FC Ingolstadt:Rhythmus gefunden

v li Reena Wichmann SV Werder Bremen 6 und Ramona Maier FC Ingolstadt 04 18 im Zweikampf Du; Fußball - Frauen - FC Ingolstadt Ramona Maier

Ingolstadts aktuell erfolgreichste Torschützin: Ramona Maier (Mitte, im Duell mit Bremens Reena Wichmann) hat in der Liga bisher vier Mal getroffen.

(Foto: imago)

Die Fußballerinnen des FCI haben sich erstaunlich gut in der zweiten Liga etabliert und profitieren auch von Bayern.

Von Anna Dreher

Das 3:3 gegen den SV Meppen ist ein guter Anfang gewesen, damit war nicht zu rechnen, wegen der Nervosität vor der neuen Aufgabe, die an diesem Tag offiziell begann. Eine Woche später wieder Unentschieden, 2:2 gegen die zweite Mannschaft des 1. FFC Frankfurt. Auf den 2:1-Sieg gegen Arminia Bielefeld folgte die erste Niederlage, 0:2 in Bremen, aber Werder ist diese Saison klarer Favorit, in jeder Partie. Fünfter Spieltag, 2:0 gegen Turbine Potsdam II, danach 3:1 gegen Cloppenburg, gut und dann dieses 2:3 gegen den VfL Wolfsburg II in einer Partie, die bei all den anfangs vergebenen Torchancen auch anders hätte ausgehen können.

Es ist nun jedenfalls so, dass die Fußballerinnen des FC Ingolstadt Sechster der zweiten Bundesliga sind - als Aufsteiger. Vor dem nächsten Spiel am Sonntag bei der TSG Hoffenheim II beträgt der Rückstand auf den Dritten Meppen drei, der auf Wolfsburg vier, der auf Tabellenführer Bremen acht Punkte. Und es ist schon eine Leistung für sich, dass diese Abstände nicht deutlicher ausfallen. "Wir sind grundsätzlich schon überrascht. Es wäre blauäugig gewesen, als Aufsteiger zu glauben, genauso erfolgreich zu spielen wie in der vergangenen Saison. Das wäre nicht angebracht gewesen. Da sind wir schon demütig rangegangen", sagt Alexander Ziegler, 47, seit zwei Jahren Trainer der FCI-Fußballerinnen. "Aber wir haben uns relativ schnell sehr gut zurecht gefunden und die wichtige Erfahrung gemacht: Okay, das passt, wir können auch hier bestehen."

Der FC Ingolstadt verstand sich von Beginn an nicht nur als Fußballklub für Männer, sondern auch für Frauen, nur eben mit unterschiedlichen Bedingungen. Das erste Team begann in der Saison 2004/2005 in der Bezirksoberliga Oberbayern, ein paar Mal wurde der Aufstieg in die Landesliga knapp verpasst, doch als der geschafft war, ging es nach einer Saison 2012 direkt in die Bayernliga. Im Sommer 2014 begann die Zeit in der Regionalliga Süd, bevor dieses Jahr nach zwei Siegen in der Relegation gegen den BV Bocholt der Sprung in die zweite Bundesliga gelang. "Wir hatten nie Druck, uns schnell weiterentwickeln zu müssen", sagt Josef Graf, Leiter von Ingolstadts Frauenfußballabteilung. "Wir konnten in Ruhe arbeiten und unseren Rhythmus finden. Das hat geklappt."

Was die Stellung im Verein angeht, hat sich durch den Aufstieg nicht viel verändert. Die Unterstützung ist da, der Frauenfußball wird jedoch weiterhin als Amateursport verstanden. Priorität hat die Rückkehr der Männer in jene Klasse, in der die Frauen nun spielen. Was sich aber verändert hat: Als Zweitligist ist der Klub für mehr Spielerinnen attraktiv geworden, Dieses Jahr kamen fünf Zugänge dazu: eine Spielerin des TSV Schwaben Augsburg, zwei Talente des FFC Frankfurt und zwei des FC Bayern München.

Überhaupt: die Bayern. Der Kader des Bundesligisten ist stark besetzt. "Und die zweite Mannschaft ist mehr eine U20. Wir sind also eine gute Anlaufstelle für diejenigen, die es nicht schaffen", sagt Graf. "Unser Höhenflug der vergangenen Jahre hat viel mit diesem Austausch zu tun. Zugespitzt formuliert sind wir der FC Bayern III." Graf schätzt, dass in der ersten Mannschaft des FC Ingolstadt zehn von 20 Spielerinnen einen Bayern-Hintergrund haben. Und umgekehrt sind auch Ingolstädter Talente nach München gewechselt.

Als Mitglied der oberen Tabellenhälfte beschäftigt sich Graf nun anders mit der Zukunft als erwartet. Mit dem Vorstand hat er über die Beantragung der Lizenzen für die erste und zweite Bundesliga im Winter gesprochen. Auch wenn die erste Liga kein festes Ziel ist. "Wenn man da mithalten will, muss man finanziell viel investieren, danach sieht es gerade nicht aus", sagt Graf. Vielleicht sammeln die Spielerinnen weiter Punkte, vielleicht interessieren sich dann neue Sponsoren und vielleicht hilft das alles dabei, in der zweiten Liga zu bleiben und von der ersten Liga zu träumen.

"Es ist noch zu früh, um wirklich sagen zu können, was das für eine Saison für uns wird. Wenn wir einen guten Tag haben, können wir gegen jeden gewinnen; wenn wir einen schlechten haben, gegen jeden verlieren", sagt Alexander Ziegler. "Aber ich traue meiner Mannschaft noch relativ viele gute Tage zu."

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