FC Ingolstadt:Spaß an Gegners Verzweiflung

FC Augsburg v FC Ingolstadt - Bundesliga

Baumstammartige Oberschenkel, unermüdlich im Zweikampf: Australiens Nationalstürmer Mathew Leckie (links, gegen Augsburgs Philipp Max).

(Foto: Johannes Simon/Getty Images)

Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt bleibt seinem Stil treu und siegt im Derby durch ein Tor von Mathew Leckie.

Von Kathrin Steinbichler, Augsburg

Noch lange nach dem Spiel tigerte Ralph Hasenhüttl wie ein Boxer nach dem Kampf durch den Bauch der Augsburger Arena. Immer wieder wischte der Trainer des FC Ingolstadt sich mit einem schwarzen Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht, die Temperaturen waren heiß gewesen, das Spiel hitzig, der Sieg beim FC Augsburg ein Kraftakt. Und Hasenhüttl, der ehemalige Stürmer, hatte wie immer am Spielfeldrand mitgelitten mit seiner Mannschaft. Danach brauchte der 48-Jährige nicht lange, um sich sicher zu sein: "Wir waren letztes Wochenende ein bisschen am Boden der Tatsachen angekommen nach dem 0:4 gegen Dortmund", gegen Augsburg aber "sind wir genauso mutig gewesen, das war der richtige Ansatz." 1:0 (0:0) gewann der Aufsteiger, es war nach dem 1:0 in Mainz der zweite Sieg im dritten Bundesligaspiel, und Torhüter Ramazan Özcan wusste: "Wir haben jetzt sechs Punkte, das sind sechs mehr, als jeder uns zugetraut hat."

Der FCI hat ohnehin nichts gegen die Rolle des Außenseiters, sie gefällt den Spielern sogar. "Die Mannschaft zieht sich an jedem Ballgewinn hoch, das pusht", erklärte Stürmer Lukas Hinterseer und ergänzte: "Das macht Spaß, wenn man sieht, dass der Gegner verzweifelt." Daneben bringt der FCI auch die Geduld und das Selbstvertrauen mit, um in den entscheidenden Momenten des Spiels dann selbst die Chance zu suchen. So wie Stürmer Mathew Leckie, der mit dem schwächeren linken Fuß aus 25 Metern derart gekonnt abzog, das auch Augsburgs Manager Stefan Reuter das Prädikat "Sonntagsschuss" vergab. Davor hatte bereits Markus Suttner einen Freistoß an die Latte gesetzt (30.), einen Torschuss von Moritz Hartmann lenkte FCA-Torhüter Marwin Hitz mit den Fingerspitzen zur Ecke (44.).

Der zweite Dreier des FC Ingolstadt beruhte allerdings nicht auf Kunst, sondern auf der Konzentration auf das, was die Mannschaft am besten kann: arbeiten und mitdenken. Unter der Woche, nach dem 0:4 gegen Dortmund, hatte Hasenhüttl "einen Plan B" trainieren lassen, wie Stürmer Lukas Hinterseer anschließend verriet, eine defensivere Variante also, um vorbereitet zu sein auf wuchtige Augsburger. Doch Plan B "ist heute noch nicht zur Anwendung gekommen", sagte Hinterseer, "das Pressing hat ja funktioniert, also haben wir den Plan nicht gebraucht."

Mit diesem kompakten, lernbegierigen Auftreten dürften es die Ingolstädter in der Tat einigen Gegnern schwer machen, zu Toren und Punkten zu kommen. Hasenhüttl jedenfalls ist überzeugt: "Unser Vorsatz ist: Wenn's mal einen verbraten gibt, das als Lehrstunde hinzunehmen und weiterzumachen, sich nicht unterkriegen lassen." Ganz am Ende, als alles gesagt war, wischte Hasenhüttl sich noch einmal das Gesicht. Dann ging er, erschöpft wie ein Boxer. Wie einer, der gewonnen hat.

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