FC Liverpool:"Das war kurz vor der Perfektion"

Champions League Quarter Final First Leg - Liverpool vs Manchester City

Erlebte einen fast perfekten Abend: Liverpools Trainer Jürgen Klopp (rechts).

(Foto: REUTERS)
  • Überraschend gewinnt der FC Liverpool das Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale mit 3:0 gegen Manchester City.
  • ManCity-Trainer Pep Guardiola ist bedient: wegen des Spiels und wegen eines Angriffs auf den Mannschaftsbus.
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Von Carsten Scheele

Der Händedruck nach dem Abpfiff war staatsmännisch. Jürgen Klopp schritt auf Pep Guardiola zu, der Trainer des FC Liverpool verzog keine Miene, ein kurzes Nicken, eine Geste des Respekts. Pep Guardiola, dem Klopp da die Hand schüttelte, sah hingegen geschafft aus. Blass im Gesicht, die Augen ganz klein, als wäre ihm kurz zuvor ein Monster begegnet.

Dies konnte nur der FC Liverpool gewesen sein, Klopps Mannschaft, die in der ersten Hälfte des Viertelfinal-Hinspiels in der Champions League wahrlich monsterhaft über Manchester City hinweggefegt war. Vor dem Spiel hatte Guardiola noch vor der Angriffswucht des Gegners gewarnt, dann musste er mit ansehen, wie Liverpool schon nach 31 Minuten gegen den souveränen Premier-League-Tabellenführer mit 3:0 in Führung lag.

Englische Presse bejubelt Klopp

Drei Tore in 19 Minuten, drei Tore gegen Pep Guardiola - Klopp hatte eine Ahnung, dass sich an diesem Abend Gewaltiges ereignet hatte. Nach den frühen Treffern von Mohamed Salah (12.) und Alex Oxlade-Chamberlain (21.), quasi mit den ersten beiden Chancen für Liverpool, hatte Klopp noch ausgelassen gejubelt, wie man es von ihm kennt: mit geballter Faust und Luftsprung. Nach dem 3:0 durch den Kopfball von Sadio Mané (31.) wirkte er dann in sich gekehrt, beinahe demütig.

"Das war wirklich, wirklich gut", raunte Klopp später, "kurz vor der Perfektion." "Brettstark" sei die erste Halbzeit gewesen, das sah auch die englische Presse so. Der Mirror bejubelte einen "unvergesslichen Sieg", Guardiolas Traum vom Champions-League-Sieg sei "in einer Wolke aus rotem Rauch" aufgegangen.

Die Sun fällte ein ganz ähnliches Urteil. Guardiola habe ratlos gewirkt, Klopp habe dagegen abermals bewiesen, "wie man eine technisch überlegene Mannschaft wie City mundtot macht, kastriert und besitzt". In der Tat hat Klopp seine persönliche Bilanz gegen Guardiola weiter ausgebaut. Im 13. Duell in Premier League und Bundesliga war es bereits der siebte Sieg für Klopp über Guardiola, kein anderer Trainer kann eine bessere Quote aufweisen. Er hatte ihn schon wieder ausgetrickst.

Guardiola beklagt Angriff auf den Mannschaftsbus

Der Liverpooler Vortrag in der ersten Hälfte war imposant, genauso wichtig war aber, wie das Team danach das Ergebnis verteidigte. "Wir haben fast nichts zugelassen und den Gegner durch geschicktes Anlaufen zu Fehlern gezwungen", jubilierte Klopp. Manchester rannte zwar an, schoss aus allen Lagen, 8:1 Torschüsse verzeichneten die Statistiker in der zweiten Halbzeit für das Guardiola-Team. Ein Treffer von Gabriel Jesus (84.) wurde wegen einer angeblichen Abseitsstellung aberkannt, eine sehr knappe Entscheidung zu Guardiolas Ungunsten.

Das mögliche 1:3 hätte die Chancen von Manchester City für das Rückspiel schlagartig steigen lassen, Guardiola wollte den Traum vom Halbfinale aber noch nicht aufgeben. "Heute sind wir verloren, keiner glaubt mehr an uns", klagte der Trainer: "Das wird richtig hart, aber wir werden es versuchen." Drei eigene Tore braucht ManCity dann, um die Verlängerung zu erzwingen, mindestens vier Treffer sogar, um noch ins Halbfinale vorrücken zu können.

Chaoten werfen Flaschen und Feuerwerkskörper

Auch Klopp verwehrte sich gegen den Eindruck, sein Team sei bereits mit anderthalb Beinen im Halbfinale angelangt. Manchester habe "nicht schlecht gespielt, sie wollen zurückschlagen". Das Rückspiel werde "nochmal richtig Energie kosten", zumal dann Kapitän Jordan Henderson gelbgesperrt fehlt. Dieser Umstand sei "nicht wirklich cool", befand Klopp.

Einen richtig perfekten Abend vermasselten dem FC Liverpool auch die eigenen Fans. Einige Chaoten hatten den Mannschaftsbus von ManCity etwa eine Stunde vor dem Anpfiff mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen, Scheiben wurden beschädigt, der Klub musste für die Abfahrt aus dem Stadion ein Ersatzfahrzeug organisieren. In den Medien war vorab bereits über eine solche Aktion spekuliert worden, verhindern konnte die englische Polizei den Angriff offenbar trotzdem nicht.

"Wir sind gekommen, um Fußball zu spielen, es ist Sport. Ich verstehe das nicht", echauffierte sich Guardiola, von der Gesamtheit der Negativereignisse nun gänzlich bedient. Er kritisierte die Sicherheitsvorkehrungen, die Polizei, auch die Liverpooler, die ja die Flaschen und Böller geworfen hatten. Klopp hingegen blieb ganz Staatsmann: Er entschuldigte sich für die Vorfälle.

Mit Material von dpa und sid

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