber.

Klopp stellt nach dem Sieg einen Merseyside-Rekord auf

Liverpool wirkte konzentriert an diesem Nachmittag. Everton spielte flüssiger, doch Klopp postierte seine Jungs in zwei Vier-Mann-Mauern um den eigenen Strafraum, die zwei Stürmer Mané und Roberto Firmino lauerten davor auf Konter. Mané musste in der zweiten Halbzeit jedoch dann verletzt runter, er fällt wohl auch im nächsten Spiel gegen Bournemouth aus. Der eingewechselte Origi traf jedoch prompt äußerst sehenswert zum 3:1-Endstand (60.), Klopp durfte abdrehen und losjubeln.

Das Auf und Ab für ihn sollte noch nicht beendet sein: Drei Minuten danach krümmte sich sein Mittelfeldchef Emre Can am Boden. Er hielt sich das linke Knie, nachdem er mit Gegenspieler Ashley Williams zusammengerasselt war. Dessen Stollen hinterließen einen dicken Abdruck. Erst nach Minuten stand Can wieder. An der Seitenlinie drückte Klopp dessen Kopf an seinen, haute ihm auf den Rücken und die Schulter und flüsterte ihm noch ein paar Worte zu.

Can konnte weiterspielen, er hielt die Liverpooler Defensive zusammen und so konnte Klopp am Ende erleichtert zusammenfassen: "Wir haben es uns verdient. Wir waren intelligent und leidenschaftlich."

Und abgezockt genug in diesem Derby, das für Klopp noch einen Rekord bereithielt. Als erster Trainer des FC Liverpool hat er die ersten drei Merseyside-Derbys für sich entschieden. Am Ende standen jeweils Klopp-Bilder, die eigentlich schon jeder kennt. Aber verständlicherweise nicht jeder gerne sehen mag.

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