FC Ingolstadt:Gewinnen verlernt

3. Fußball-Liga - Saison 2019/2020 - FC Ingolstadt 04 - Victoria Köln - Andre Weiss Torwart Köln - Björn Paulsen ( 4,FCI; Fußball - Dritte Liga - FC Ingolstadt - Dennis Eckert Ayensa

Ziel verfehlt: Ingolstadts Angreifer Dennis Eckert Ayensa schoss den Ball erst über die Latte – und dann auf Kölns Torhüter André Weis.

(Foto: Stefan Bösl/imago images)

Der FC Ingolstadt verliert 0:1 gegen Viktoria Köln und befindet sich damit längst nicht mehr hoffnungsvoll auf einem Aufstiegsplatz Richtung 2. Bundesliga, sondern inzwischen in einer handfesten Form-Krise.

Von Johannes Kirchmeier

Es war schon ein gewitzter Versuch, einen gestürzten Fußballverein wieder auf die große Bühne in Deutschland zu hieven. Bei einer Pressekonferenz zum neuartigen Coronavirus erklärte der Innenminister und gebürtige Ingolstädter Horst Seehofer vergangenen Donnerstag, welche Großveranstaltungen in Deutschland künftig ausfallen könnten: Entscheidend sei dabei, führte er aus, ob besonders viele Menschen aus belasteten Ländern kämen. Dann sagte er: "Das muss man anders beurteilen, als wenn der FC Ingolstadt gegen Unterhaching spielt."

Seehofer lachte, erst halbherzig, dann heftig - der Klub seiner Heimat, vor drei Jahren noch Bundesligist, spielt ja mittlerweile Drittligafußball. Und das nicht sonderlich berauschend, wie man am Sonntagnachmittag besichtigen konnte: Der FCI trat da zwar nicht gegen Unterhaching an, sondern gegen das abstiegsbedrohte Viktoria Köln. Mehr Glück brachte das aber auch nicht, Ingolstadt verlor 0:1 (0:0) und bleibt damit zum vierten Mal in Serie ohne Punkt. Seit mehr als 350 Spielminuten sind die Oberbayern ohne eigenen Treffer. Und anders als bei einem Derby gegen Haching kamen auch nur 4972 Zuschauer in den 15 000 Zuseher fassenden Sportpark, so wenig wie noch nie in dieser Saison. Was im Übrigen der Definition nach, dass sich 5000 Besucher zeitgleich auf dem Veranstaltungsgelände befinden, geradeso eine Großveranstaltung darstellte - wenn man Spieler und Trainer der Teams dazuzählt.

Die Ingolstädter haben also sportlich mit großen Problemen zu kämpfen: Sie haben das Gewinnen verlernt und stecken nun in der größten Krise der Saison. Direkt nach der Winterpause waren sie noch hoffnungsvoll von einem Aufstiegsplatz in die Rückrunde gestartet, nun sind sie auf dem Weg nach unten - bis auf Rang fünf in der engen Liga. "Es läuft momentan nicht, insofern kann man schon von einer sportlichen Krise reden", sagte der Trainer Jeff Saibene bereits vor der Partie. "Es sind schwierige Phasen, die wir überstehen müssen, wir müssen zusammenstehen", fügte er dann noch geknickt an.

Auch seine vier Wechsel in der Startelf konnten die momentanen Defizite nicht kaschieren, die Unsicherheit der Niederlagen sind den Spielern anzumerken. Sie agierten anfangs ungewohnt abwartend, als wollten sie erst einmal kein neuerliches Gegentor kassieren. Anfang Dezember beim 2:0 gegen Magdeburg spielten sie ja zum letzten Mal zu Null. Erst nach wenigen Minuten traute sich der FCI am Sonntag dann mehr zu und erspielte sich erste Chancen - doch die Präzision beim letzten Pass und beim Torabschluss fehlten. Der Angreifer Dennis Eckert Ayensa trat den Ball aus wenigen Metern übers Tor (17.), sein Kollege Maximilian Beister schoss aus zehn Metern nicht scharf genug (25.) und Eckert Ayensa traf danach Kölns Torwart André Weis (28.). "Ich glaube, Dennis hätte in so einem Spiel vor ein paar Wochen zwei, drei Tore gemacht. Im Moment gehen sie halt nicht rein", sagte Saibene. "Üben, üben, üben und das Glück erzwingen" wolle er jetzt mit seinen Spielern.

Es ist ja nicht so, dass Ingolstadt das am Sonntag nicht auch versuchte: Aber wenn zehn Eckbälle nicht dazu reichen, eine Torchance zu kreieren, offenbart das eine entscheidende Schwäche in der Offensive. Treffsicher zeigte sich stattdessen kurz nach der Halbzeit der Gegner, als er erstmals gefährlich vors Tor kam. Der für den verletzten Kölner Toptorjäger Albert Bunjaku in die Startelf gerückte Stürmer Michael Seaton entwischte seinem Gegenspieler Nico Antonitsch und spielte den Ball dann weiter in den Strafraum, wo der ehemalige Würzburger Steven Lewerenz ins kurze Eck traf. Einen Spalt zu weit öffnete der Tormann Fabijan Buntic sein Tor, es war der entscheidende Fehler, der empfindlich bestraft wurde (53.). "Diese Niederlage tut richtig weh", fand Antonitsch.

Nach der Partie gegen Viktoria Köln dauerte es etwas länger als üblich, ehe er und seine Mitspieler wieder aus der Kabine kamen, sie hielten eine kurze, krisenbedingte Mannschaftssitzung ab. "Wir haben gesagt: Wir müssen jetzt zeigen, was es wirklich heißt, eine Mannschaft zu sein", verriet der Verteidiger. Die Ingolstädter haben dazu am Sonntag kurioserweise die Gelegenheit bei einem Team, das in den vergangenen Wochen noch tiefer gestürzt ist als sie selbst: beim Halleschen FC, der zuletzt neun Spiele nicht gewinnen konnte - acht davon hat der Tabellenfünfzehnte sogar verloren.

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