1. FC Köln:Streit um die Moschee

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Im Hintergrund zu sehen: Die Zentralmoschee im Kölner Viertel Ehrenfeld als Teil der Kölner Skyline. (Foto: Screenshot/fc.de)

Der 1. FC Köln hat ein neues Auswärtstrikot, auf dem als Teil der Kölner Skyline eine umstrittene Moschee zu sehen ist. Politiker kritisieren die Abbildung, der Klub verteidigt sich.

Von Sebastian Fischer

Beim 1. FC Köln ist ein Trikot nicht immer nur ein Trikot, es soll manchmal die Beziehung des Fußballklubs zur Stadt ausdrücken - das verkauft sich auch gut. So gibt es etwa seit 2013 jährlich ein neues Karnevalsjersey mit dem Motto der Session, zuletzt 2019: "Et Hätz schleiht em Veedel." Das Herz schlägt im Viertel.

Nun ist zwar gerade an Karneval nicht zu denken. Die Verbindung zur Stadt wollte der Klub trotzdem beschreiben, als er sein neues, rotes Auswärtstrikot vorstellte. Darauf ist eine stilisierte Skyline Kölns abgebildet, der Dom natürlich, die Hohenzollernbrücke - und auch die Zentralmoschee im Viertel Ehrenfeld.

Letzteres bewegte einen Fan dazu, seine Mitgliedschaft zu kündigen, was der FC unter Verweis auf die "Effzeh-Charta" mit den Worten kommentierte: "Diese Kündigung bestätigen wir gern." Der Fan vermutete außerdem ketzerisch, seine Weltanschauung kaum verbergend, dass in der nächsten Saison die Trikots rosa seien, "dann wäre die Weltoffenheit perfekt". Der FC reagierte auch darauf, postete ein pinkfarbenes Trikot und verabschiedete sich auf türkisch: "Hadi tschüss." Das wurde vielmals als vorbildliche Reaktion auf Rassismus gelobt, etwa vom Kölner Stadtdechant, dem Repräsentanten der katholischen Kirche. Es lenkte aber auch die Aufmerksamkeit auf das Trikot.

In der Bild kritisierte dann ein CSU-Politiker den Verein. Der Betreiber der Moschee, eingeweiht von Staatschef Erdoğan, ist der hoch umstrittene Verband Ditib unter der Leitung der staatlichen Religionsbehörde der Türkei. Der FC will die Abbildung aber nicht als Unterstützung eines autokratischen Politikers oder einer Behörde verstanden wissen, der unter anderem Verunglimpfung anderer Glaubensrichtungen vorgeworfen wird und deren Agenda wohl ebenso wenig zur Effzeh-Charta passen dürfte wie Rassismus. "Die Moschee steht symbolisch für die große türkische Community in Köln, in der es sehr viele eingefleischte #effzeh-Fans gibt. Sie ist ein Teil der Kölner Skyline geworden. Das gilt unabhängig davon, wie man politisch zum Betreiber der Moschee steht", schrieb der Verein.

Und nun? Tobt der "Zoff um Erdoğan-Moschee auf Köln-Trikot", wie die Bild ihren Artikel überschreibt? Vielleicht ist der Kölner Stadt-Anzeiger näher an der Wirklichkeit. Die Zeitung fragt in einem Kommentar zum Thema: "Haben wir wirklich keine anderen Probleme?" Womöglich doch. Über das neue Ausweichtrikot wird bisher kaum debattiert. Es ist gelb-grün-rot.

© SZ vom 14.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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