1. FC Köln:Endlich klappt die Auferstehung

1. FC Köln - Bayer Leverkusen

Kollektive Kölner Freude: Simon Zoller, Marcel Risse und Vincent Koziello (von links) jubeln über das 2:0 gegen Leverkusen.

(Foto: dpa)

Von Philipp Selldorf, Köln

Der Samstag war ein guter Tag für die Anhänger des 1. FC Köln. Die Niederlagenserie der Konkurrenz am Tabellenende machte aus dem Derby gegen Bayer Leverkusen am Sonntag ein weiteres Endspiel um den Klassenverbleib - mit reellen Aussichten auf Fortschritt. Das hatte man an den beiden vorigen Wochenenden allerdings auch schon geglaubt - und gegen Stuttgart und Bremen vermeintlich vernichtende Niederlagen erlitten.

Diesmal aber klappte der Versuch der Auferstehung. Dank einer starken Leistung und der tätigen Unterstützung einiger indisponiert aufspielender Bayer-Profis - allen voran Angreifer Lucas Alario, der sich sozusagen selbst aus dem Spiel nahm mittels eines Platzverweises (32.) - glückte den Kölnern der Sieg, den sie zur Wende so dringend benötigen. Mit 2:0 Toren fiel er am Ende zwar viel zu niedrig aus, befreit sie aber vom letzten Tabellenplatz, auf dem sie seit dem dritten Spieltag festsaßen. Und zum nächsten Heimspiel kommt der FSV Mainz 05 - wieder so eine Art Finale.

Einige Kölner übertrieben es am Samstag mit der Vorfreude, zwei Hundertschaften Vertreter des harten Kerns überschritten den Rhein, um der Gegenseite einen Besuch abzustatten, die Leverkusener Polizei bekam viel Arbeit. Ihre Beute, Schals und Fahnen aus dem gegnerischen Lager, präsentierten die Kölner Ausflügler anderntags stolz am Kurvenzaun samt einem schnell gefertigten Plakat: "Die Nummer eins am Rhein sind wir."

Leonardo Bittencourt überfordert Tin Jedvaj

Erstaunlicherweise gaben sie mit diesem Slogan das Bild auf dem Spielfeld wieder. Während die Kölner Profis zügig die Offensive suchten und dafür auch immer wieder Wege fanden, spielte der Favorit von der anderen Rheinseite ungefähr so, wie es der Trainer Heiko Herrlich offenbar befürchtet hatte, als er in der Vorschau aufs Derby eindringlich vor den Kölner Qualitäten warnte. Trotzdem trat seine Mannschaft mit schwer erklärlicher Trägheit dem Gegner entgegen, die hochbegabte Offensivreihe mit Kai Havertz, Leon Bailey und Julian Brandt ging dabei beispielhaft voran.

Je mehr Zweikämpfe die Kölner für sich entscheiden konnten, umso deutlicher wurde auch, dass Bayer ein Leck in der Deckung hatte. Tin Jedvaj kam auf der rechten Seite mit seinem Gegenspieler Leonardo Bittencourt gar nicht zurecht. Die Konsequenz drückte sich bald auf der Anzeigetafel aus: Auf Vorlage des wieder mal durchmarschierten Bittencourt brachte Yuya Osako den FC in Führung, Bernd Leno leistete ein Stück Beihilfe, indem er sich überraschen und den Ball durchrutschen ließ (9. Minute).

Auch der Rückstand weckte Bayer nicht auf, eine Kopfballchance von Lucas Alario war eines der wenigen Lebenszeichen, die Leverkusen in der Offensive zu setzen wusste (26.). Das war allerdings die letzte konstruktive Aktion des argentinischen Mittelstürmers. Als er das nächste Mal im Mittelpunkt stand, war sein Auftritt vorbei. Per Videobeweis hatte Schiedsrichter Osmers ermittelt, dass Alario seinem Bewacher Dominic Maroh einen Ellbogenschlag versetzt hatte. Logische Folge: rote Karte. Ein Geschenk für die Kölner, die sich bis zur Pause trotz deutlicher Überlegenheit und beachtlicher Spielkultur aber schwertaten, damit etwas Konkretes anzufangen. Ohne Simon Terodde (verletzt) und Claudio Pizarro (Bank) fehlte ihnen im Strafraum die Torgefahr.

Der FC war Hausherr im eigenen Stadion

In der Pause ordnete Herrlich die Reihen, wechselte den schwachen Jedvaj gegen Benjamin Henrichs und mit Joel Pohjanpalo eine neue Sturmspitze ein, und tatsächlich sah Bayer nun für eine Weile wesentlich entschlossener aus. Ein scharfer Torschuss von Brandt, den Timo Horn abblockte, war das erste Alarmzeichen für die Kölner, die ein wenig eingeschüchtert wirkten. Doch der Versuch der konzertierten Offensive scheiterte an der starken Kölner Abwehrreihe und an Akteuren wie dem französischen Techniker Vincent Koziello, der eine couragierte Gegenwehr leistete, als wäre Abstiegskampf seit Jahren sein Beruf.

Der FC war nun bald wieder der Hausherr im eigenen Stadion und setzte Bayer konsequent unter Hochdruck. In der 69. Minute zahlte sich das entscheidend aus: Charles Aránguiz, bis dahin noch einer der besten Bayer-Spieler, servierte dem Kölner Angreifer Simon Zoller durch einen missratenen Rückpass die Vorlage zum Solo. Ein Lupfer über Leno - und außer dem 2:0 war damit auch der Kölner Sieg perfekt.

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