Trainer Achim Beierlorzer:Köln baut auf Vehs Ebenbild

1. FC Köln - Jahn Regensburg

Neuer Trainer in Köln: Achim Beierlorzer.

(Foto: dpa)
  • Der neue Kölner Trainer Achim Beierlorzer favorisiert das zügige Angriffsspiel, eine Eigenheit, die Sportdirektor Armin Veh zu schätzen weiß.
  • Es gibt noch weitere Parallelen zwischen den beiden künftigen sportlichen Anführern beim 1. FC Köln.
  • Kenner rechnen trotzdem mit einem unruhigen Sommer für den Klub.

Von Philipp Selldorf, Köln

Seinen neuen Trainer wird der 1. FC Köln erst im Laufe der nächsten Woche im Geißbockheim vorstellen, doch die wichtigsten Punkte der Antrittsrede hat Achim Beierlorzer, 51, schon am Sonntag im Müngersdorfer Stadion verraten, nachdem er mit seiner alten Mannschaft bei seiner neuen Mannschaft gespielt und höchst unterhaltsam 5:3 gewonnen hatte. Dass der Trainer des SSV Jahn Regensburg die Karriere zur neuen Saison in Köln fortsetzen werde, das hatte sich zwar schon in der vorigen Woche rumgesprochen, zur amtlichen Bestätigung fehlte noch die Beglaubigung durch die Vereinsfunktionäre.

Die zuständigen Vertreter der Gremien tagten erst nach der Partie, und so gab sich Beierlorzer auf der Pressekonferenz im Stadion alle Mühe, ein Geheimnis zu wahren, das längst keines mehr war. "Zu den Gerüchten und Themen um meine Person sage ich nichts", sprach er. Erst als die Zeremonie schon vorbei war, rutschte ihm doch noch ein Gutachten heraus, das wie eine Regierungserklärung zu verstehen war. Dem FC fehle in Sachen Kaderplanung nicht viel für die erste Liga, befand Beierlorzer, "da muss nicht viel gemacht werden, punktuell, und dann mit Vollgas voraus".

Einerseits lässt sich dieses Urteil als Wertschätzung für die Arbeit seines neuen Vorgesetzten Armin Veh interpretieren. Andererseits sprach aus diesen Worten ein Trainer, der sich darauf freut, einen Aufsteiger zu übernehmen, der keiner Grundlagenrenovierung bedarf. Dafür hatte die Kölner Mannschaft im Abschiedsspiel für den scheidenden Ex-Kapitän Matthias Lehmann, 35, ein gutes Beispiel gegeben. 0:3 lag sie zur Pause nach einem schrägen Spielverlauf zurück, dezimiert durch den nicht weniger schrägen Platzverweis für Jhon Cordoba, doch zum 4:4 fehlte am Ende nicht viel. Beierlorzer hatte Grund, sich über beide Teams zu freuen: Über sein neues, das sich leidenschaftlich gegen die Niederlage wehrte, und über sein altes, das keine Scheu vor dem Zweitligameister zeigte. "27 Torschüsse", bemerkte der Trainer beim Blick auf die Regensburger Statistik, "das ist eine Marke, mit der wir arbeiten wollen." Auch dieser Satz ließ sich in die Kölner Zukunft projizieren. Beierlorzer favorisiert das zügige Angriffsspiel, eine Eigenheit, die Veh zu schätzen weiß.

Angeblich beobachtete Veh Beierlorzer schon länger

Am Montag machten die Kölner dann das Engagement bekannt, demzufolge habe Beierlorzer "keine Sekunde gezögert". Schon vor drei Monaten, so erzählte er am Sonntag, habe er seiner Familie gesagt: "Wenn ihr mal ein richtig tolles Stadion sehen wollt, dann müsst ihr nach Köln kommen. Sensationelles Stadion mit sensationellen Fans." Mancher Kommissar würde aus dieser Episode Verdacht schöpfen, und tatsächlich kursieren in Köln Gerüchte, dass sich die Anfrage des FC nicht erst nach der Beurlaubung des vormaligen Trainers Markus Anfang ergeben hatte.

Angeblich hatte Veh schon länger einen Blick auf den Mann geworfen, der in Ralf Rangnicks Leipziger Trainerschule gelernt hat. Veh schwärmte von "starken Führungsqualitäten", von "authentischer Ausstrahlung" - weitere Eigenschaften, die sich mit Vehs Erwartungen gut vertragen. Womöglich nicht zuletzt deshalb, weil sie seinem persönlichen Selbstbild entsprechen.

Die Bestellung des neuen Trainers fällt mitten in eine Zeit, in der sich der Kölner Klub neu formiert. So gab der FC auch die Auswahl des Trios bekannt, das im September als neuer Vorstand kandidieren soll. Für Toni Schumacher und den zweiten amtierenden Vizepräsidenten Markus Ritterbach ist nach den Vorstellungen der vereinsinternen Findungskommission kein Platz mehr an der Vereinsspitze. Beide behalten sich jedoch vor, per Mitgliedervotum eine Gegenkandidatur zu initiieren, dafür benötigen sie aber einen Präsidentschaftsbewerber, nachdem ihr bisheriger Favorit Wolfgang Bosbach abgesagt hat, weil er eine Kampfkandidatur ablehnt. Kenner rechnen mit einem unruhigen Sommer beim FC. Insofern war es sicherlich sachdienlich, Beierlorzers Engagement schnell zu verwirklichen, bevor es noch zum Wahlkampfthema hatte werden können.

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