Liverpool in der Premier League:So müde wie zuletzt 1984

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Jürgen Klopp hat schon bessere Zeiten erlebt in Liverpool. (Foto: Clive Brunskill/AP)

Dreimal nacheinander bringen die "Reds" kein Tor in Anfield zustande - das gab's zuletzt vor 37 Jahren. Ausgerechnet jetzt kommt Pep Guardiola. Es könnte Klopps letzte Chance im Titelrennen sein.

Von Jonas Beckenkamp

Jürgen Klopp hatte sich in einen langen Daunenmantel gepackt, der Nieselregen dröppelte ihm um die Ohren, es war eine dieser "cold rainy nights" in Liverpool. Aber das Wetter bildete nicht Klopps größte Schwierigkeit in diesem Moment, er musste sich vielmehr mit einer weiteren Pleite abfinden, eine Heimpleite noch dazu, die zweite in Serie. Und dieses 0:1 (0:0) gegen Brighton weckte weitere unangenehme Erinnerungen, schließlich enttäuschten die "Reds" nun gar mit dem dritten torlosen Spiel nacheinander in Anfield. 1984 hatte es das zuletzt gegeben, damals hießen die Beteiligten Bruce Grobbelaar oder Kenny Dalglish.

Diesmal rang sich Klopp nach Schlusspfiff ein gequältes Lächeln ab, als er Gäste-Coach Graham Potter gratulierte. Klopp als Geschlagener, dieses Bild kennen sie in Liverpool gar nicht mehr nach all den Traumtagen der näheren Vergangenheit. Aber die nasskalte Wirklichkeit weist den Meister der Premier League nun als Tabellenvierten aus, abgeschlagen im Titelkampf und demoralisiert vor der wohl letzten Chance am kommenden Sonntag (17.30 Uhr): Da reist der neu erstarkte Tabellenführer ManCity (der zudem noch ein Nachholspiel hinterher hängt) zum Duell ins eine Autostunde entfernte Liverpool. Klopp gegen Guardiola, auch das noch.

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Klopp registriert die Formschwäche des FC Liverpool

Angesichts der Formschwäche Liverpools fand der deutsche Trainer deutliche Worte in Richtung seiner Spieler. Empfindungen, die man so nicht gewohnt ist vom Positivquell Klopp. "Für mich wirkte das Team heute Abend - und es ist lange her, dass wir so ausgesehen haben - müde, geistig müde, und das führt auch zu nicht den besten Beinen", monierte er. "Es war eine harte Woche, und heute waren wir nicht frisch genug, um die Formation von Brighton zu brechen." Liverpools Vortrag prägte trotz einiger illustrer Namen in der Aufstellung (Thiago, Salah, Firmino) eine Schlappheit, die es Brighton erleichterte, den Siegtreffer von Steven Alzate (56. Minute) über die Zeit zu bringen.

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Von Jonas Beckenkamp

Liverpools Rückstand auf ManCity ist enorm

Die Kritik auf der Insel fällt entsprechend aus. Ein "taumelndes Liverpool" beobachtete die Daily Mail, während die Sun die Titelhoffnungen "in Lumpen zerfetzt" sah. Und tatsächlich, das ist die eigentliche Nachricht: An eine erneute Meisterschaft glauben sie beim FC Liverpool derzeit selbst nicht mehr. "Wir befinden uns derzeit nicht mehr im Rennen", räumte Verteidiger Andy Robertson ein, man müsse endlich wieder "das Liverpool werden, das alle kennen." Die allgemeine Ermüdung war einerseits verständlich, schließlich musste das Team zuletzt binnen einer Woche gleich zweimal nach London reisen, wo Siege gegen Tottenham und West Ham gelangen. Andererseits verfügt Klopp trotz der Verletzungsmisere in der Abwehr (Virgil van Dijk, Joel Matip und Joe Gomez) immer noch über einen luxuriösen Kader, den nun auch noch der aus Schalke geholte Ozan Kabak verstärkt.

Der Rückstand auf ManCity sei natürlich enorm (sieben Punkte), gab Klopp zu, und er musste sich schon zwingen, nicht zu negativ zu klingen: "Als Trainer von Liverpool muss ich sagen, dass wir weiterhin Meister werden wollen, aber dafür brauchen wir vor allem gute Leistungen. Und die fehlen uns derzeit." Kopf, Beine, Knochen - Liverpool hat in dieser aufreibenden Spielzeit Schrammen davongetragen, für deren Heilung nun der Emotionslenker Klopp zuständig ist. Ihm bleibt wenig Zeit für seine Motivationskünste. Und eines sollte er in der Kabine am besten verschweigen: Gegner City kommt mit einer Serie von wettbewerbsübergreifend 13 Siegen. Aus Liverpool-Sicht ist das zum Frösteln.

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