1. FC Köln:Der selbsterklärte Dominator in der falschen Liga

VfL Bochum - 1. FC Köln

Geblieben, um mit dem 1. FC Köln den direkten Wiederaufstieg zu schaffen: Jonas Hector schirmt den Ball ab vor Bochums Sidney Sam.

(Foto: Guido Kirchner/dpa)
  • Der Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln tut sich beim 2:0-Sieg in Bochum schwer.
  • "Das HSV-Spiel hat uns gezeigt, dass die zweite Liga kein Selbstläufer ist", sagte Kölns Flügelspieler Christian Clemens.
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Von Ulrich Hartmann, Bochum

Der 1. FC Köln mag ein Porsche beim Bobbycar-Rennen sein oder ein Tiger in der Katzenpension - der Saisonauftakt des selbsterklärten Dominators in der zweiten Liga gelang mit dem 2:0 (1:0)-Sieg am Samstag beim VfL Bochum aber nur äußerst mühsam. Ein Bochumer Eigentor brachte nervöse Kölner überhaupt erst in die Spur. Bis dahin hatte der Torwart Timo Horn seine Mannschaft im Spiel gehalten. Hätte Bochums Robbie Kruse seine Chancen besser genutzt, dann hätte Köln seinen Saisonauftakt womöglich genauso verpatzt wie am Abend zuvor der Hamburger SV. "Das HSV-Spiel hat uns gezeigt, dass die zweite Liga kein Selbstläufer ist", sagte Kölns Flügelspieler Christian Clemens. "Mit diesen drei Punkten sind wir hochzufrieden, auch wenn sie vielleicht nicht verdient sind."

"Ich glaube, die Mannschaft ist stärker als in der vergangenen Saison", hatte der Manager Armin Veh vor dem Saisonstart gesagt. "Wir sind top aufgestellt - aber in der falschen Liga", sagte der Präsident Werner Spinner. 25 Millionen Euro Gehalt zahlt man den Fußballern, 50 000 Fans kamen zur bei der Saisoneröffnung, 25 000 Dauerkarten wurden verkauft. Das sind erstklassige Werte, doch der 1. FC Köln spielt eben nur in der zweiten Liga.

"Wir sind nicht gut in die Partie gekommen und mit einer unverdienten Führung in die Pause gegangen", sagte Trainer Markus Anfang, "aber in der zweiten Halbzeit haben wir das Thema zweite Liga richtig gut angenommen und gezeigt, dass wir kämpferisch auch auf diesem Niveau mithalten können."

Schiri Zwayer verweigert Bochum einen klaren Elfmeter

Drei Neue im Gesamtwert von 9,3 Millionen Euro hatten in der Kölner Startelf gestanden: der linke Innenverteidiger Rafael Czichos (1,8 Millionen Euro, Holstein Kiel) sowie die beiden zentral-offensiven Mittelfeldspieler Louis Schaub (3,5 Millionen, Rapid Wien) und Dominick Drexler (4 Millionen, ebenfalls Holstein Kiel, über den Umweg FC Midtjylland, wo er nicht einmal zum Einsatz kam). Um sie herum gruppierten sich acht Spieler, die das Tragen des Kölner Trikots schon länger gewohnt sind und dadurch die erforderliche Stabilität ins Spiel bringen sollten.

Doch nach einer Viertelstunde warf der Trainer hilflos beide Arme in die Luft und brüllte allerhand wütende Anweisungen aufs Feld. Es gefiel ihm überhaupt nicht, wie seine Spieler im Mittelfeld immer wieder Bälle verloren und den Bochumern vor dem Strafraum Spalier standen. Hätte Horn in der 17. Minute nicht einen Kopfball des Bochumer WM-Teilnehmers Kruse (Australien) aus dem Winkel geboxt, hätte es früh 0:1 gestanden.

Auch nach der ersten Auszeit (25. Minute, offizielle Trinkpause bei 40 Grad in der prallen Sonne) wurde es zunächst nicht besser. Wieder scheiterte Kruse an Horn (32.), und als er in der 40. Minute auch seine dritte Chance vergeben hatte, drückte er sein Gesicht verbittert in die heißen Halme des Rasens. Man hat ja manchmal so eine Vorahnung, wenn man beim Fußball gute Gelegenheiten auslässt. In der 44. Minute tropfte dem 20 Jahre alten Bochumer Innenverteidiger Maxim Leitsch eine Flanke des Kölners Clemens auf den Kopf, von wo der Ball ins Bochumer Tor sprang. Vier Minuten später verweigerte der Schiedsrichter Felix Zwayer den Bochumern einen Elfmeter, als Kölns Jorge Meré dem VfL-Spieler Danilo Soares ein Bein stellte. Weil es in der zweiten Liga aber keinen Videobeweis gibt, widerfuhr den Gastgebern auch nachträglich keine Gerechtigkeit. Viel Pech für Bochum, viel Glück für die Kölner, deren Fans das Ende der ersten Halbzeit trotzdem überschwänglich besangen.

Nachdem sie in der ersten Halbzeit ihr spielerisches Potenzial noch nicht ausgeschöpft hatten, verloren die Kölner nach dem Seitenwechsel die vermeintlichen Restzweifel an ihrer obligatorischen Dominanz und spielten frei aufs Bochmer Tor. Czichos erhöhte in der 59. Minute auf 2:0, woraufhin die Fans mitteilten: "Der FC Köln ist wieder da." Nicht mehr da war dann bald Jorge Meré - der Kölner Innenverteidiger wurde nach zwei Fouls mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen. Die 20-minütige Überzahl nutzte Bochum aber auch nicht mehr zum Toreschießen. "Ich bin verärgert, weil wir uns diese unnötige Niederlage selbst zuzuschreiben haben", sagte der Trainer Robin Dutt.

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