FC Ingolstadt:Unruhestifter im Strafraum

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Will sich einen Namen in Deutschland machen: Dennis Eckert Ayensa (re.) war nach zwei Jahren beim spanischen Erstligisten Celta Vigo vereinslos, vier Tore in sechs Spielen hat er nun schon für den FC Ingolstadt erzielt. (Foto: Stefan Bösl/imago)

Dennis Eckert Ayensa belebt das Offensivspiel von Drittligist FC Ingolstadt.

Von Johannes Kirchmeier

Dieses Angebot konnte er nicht ablehnen. Als es zum Ende der Transferphase Anfang September noch einmal hektisch wurde, da trudelten wie bei jedem Profiverein auch beim FC Ingolstadt 04 einige Offerten ein. Andere Vereine boten unzufriedene Kicker an, Spielerberater riefen an, "wir hatten so viele Spieler auf dem Tableau", berichtet Michael Henke, Direktor Sport. Und doch schien lange nicht der richtige Angreifer dabei zu sein. Der langjährige Co-Trainer und noch frische Sportdirektor beim Drittligisten war mit dem Aussortieren beschäftigt statt mit Verpflichtungen. Bis plötzlich der Name Dennis Eckert Ayensa zum Thema wurde. Das war das Angebot, das Henke nicht ablehnen konnte.

So brach beim ansonsten ruhigen Henke und seinem Direktorenkollegen Florian Zehe die Hektik aus: "Es war uns klar, dass wir schnell handeln mussten." Der 22-Jährige Eckert Ayensa, nach zwei Jahren beim spanischen Erstligisten Celta Vigo vereinslos, hatte auch andere, vielleicht lukrativere Angebote. Doch er entschied sich für Ingolstadt, hier will er sich in Deutschland einen Namen machen, nachdem er nach der Ausbildung beim 1. FC Köln, Alemannia Aachen und Borussia Mönchengladbach ins Heimatland seiner Mutter wechselte. Auf ewig wird die Verbindung aber wohl nicht halten, Eckert Ayensa sagt offen, dass der FC Ingolstadt für ihn eine Station auf dem Weg nach oben sein soll.

Sportdirektor Henke schmerzt besonders die anfällige Abwehr

Seit seinem Wechsel sorgt Eckert Ayensa konsequent für Unruhe in den gegnerischen Strafräumen. Vier Tore erzielte er in den sechs Partien, zwei bereitete er vor. Zuletzt assistierte er beim 2:2 von Marcel Gaus am vergangenen Samstag gegen Preußen Münster (3:2). Eckert Ayensa sei ein Transfer, der "gut getan" habe, findet Henke. Er ergänzt als quirliger Angreifer im Zweier-Sturm von Jeff Saibene den Hünen und Kapitän Stefan Kutschke, mit dem das Zusammenspiel in manchen Situationen aber noch etwas hapert.

Damit steht die Kombination nach dem ersten, etwas holprigen Saisondrittel auch ein bisschen für den gesamten Verein. Der Absteiger Ingolstadt tut sich noch schwer in der neuen Liga, die für Henke ähnlich kampfgetrieben wirkt wie die zweite Liga. Vor dem Spitzenspiel bei Eintracht Braunschweig am Samstag (14 Uhr, Bayerisches Fernsehen) ist Ingolstadt Fünfter, drei Punkte hinter der Spitze und zwei hinter dem Dritten Braunschweig. "Alle freuen sich darauf", sagt Henke: "Die Partie wird zeigen, ob wir oben mitspielen können in der dritten Liga."

Noch scheint das ja nicht ganz klar zu sein. Der Erfolg gegen Münster war der erste Heimsieg seit dem 2. August. Und auch dieser Erfolg wackelte lange. Die Ingolstädter lagen 0:2 zurück, ehe sie durch Tore von Fatih Kaya und Marcel Gaus ausglichen. Tobias Schröck, ein Jahr lang fast durchweg verletzt und laut Henke nun der Kopf der Abwehr, erzielte den späten Siegtreffer. Verbesserungsbedarf sieht Henke noch in allen Bereichen, auch bei sich selbst. Aber besonders die anfällige Defensive schmerzt den früheren Assistenten von Ottmar Hitzfeld, der beim FC Bayern ein defensivstarkes Team zum Champions-League-Sieg 2001 coachte. In den vergangenen acht Partien blieb der FCI nur einmal ohne Gegentor. Zudem ärgert Henke, wie leichtfertig das Team zuletzt die Führungen gegen Halle (2:3) oder Chemnitz (1:1) im Sportpark aus der Hand gegeben hat. "Wir dürfen keine Vorteile verschenken, das war mir schon immer wichtig, und das habe ich den Spielern auch gesagt."

Ein Stück Rasenarbeiter ist Henke im Bürojob geblieben. Er versucht immer noch jede Trainingseinheit seines Teams zu verfolgen, nur macht er das inzwischen etwas schicker gekleidet, nicht mehr in Trainingsklamotten. Auch die Spiele verfolgt er von der Auswechselbank aus - unweit vom Trainer Jeff Saibene, neben Zehe einem seiner wichtigsten Ansprechpartner im Verein. Der Sportdirektor Henke bereitet aktuell schon das Vorgehen in der nächsten Transferphase vor, er muss nun anders als früher nun mal weit über das nächste Spiel in Braunschweig hinausdenken. Für seinen Klub bedeutet das im Januar: "Die Basis steht, aber wir gucken schon, ob sich noch was ergibt." Es kann gut sein, dass wie im September wieder ein Angebot auf seinem Tisch landet, das Michael Henke nicht ablehnen kann. Er weiß, was dann zu tun ist.

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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