FC Ingolstadt:"Heute geht's noch. Morgen wird die Hölle"

SC Freiburg v FC Ingolstadt 04 - Bundesliga

Ein 1:1 in Freiburg reicht nicht zum Klassenerhalt: Der FC Ingolstadt steigt aus der Bundesliga ab.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Christoph Ruf, Freiburg

Wenige Minuten nach Abpfiff kam dann doch ein Ingolstädter in die Interviewzone des Freiburger Schwarzwaldstadions. Es war der Pressesprecher, Oliver Samwald, der den wartenden Journalisten berichtete, dass so schnell kein Spieler in der Lage sei, ein 1:1 zu kommentieren, das den definitiven Abstieg des Teams aus der ersten Liga bedeutet.

Zu bitter waren die Begleiterscheinungen eines Spiels, das aus Ingolstädter Sicht erneut all das spiegelte, was diese Saison an Widrigkeiten bereitgehalten hat. Bis zwei Minuten nach Schlusspfiff hatte es so ausgesehen, als könne der FC Ingolstadt noch auf den letzten Spieltag und ein Endspiel um den Klassenverbleib gegen Schalke hoffen. Denn von dort, aus Gelsenkirchen, war ein Last-Minute-Treffer zum 2:1 für die Schalker vermeldet worden, der den Drittletzten, den Hamburger SV, wieder näher an den Abstieg gebracht hätte. Als dann die Kunde die Runde machte, dass das Tor aberkannt worden war, sackten Spieler wie Dario Lezcano und Pascal Groß regelrecht in sich zusammen, es wurden Erinnerungen an die verpasste Schalker Meisterschaft 2001 wach. "Noch nach Abpfiff so eine Positivmeldung zu bekommen, macht`s noch bitterer", stöhnte Ingolstadts Trainer Maik Walpurgis bei der Pressekonferenz.

Das Spiel hatte schon mit einem Rückstand begonnen. Es war Maximilian Philipp, der einen Stellungsfehler von Romain Brégerie ausnützte und nach Vorarbeit von Niederlechner zur eher glücklichen Freiburger 1:0-Führung traf (31.) Aus Ingolstädter Sicht war die Aktion symbolisch für eine vom Pech geprägte Saison. Denn auch in Freiburg waren Walpurgis' Spieler bis zum Rückstand die bessere Mannschaft gewesen. Wütend und bissig suchten sie die Zweikämpfe und attackierten die Freiburger tief in deren Hälfte.

"Eine tolle Truppe, die sich toll entwickelt hat"

Das war durchaus ansehnlich ­- auch wenn das ruppige Zweikampfverhalten der Ingolstädter im Schwarzwaldstadion nicht für Sympathiebekundungen sorgte. Doch dass ein Team, das um den Klassenerhalt kämpft, hart in die Zweikämpfe geht, darf man als Zeichen der Entschlossenheit deuten. Trainer Maik Walpurgis war später voller Anerkennung für "eine tolle Truppe, die sich toll entwickelt hat", allerdings schwang tiefe Enttäuschung in der Stimme mit.

Zum 1:1-Ausgleich (43.) war Ingolstadt mit großer spielerischer Leichtigkeit gekommen: Marcel Tisserand marschierte ungehindert durch die Freiburger Deckung, die so lebhaft reagierte, als sei das Spiel gerade unterbrochen worden. Nach gut 40 Metern schloss er ab und scheiterte erst am besten Freiburger, Keeper Alexander Schwolow, der immerhin noch abwehren konnte, ehe Dario Lezcano den Ball ins Netz köpfte (43.).

Dass die 23 500 Zuschauer trotz des aus Freiburger Sicht indifferenten Ergebnisses zufrieden nach Hause gingen, lag auch an den zahlreichen Torraumszenen, die sich im zweiten Durchgang vor allem Ingolstadt erarbeitet hatte. Die kurioseste hatte allerdings Freiburg: Niederlechner setzte sich im Strafraum durch, scheiterte aber frei vor Ingolstadts Keeper Martin Hansen. Den Abpraller hätte Janik Haberer locker zum Führungstreffer verwertet, doch auf der Linie stand mit Niederlechner der eigene Mitspieler, der unfreiwillig klärte. Was folgte, konnte aus Perspektive des Ingolstädter Anhangs durchaus als Tragik bezeichnet werden: Mathew Leckie (53.), Markus Suttner (60.), Almog Cohen (61.) und Pascal Groß (86.) hatten allesamt prächtige Chancen, ihren Klub in Führung zu bringen, doch sie scheiterten an Freiburgs Torwart.

Das Schlusswort gebührte dem Freiburger Trainer Christian Streich, der seinen Kollegen mit den sehr einfühlsamen Worten verabschiedete: "Vor drei Jahren ging es uns wie euch. Heute geht`s noch. Morgen wird die Hölle, und die zwei Wochen danach auch", sagte Streich: "Und nach den zwei Wochen wirst du für die gute Arbeit belohnt, die du geleistet hast."

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