Flanken, immer wieder Flanken. Und noch mehr Einwurf-Flanken. Ryan Malone schafft es immer wieder, den Fußball mit viel Effet bis an den Elfmeterpunkt zu werfen. Trainerin Sabrina Wittmann sprach später auch von einer „hohen Boxbesetzung“, aber die Quantität in Sachen Personal als auch in Sachen Bälle im gegnerischen Strafraum ergibt in Summe eben noch keine Gefahr. „Ich habe nicht viel Chancen von Ingolstadt gesehen“, fand der gegnerische Trainer Holger Bachthaler. Sein Regionalligist FV Illertissen ist nicht erst seit dem 1:0 gegen Ingolstadt zu einem echten Pokalschreck für höherklassige Mannschaften geworden.
Nach der 90. Spielminute dieses Toto-Pokal-Halbfinales waren zwei kurze Wutausbrüche zu vernehmen. Ingolstadts Co-Trainer Ilia Gruev kritisierte die kurze Nachspielzeit („Drei Minuten? Das kann nicht euer Ernst sein!“), Wittmann wurde es nach einer Abseitsstellung zu bunt („Das kann echt nicht sein, ey!“). Dann folgte in der doch fünfminütigen Nachspielzeit die beste Chance des Drittligisten der gesamten Partie, aber Illertissens Torwart Markus Ponath klärte spektakulär mit dem Bein – Ponath übrigens ist gerade vom FC Ingolstadt ausgeliehen.
Ingolstadt verlor also 0:1 gegen den Außenseiter. Besonders gerne ist der ambitionierte Drittligist gewiss nicht aus dem Verbandspokal ausgeschieden, schließlich nimmt der Sieger am DFB-Pokal teil, und solche Favoriten-Niederlagen können nicht selten die Stimmung nachhaltig vermiesen. „Wir werden alles daransetzen, dass die Euphorie, die nach dem letzten Auswärtsspiel in Verl vorhanden war, weiter aufrechterhalten wird“, sagte Co-Trainer Gruev in Illertissen. Die übrigen Kommentare fielen recht trocken aus, und es war dann schon auch ein wenig herauszuhören, dass es für den FC Ingolstadt Schlimmeres gibt, als am 24. Mai nicht im Landespokalfinale zu stehen. Viel wichtiger ist, wo die Mannschaft am 17. Mai stehen wird.
Dabei wäre Platz vier in der Drittliga-Tabelle, also die anderweitig erreichte DFB-Pokal-Teilnahme, auch nur ein Trostpflaster. Platz drei sollte es schon sein, denn das Ziel ist der Wiederaufstieg. Und eigentlich hatten sie gedacht, dass mit dem klaren 4:1 beim SC Verl vor der Länderspielpause die Flaute im Angriff beendet ist. Die Schanzer haben in der Liga die meisten Tore aller Mannschaften geschossen (55), aber auch sehr viele hinnehmen müssen (45). Logischerweise hatten sie deshalb verstärkt daran gearbeitet, die Defensive zu stärken, und auch deshalb den Zweitliga-Torwart Pelle Boevink verpflichtet (im Pokalspiel stand zum ersten Mal seit zwei Monaten mal wieder Marius Funk zwischen den Pfosten).
Der Einfallsreichtum im Angriff fehlt, wenn Sebastian Grönning nicht dabei ist
Doch mittlerweile scheint, eben mit der Ausnahme Verl, der Einfallsreichtum im Angriff abhandengekommen zu sein. Zumindest dann, wenn Sebastian Grönning nicht dabei ist. Der 28-jährige Däne führt zurzeit mit 16 Treffern die Drittliga-Torjägerliste an; das sich seit zwei Monaten haltende Gerücht, dass er im Sommer zu Hertha BSC wechselt, hat bisher niemand dementiert. In Illertissen fehlte Grönning jedenfalls, und das war der Mannschaft, Flanke hin, Einwurf her, deutlich anzumerken. Der Angreifer wurde ebenso geschont wie der Innenverteidiger und Stammspieler Simon Lorenz. In Bestbesetzung war Ingolstadt in Illertissen also nicht angetreten.
Und so dürften sich die Sorgen über die eigene Leistungsfähigkeit auch in Grenzen halten vor dem nächsten Heimspiel am kommenden Sonntag. Dann empfängt Ingolstadt als Fünfter den Sechsten Fortuna Köln, ein richtungsweisendes Spiel also mal wieder. Allzu viele gibt es in der laufenden Saison nicht mehr, die Konstanz im Spiel der Schanzer fehlt allerdings immer noch.