FC Ingolstadt:Wespen im Höhenflug

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Hinten sicher, vorne treffsicher: Ingolstadts Innenverteidiger Nico Antonitsch (re.) jubelt nach seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 im Spitzenspiel bei Eintracht Braunschweig. (Foto: Selim Sudheimer/Getty Images)

Der FCI ist seit mittlerweile fünf Spielen ungeschlagen. Damit steckt er in der ausgeglichenen dritten Fußball-Liga gleich wieder mitten im Aufstiegsrennen.

Von Johannes Kirchmeier

Die Axt blieb erst einmal liegen. Das mag pazifistisch klingen, doch im Drittliga-Spiel des FC Ingolstadt bei Eintracht Braunschweig stimmte dieser Gedanke nicht: Denn die "Axt", das ist beim FCI der Linksverteidiger Peter Kurzweg, seitdem ihm aufgrund seiner rustikalen Spielweise mal ein Betreuer beim TSV 1860 München diesen Spitznamen verpasst hat; der Dachauer kickte einst in der Sechziger-Jugend. Am Samstag hatte er sich aber nun selbst verletzt, nach einem rüden Foul von Steffen Nkansah, der ihn im Mittelfeld mit voller Wucht traf. Nkansahs Angriff war so heftig, dass er nach 53 Spielminuten rote Karte sah und sich Braunschweigs Trainer Christian Flüthmann bei seinem FCI-Kollegen Jeff Saibene dafür entschuldigte, was nun auch eher selten im Profifußball vorkommt. Kurzweg musste verletzt ausgewechselt werden, er kann aber wohl bereits am kommenden Samstag gegen den FSV Zwickau (14 Uhr) wieder mitspielen.

Die Verletzung von Kurzweg war auch die einzige schlechte Nachricht vom Wochenende für die Ingolstädter, die das Spitzenspiel der dritten Liga 3:0 (3:0) gewannen. "Ich denke, dass die erste Halbzeit fast perfekt war", sagte Saibene. "Wir waren extrem effektiv, haben aus vier, fünf Chancen drei Tore gemacht und auch sehr, sehr wenig zugelassen."

Das Zwischenziel rückt näher: Bis zur Winterpause will der FCI unter den besten Drei stehen

Blitzartig wie die Wespen im bayerischen Hochsommer stach der FCI in kurzer Zeit im kühlen Braunschweig zu: Marcel Gaus (21.), Nico Antonitsch (23.) und Maximilian Thalhammer (26.) trafen. "Ohne andere Partien zu schmälern: Das war schon ein besonderes Spiel", sagte der Angreifer Stefan Kutschke, "weil wir wussten, wir können mit einem Sieg Braunschweig hinter uns lassen und uns oben an der Tabellenspitze festbeißen." Sein Team ist nun seit fünf Spielen ungeschlagen - und steckt so in der ausgeglichenen Liga gleich wieder mitten im Aufstiegsrennen, wo es vom Selbstverständnis her auch hingehört. Das Zwischenziel rückt näher: Bis zur Winterpause will der Zweitliga-Absteiger unter den besten drei Mannschaften stehen, sagt Kutschke.

Die Schanzer wittern langsam ihre Chance, die zuletzt auch Saibene erkannte: "Es sind viele Mannschaften auf einem recht guten Level, aber keine ist überragend", sagte er über die Liga. Womit er auch so ein bisschen auf sein Team schielte: Zwischenzeitlich war es etwas vom Weg abgekommen und unterlag dreimal nacheinander - gegen die Aufsteiger Viktoria Köln (0:3) und FC Bayern München II (1:2) sowie den punktgleichen Aufstiegskonkurrenten vom Halleschen FC (2:3).

Niederlagen, die für Michael Henke, Direktor Sport beim FCI, vor allem damit zusammenhingen, dass Saibene in dieser Zeit in der Defensive zu vielen Wechseln gezwungen war. Kurzweg musste wie Thomas Keller wegen einer Rotsperre pausieren, der Abwehrchef Björn Paulsen fehlte mit einer Wadenverletzung. "Nun haben wir uns wieder stabilisiert", sagt Henke. "Ich sehe uns ganz klar auf dem richtigen Weg." In Braunschweig blieb sein Klub erstmals seit mehr als einem Monat ohne Gegentor. Allerdings spielt er nun mit Tobias Schröck als "Kopf der Abwehr", neben ihm verteidigt der Österreicher Nico Antonitsch. Und vor ihnen ordnet der nach einer Leihe vom SSV Jahn Regensburg zurückgekehrte Maximilian Thalhammer das Spiel. Den 22-Jährigen, "der ja als Sechser immer noch ein junger Spieler ist", findet Henke von Spiel zu Spiel besser - mit seinem Rechtsschuss entschied er nun die Partie in Niedersachsen.

Der Däne Paulsen schaut seit seiner Rückkehr von der Bank aus zu, da Schröck und Antonitsch gut harmonieren und Saibene im Erfolg nicht erneut umbauen will. Zuletzt schossen beide Verteidiger nach Eckbällen auch noch Tore. Gerade Antonitsch, den Henke im Sommer als vorletzten Neuen zum Team lotste, erwies sich wie der letzte Zugang, Angreifer Dennis Eckert Ayensa (vier Tore, drei Vorlagen), als echte Verstärkung in den bislang sieben Einsätzen. Und für den Platz in der Startaufstellung am Samstag hat Antonitsch ohnehin einen Vorteil: "Ich weiß ja nur zu gut aus den letzten zwei Jahren, wie eklig es ist, gegen Zwickau zu spielen", sagt er. Der 28-Jährige trifft auf seinen früheren Verein. Trotz der immer noch freundschaftlichen Beziehung zu den Sachsen wahrscheinlich mit der Axt an seiner Seite.

© SZ vom 05.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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